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6. September 2010 / 01:26 Uhr

Kirchensturm auf der Baumgartner Höhe

„Mir persönlich ist es ja wurscht, ob es Minarette gibt oder nicht“, nahm jüngst Wiens Bürgermeister Michael Häupl einen unmissverständlichen Standpunkt in der aktuellen Debatte ein. Während er also wild entschlossen scheint, Muslime bei sämtlichen Bauvorhaben einfach gewähren zu lassen, ist es ihm genauso wurscht, dass gläubige Christen beinahe von der Polizei-Spezialeinheit WEGA aus einer Kapelle entfernt wurden, die einem Andachtsraum für alle Religionen weichen soll.

Der nächtliche Kirchensturm ereignete sich von Freitag auf Samstag. Betroffen ist die Kapelle im Geriatriezentrum Baumgarten in Wien-Penzing. Viele Gläubige wehren sich seit einiger Zeit gegen die geplante Schleifung der Kapelle. Sie haben eine Bürgerinitiative ins Leben gerufen. Um ihre Proteste ins Leere laufen zu lassen, ließ die Heimleitung während der kurzen Abwesenheit des für die Kapelle zuständigen Pater Ivan das Schloss austauschen. Darauf eskalierte die Situation. Die Heimleitung ließ die WEGA samt Hunden anrücken. Werner Pelinka von der Bürgerinitiative fühlte sich behandelt „wie Hausbesetzer“.

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24 Stunden später ist offenbar alles wieder in bester Ordnung. Wiens Geriatrie-Leiter Roland Paukner hat Kreide gefressen und verspricht einen vollwertigen Ersatz nach dem Abriss der Kapelle. "Uns ist klar, dass es bei den Katholiken im Gegensatz zu allen anderen Religionen die reale materielle Gegenwart Gottes gibt. Daher wird im Neubau in drei Jahren auch Platz für einen Raum mit dem Allerheiligsten sein", wird Paukner in der Kronen Zeitung zitiert. Doch kann man diesem Mann trauen?

Roter Abteilungsleiter zu Katholiken: "Ihr werdet bald eine Minderheit sein!"

Ohne mediale Aufmerksamkeit kann der Abteilungsleiter des Wiener Krankenanstaltenverbundes (KAV) nämlich ganz anders. Ein Zeuge berichtet von einer Aussprache mit Gläubigen nach der möglicherweise letzten Messe in der Baumgartner Kapelle. Paukner, der sich als Vorsitzender der sozialdemokratischen Ärzte für seinen hohen Posten empfohlen hat, soll versucht haben, über die Gläubigen drüberzufahren:

„Wenn Ihr Katholiken glaubt, dass ihr die Einzigen seid in dieser Stadt, habt ihr euch getäuscht. Es gibt 16 anerkannte Religionsgemeinschaften, die haben alle dieselben Rechte wie ihr. Die Multikulturelle Gesellschaft ist nun mal Realität. Und Ihr werdet sehen: In Zukunft kommen noch mehr Migranten, die andere Religionen haben. Wollt ihr denen ihre Rechte auf Ausübung ihrer Religion absprechen? Ihr werdet bald nur eine Minderheit sein, neben vielen anderen.“  

Mit seinen Tiraden dürfte sich Paukner allerdings eine blutige Nase geholt haben, wurde ihm doch entgegen gehalten, dass es seit der Beendigung der nationalsozialistischen Tyrannei auf österreichischem Boden bis dato nie wieder dazu gekommen sei, dass öffentliche Organe oder deren Mittelsmänner gegen den Willen der Kirche an sakrale Gegenstände auf kirchlichem Boden Hand angelegt hätten.

Erzdiözese greift erst im letzten Augenblick ein

Die Bürgerinitiative scheint gut beraten, weiter gegen den Abriss der Kapelle zu kämpfen. Aus Versprechen dieses Mannes sollte nicht allzu viel gegeben werden, vor allem zumal auch der Rückhalt aus den eigenen Reihen zu wünschen übrig lässt. Hätten sich die Betroffenen nicht auf die Hinterbeine gestellt, wäre ihnen nicht einmal die Erzdiözese Wien zu Hilfe geeilt. Erst nach dem Polizeieinsatz fand es Weihbischof Scharl am Samstag der Mühe wert, seine Zustimmung zum Abbruch der katholischen Kapelle zu verweigern. Ohne mediale Aufregung wäre sein Protest – wenn überhaupt – wohl erst nach dem Abriss zu erwarten gewesen. Als einzige Partei steht die FPÖ an der Seite der Gläubigen. Der Wiener Landtagsabgeordnete Johann Gudenus kritisierte auch die fragwürdige Vorgehensweise ohne Aufhebung des Denkmalschutzes und ohne Bewilligungsbescheid für einen Neubau.

Tatsächlich bestehen an der Sinnhaftigkeit des gesamten geplanten Umbaus auf der Baumgartner Höhe erhebliche Zweifel, wie dieses Video dokumentiert.

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