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27. September 2010 / 14:57 Uhr

Der Euro – Friedensprojekt oder Faustpfand?

Deutschlands Altkanzler Helmut Kohl hält die europäische Gemeinschaftswährung für den Garant immerwährenden Friedens in Europa. Führende Wirtschaftsexperten bezeichnen den Euro als ökonomische Notwendigkeit im Zeitalter der Globalisierung. Nationalstaatliche Währungen hätten schlicht nicht mehr das notwendige Gewicht, um Angriffen von Hedgefonds standzuhalten.

Die spekulative Attacke von George Soros auf das britische Pfund wird in diesem Zusammenhang gerne ins Feld geführt. Soros vermutete im Jahr 1992, dass die Märkte die Inselwährung überbewerteten. In einem Anfall von Narzissmus fühlte er sich ausersehen, die restlichen Marktteilnehmer zu belehren und diese Fehleinschätzung zu berichtigen. Dazu bediente er sich des von ihm kontrollierten und üppig mit Kapital ausgestatteten "Quantum Funds". Soros "shortete" das Pfund, es wettete auf dessen Verfall. Die von ihm eingesetzte Kapitalmenge erzwang dann tatsächlich eine Abwertung durch die Notenbank – mit schwerwiegenden Folgen für die Idee der europäischen Einheit. Die Abwertung reichte nicht aus, um die Überbewertung zu berichtigen. Also sah sich Großbritannien gezwungen, aus dem Europäischen Währungssystem auszuscheiden.

Wiedervereinigtes Deutschland als Gefahr für Machtbalance in Europa

Das angeführte Beispiel zeigt, dass eine Währung mehr Hintergrund als kosmopolitisches Gedankengut und das Streben nach Frieden benötigt. Große ökonomische Differenzen kann auch keine noch so ausgeprägte Völkerfreundschaft überwinden.

Westeuropa war über die sich vor 20 Jahren abzeichnende Wiedervereinigung des getrennten Deutschlands nicht glücklich. Allen voran Frankreich blickte mit Argusaugen auf die Entwicklungen östlich des Rheins. Westdeutschland hatte eine ähnliche Bevölkerungszahl wie Frankreich, Italien und Großbritannien. Die Wirtschaftsleistung war zwar höher, konnte aber allein die "Balance of Power" im damaligen Europa nicht nach Germanien verschieben.

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Die Wiedervereinigung würde einen seit 45 Jahren schlafenden Giganten in Mitteleuropa wecken. Um sich gegen mögliche imperialistische oder revanchistische Bestrebungen des neuen Staates abzusichern, verlangte Francois Mitterand, Deutschland fester in Europa einzubinden. Der Euro schien ihm ein geeignetes Mittel zu sein und diente ihm als Faustpfand. Schließlich bedurfte die Vereinigung der beiden deutschen Staaten der Zustimmung Frankreichs als Siegermacht des Zweiten Weltkrieges.

Mit der Einführung einer Gemeinschaftswährung ist nicht nur ein neues Zahlungsmittel verbunden. Der einzelne Staat gibt seine Hoheit über Geld- und Zinspolitik ab. Zwei der drei "Stellschrauben der modernen Volkswirtschaft", wie der Ökonom Hans-Werner Sinn argumentierte, zu denen dieser ansonsten noch die Lohnstückkosten rechnet.

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Francois Miterrand und Helmut Kohl: Tausche Wiedervereinigung gegen Euro?

Folglich stellt der Euro einen bedeutenden Einschnitt in nationale Hoheitsrechte dar. Dem im Entstehen begriffenen deutschen Riese wurden enge Zügel angelegt. "Mitterand wollte keine Wiedervereinigung ohne einen Fortschritt bei der Europäischen Integration, und das einzige Terrain, das vorbereitet war, war der Euro", plaudert sein früherer Berater Hubert Vedrine gegenüber dem Spiegel aus dem Nähkästchen. Tatsächlich widersprechen viele Maßnahmen der Europäischen Zentralbank den Interessen der Bundesrepublik und ihrer Wirtschaft. So mussten deutsche Banken in großem Stil griechische Staatsanleihen kaufen und dürfen diese erst nach Ablauf von drei Jahren wieder verkaufen. Damit sollte ein finanzieller Zusammenbruch Griechenlands verhindert werden, denn ohne Hilfe hätte sich der bankrotte Balkanstaat nicht mehr refinanzieren können. Deutsche Banken wurden dazu verdammt, diesen finanziellen Sondermüll in ihren Büchern zu horten.

Ach übrigens. Amtliche Stellen in der Bundesrepublik leugnen jeden Zusammenhang zwischen dem Euro und der Wiedervereinigung. Es handle sich – ganz nach Helmut Kohl – um ein Friedensprojekt.

Foto: Deutsches Bundesarchiv / Lothar Schaack

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