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Noch ist er ganz: Cristian Kollmann überreicht den Preis an Bürgermeister Caramaschi.

8. Feber 2017 / 17:24 Uhr

Süd-Tiroler Freiheit verleiht Bürgermeister von Bozen “Goldenen Benito” – der zerschlägt ihn

Renzo Caramaschi, ein Politiker der Partito Democratico (PD), ist Bürgermeister der (Süd-)Tiroler Stadt Bozen, der kürzlich mit einem besonderen Preis geehrt wurde. Er erhielt ob seiner zweifelhaften Verdienste „für seine Beihilfe zur Förderung einer positiven faschistischen Erinnerungskultur in Südtirol und Italien“ den „Goldenen Benito“, der an Italiens faschistischen Diktator Benito Mussolini erinnert.

Duce-Skulptur als Negativpreis

Als Vertreter der Bozener Ortsgruppe der Süd-Tiroler Freiheit überreichten der ehemalige Bozner Vizebürgermeister Oswald Ellecosta sowie die ehemalige Landtagsabgeordnete Eva Klotz und Cristian Kollmann dem Bürgermeister Caramaschi die etwa 50 Zentimeter hohe, goldfarbene Duce-Skulptur, auf deren Podest – in Anspielung auf die durch den Holocaust-Gedenktag veranlasste Internetaktion „I remember“ – ein Schildchen mit dem Satz „remember all fascisms!“ aufgeklebt war – auch die Neue Südtiroler Tageszeitung berichtete ausführlich darüber.

Auch der Bozener Bürgermeister hatte sich an der Aktion des Holocaust-Gedenkens beteiligt, doch gerade in diesem Zusammenhang wirft die Süd-Tiroler Freiheit Caramaschi „Zweigleisigkeit und Unglaubwürdigkeit“ vor.

Bürgermeister missbraucht Holocaust

Der Bozener Ortssprecher der Süd-Tiroler Freiheit, Cristian Kollmann äußerte sich folgendermaßen dazu:

Wenn Caramaschi auf der einen Seite des Holocausts gedenkt, doch auf der anderen Seite Denkmäler des Faschismus reaktiviert, missbraucht er den Holocaust, um sich hinter diesem zu verstecken und vom italienischen Faschismus, der staatstragend ist und in die Gegenwart hereinstrahlt, abzulenken! Es darf nicht der Eindruck entstehen, dass der Nationalsozialismus nicht aufgearbeitet sei, und aber Italien und besonders Bozen in Sachen Faschismus mit sich im Reinen sei – gerade so, als ob der Faschismus endgültig der Vergangenheit angehören würde!

Förderung positiver Kultur der Erinnerung an den Faschismus

Genau das Gegenteil ist der Fall: Indem Caramaschi Duplikate des Markuslöwen und der römischen Wölfin auf die Säulen gegenüber dem so genannten Siegesdenkmal zurückhieven will, fördert er eine scheinbar positive Kultur der Erinnerung an den Faschismus und will diesen als ‚Faschismus light‘, als ‚Pazifaschismus‘ relativieren und zukunftstauglich machen!

SVP-Politiker erhält „Kleinen Feigling“

Da der Vizebürgermeister der Stadt Bozen, Christoph Bauer (SVP), sich bei der Abstimmung über die Wiederanbringung der beiden faschistischen Skulpturen der Stimme enthalten hatte, wurde er ebenfalls mit einer Anerkennung bedacht. Ihm wurde der „Kleine Feigling“ überreicht.

Faschismus ist keine Kunst sondern ein Verbrechen

Gegen diesen Beschluss des Bozener Stadtrates hatte Cristian Kollmann Einspruch erhoben, der allerdings vom Stadtrat mit der Begründung eines kunsthistorischen Stellenwertes der Skulpturen abgelehnt worden ist. Doch Kollmann hält dagegen, dass Faschismus keine Kunst sei, „sondern ein Verbrechen und eine Demütigung all jener, die nicht mitlaufen“.

Zusätzlich beauftragte Kollmann auch den Rechnungshof zu prüfen, ob die Kosten von 30.000 Euro für diese umstrittene Maßnahme vor dem Steuerzahler zu rechtfertigen sind. Eine Stellungnahme steht noch aus.

Insgesamt findet die Süd-Tiroler Freiheit den Umgang mit dem Faschismus in Bozen höchst besorgniserregend. Denn „eine positive faschistische Erinnerungskultur wie in Bozen wäre für Deutschland undenkbar“.

Duce zerschmettert

Bürgermeister Caramaschi konnte der Preisverleihung wenig abgewinnen und reagierte, wie es eines Bürgermeisters keineswegs würdig ist (siehe Video). In einem Zornanfall zerschmetterte er den Duce.

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Später spielte er noch beleidigte Leberwurst auf einer Pressekonferenz und riet den Preisverleihern der Süd-Tiroler Freiheit, dass sie sich schämen sollten, weil sie eine Unanständigkeit inszeniert haben sollen. Er lasse sich, so meinte Caramaschi, keine Mussolini-Statue überreichen, weil er angeblich zeitlebens den Faschismus abgelehnt habe, was allerdings angesichts der Siegesdenkmal-Provokation nicht sonderlich glaubhaft klingt.

Grüne, Sozialisten und angebliche Bürgerliche (SVP) schlagen sich lieber auf Seite des Faschismus

Für die SVP, die in grauer Vorzeit tatsächlich einmal die deutsch- und ladinischsprachigen Südtiroler vertreten hatte, war diese Aktion „nur ein Versuch, ethnische Konflikte heraufzubeschwören“. Und für die Grünen galt die originelle Preisverleihung als ein unangemeldetes Eindringen mit beleidigenden Worten „einiger Exponenten der rechten Südtiroler Politszene“, womit sie sich in augenscheinlichster Weise als Verteidiger des italienischen Faschismus outeten.

Dass sich natürlich auch die Partei des Bürgermeister Caramaschi, die Partito Democratico, mit ihm solidarisch zeigt, ist verständlich. Für diese linksliberal-sozialistisch ausgerichtete italienische Partei war die Preisverleihung eine Attacke auf die Landeshauptstadt und sogar auf demokratische Institutionen.

Glorifizierung einer undemokratischen Zeit

Dass aber gerade die in Bozen praktizierte faschistische Erinnerungskultur eine Zeit glorifiziert, in der Demokratie ein Fremdwort war, weiß Bürgermeister Caramaschi natürlich. Aber wenn es darum geht, der deutschsprachigen Mehrheitsbevölkerung Südtirols zu demonstrieren, dass Italien weiter in diesem Land das sagen haben wird, wird eben auf die faschistische Vergangenheit zurückgegriffen, für die die deutsche Sprache und Kultur in Südtirol kein Existenzrecht hatte, um die deutschsprachigen Tiroler heute noch zu demütigen.

Nerv getroffen!

Und was die Süd-Tiroler Freiheit mit ihrer Preisverleihung für einen italienischen Nerv getroffen hat, zeigt der Wutanfall Caramaschis großartig.

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