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9. November 2010 / 09:29 Uhr

Familienförderung: Ja natürlich! Aber wie?

Man kann es nicht mehr wegleugnen – die österreichische Familienpolitik ist „suboptimal“. Trotz immenser Anstrengungen zur Bereitstellung außerfamiliärer Kinderbetreuung ist die Geburtenrate weiterhin eher rückläufig.

Kinderreiche FamilieFamilienpolitik als Gesellschaftspolitik sollte mehrere Ziele erreichen, wobei eines der vorrangigsten wohl die physische Erhaltung der Gesellschaft selbst ist, also die Erzielung einer ausreichenden Fertilität (statistische Geburtenzahl pro Frau). Kaum weniger wichtig ist die Sicherstellung der stetig wachsenden Bildungschancen für die nachkommende Generation. Dazu soll auch noch erreicht werden, dass der erfüllte Wunsch nach eigenen Kindern zu keiner ernsthaften Minderung des Lebensstandards führt.

Unterentwickelte Staaten haben meist diese Probleme nicht, weil dort Kinder nicht nur ganz natürlich als eine Bereicherung des Lebens ihrer Eltern angesehen werden, sondern sie oft auch die „Altersversicherung“ ihrer Eltern darstellen, die, mangels Pensionsversicherungssystem, sonst keinen Versorgungsanspruch hätten. Die entwickelten Industrieländer haben erfreulicherweise seit Generationen Sozial- und Pensionsversicherungssysteme entwickelt, die diesen spezifischen „Zwang zum Kinderkriegen“ überflüssig gemacht haben.

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Kinder bedeuten ihren Eltern aber nicht nur „Sicherheit im Alter“, sie machen Freude! Gottseidank ist der humanen Natur gegeben, sich an ihrem eigenen Nachwuchs zu erfreuen. Das Heranwachsen seiner Kinder zu erleben ist ein natürliches Bedürfnis.

Kinder bedeuten auch Verantwortung und Verzicht

Erst in einer aus dem Lot geratenen Gesellschaft kommt es zu Überlegungen, welcher Verzicht diesem Bedürfnis gegenübersteht. Und da kommt oftmals der Gedanke an unangenehme Einschränkungen auf, denn Verantwortung zu übernehmen bedeutet auch die Investition von Zeit, Geld und Raum. Daher muss jede Familienförderung, die zumindest auch eine Steigerung der gesamtgesellschaftlichen Fertilitätsrate bezwecken will, diese Aspekte einbeziehen.

Dabei muss jede Familienpolitik, so sie erwünschtes Verhalten verstärken will, einerseits am wohlverstandenen Eigeninteresse der Geförderten ansetzen und darf andererseits den menschlichen Grundzug nicht außer Acht lassen, dass man sich meist mit jenen vergleicht, die mindestens gleich viel haben – und nicht mit einem abstrakten „Durchschnitt“. Im Englischen gibt es dafür den Ausdruck „Keeping up with the Joneses“. Wenn man also plötzlich nicht mehr soviel Freizeitaktivitäten hat wie die Arbeitskollegen, weil die Kinder Zeit und Geld beanspruchen, so kann da kaum trösten, dass jemand anderer noch weniger hat.

Förderung muss bei Geld, Zeit und Raum ansetzen

Effektvolle Förderung muss bei allen Faktoren gleichzeitig ansetzen: Es muss ein finanzieller Ausgleich der Belastungen angestrebt werden, eine Möglichkeit zur zeitlichen Unterstützung der Eltern und eine Bevorzugung beim Raumbedarf.

Man sollte sich aber auch genau die Modelle in den verschiedenen Ländern ansehen. Frühe und umfassende Betreuung auch der Kleinkinder ist kein Allheilmittel. Denn in Skandinavien scheint die heranwachsende Generation weit weniger gewalttätig aufzuwachsen als in Frankreich, wie dort die „Banlieu-Unruhen“ immer wieder zeigen. Genauere Erforschung der unterschiedlichen Strategien und ihrer Langzeiteffekte wären anzuraten.

Foto: gemeinde.niederhelfenschwil / flickr & Rita Köhler / Pixelio.de (Startseite)

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