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12. April 2012 / 14:13 Uhr

Freimaurer-Regeln gelten auch im U-Ausschuss

Peter Hochegger sagt derzeit im Korruptions-U-Ausschuss unter Wahrheitspflicht aus. Die Geheimhaltungsregeln der Freimaurerei muss er dabei allerdings nicht verletzen. Dies interpretierte Verfahrensanwalt Klaus Hoffmann, der dem U-Ausschuss beratend zur Seite steht und im Streitfall seine Einschätzung abgibt, ob Fragen zulässig sind.

Logentempel

Logentempel

Blick in den Tempel der Loge im Freimaurermuseum Schloss Rosenau.
Wer sich hier versammelt, darf ein Freimaurer nicht verraten.
Foto: Wolfgang Sauber / Wikimedia (CC BY-SA 3.0)

Zum Freimaurer-Eklat kam es während der Befragung Hocheggers durch die ÖVP-Abgeordnete Gabriele Tamandl. Hochegger hatte in seiner ersten Einvernahme vor dem U-Ausschuss ausgesagt, dass er Kontakte zu Logendbrüdern nicht geschäftlich genutzt habe. Tamnadl wollte das Gegenteil beweisen und zu diesem Zweck wissen, wer denn noch seiner Loge angehöre. Hochegger verweigerte die Auskunft. Die Regeln der Freimaurerei sähen vor, dass er sich zwar selbst öffentlich dazu bekennen dürfe, jedoch keine Logenbrüder namentlich nennen dürfe.

Die ÖVP reagierte empört, doch Verfahrensanwalt Hoffmann konnte Hocheggers Argumentation nachvollziehen. Tamandl verlas Hochegger schließlich eine Liste von Namen – darunter die ehemaligen Telekom-Vorstände Heinz Sundt, Rudolf Fischer und Gernot Schieszler, der Investor Martin Schlaff sowie der Anwalt Gabriel Lansky – und wollte wissen, ob diese in Hocheggers Loge Mitglied seien. Hochegger verneinte jedes Mal. Dennoch bleibt ein schaler Nachgeschmack. Hätte er einmal mit „Ja“ geantwortet, wäre dies doch ein Verstoß gegen die Regeln der öffentlichkeitsscheuen Gesellschaft verstoßen.

Chefredakteur der Wiener Zeitung als Logenbruder geoutet

Tamandl legte ein Mail vor, in dem Hochegger auf die gemeinsame Logenmitgliedschaft zweier Herren hinwies. Einer davon sei sein Mitarbeiter gewesen, der andere ein damaliger Kurier-Journalist. Der hat – in der Freimaurerei offenbar durchaus üblich – seither Karriere gemacht: Reinhard Göweil ist als Chefredakteur des Staatsblatts Wiener Zeitung der Nachfolger des offenbar zu kritischen Andreas Unterberger. Göweil erfuhr von seiner Bestellung aus dem Bundeskanzleramt, Unterberger von seiner Ablöse aus der Zeitung. In diesem Sinne änderte sich auch die Blattlinie, besonders dann, wenn Göweil selbst zur Feder greift.

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