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Hotel Panhans

Die meisten Veranstaltungen des Kulturvereins Semmering fanden bisher im Hotel Panhans statt – es gibt aber noch zwei weitere Vereine mit dem gleichen Zweck.

21. April 2022 / 20:07 Uhr

Förderskandal auf der Spur? Bürgermeister will Liechtenstein-Bezug des Kulturvereins Semmering hinterfragen

Der Verein „Kulturverein Semmering“ und ihr Präsident sind in die Schlagzeilen geraten. Die investigative Rechercheplattform Fass ohne Boden (FoB) berichtete am 16. April unter dem Titel „Kulturfestival am Semmering – Steuergeld nach Liechtenstein?“ über Konstruktionen, die für einen offiziell gemeinnützigen Verein zumindest ungewöhnlich erscheinen.
Vorkaufsrecht der Liechtensteiner Firma
Laut FoB gründete nämlich der Präsident des Vereins, der österreichische Pianist und Dirigent Florian Krumpöck, auch das Unternehmen Kultur.Sommer.Semmering GmbH. Allein schon das wirft Fragen auf. Zudem soll Krumpöck in Liechtenstein selbständig tätig sein und mit dieser ausländischen Firma ein Vorkaufsrecht auf das Unternehmen Kultur.Sommer.Semmering haben.
335.000 Euro Subvention für Festival
Würde es sich hier nicht um Steuergelder handeln, würde sich keiner dafür interessieren. Doch laut Kulturbericht des Landes Niederösterreich sind in den vergangenen Jahren mindestens 335.000 Euro zum Festival am Semmering geflossen. Das Jahr 2021 ist da noch nicht dabei. Die Redaktion blickt mit Interesse dem kommenden Bericht entgegen.
Drei Vereine, ein Chef
Aus dem Kulturbericht des Landes geht allerdings nicht hervor, an welchen Verein genau die Subventionen ausgezahlt wurden. Bekam das Geld der „Kulturverein Semmering“, in dem der Bürgermeister des Ortes, Hermann Doppelreiter, im Vorstand sitzt? Oder ging die Förderung direkt an den Verein „Kultur.Sommer.Semmering“ oder an den Verein der Förderer des Festivals? Eigentlich egal, denn der „Chef“ ist überall Florian Krumpöck.
Mail-Adresse mit behördlichem Charakter
Merkwürdig erscheint, dass man über das offizielle Tourismusbüro des Kurorts Simmering eine Mitgliedschaft beim Kulturverein Semmering beantragen kann. Und zwar per Mail mit behördlichem Charakter unter [email protected]
Bürgermeister will Fragen stellen
ÖVP-Bürgermeister Doppelreiter ist Vorstandsmitglied im Kulturverein Semmering und offensichtlich gar nicht erfreut, was er da im Online-Medium zu lesen bekam. Gegenüber unzensuriert sagte Doppelreiter, dass er diese Vorgänge im Verein bei der nächsten Vorstandssitzung beziehungsweise Generalversammlung hinterfragen werde.
Schon lange keine Vorstandssitzung mehr
Laut Doppelreiter habe es Corona-bedingt schon lange keine Vorstandssitzung mehr gegeben, für März wäre eine geplant gewesen, doch auch diese wäre wegen zwei Infizierten abgesagt worden. Im Frühsommer werde diese nachgeholt. Erst nach der Vorstandssitzung könne er Auskunft geben, was es mit dem Liechtenstein-Bezug des Vereinsobmannes auf sich habe.
Bleibt Bürgermeister weiter im Vorstand?
Doppelreiter räumte zudem ein, dass es auch nicht in Stein gemeißelt sei, dass der Bürgermeister des Ortes im Vorstand sein müsse. Zur Mail-Adresse des Tourismusverbandes meinte er, dass die Gemeinde den Kulturverein monetär nicht unterstützen könne, daher zumindest infrastrukturelle Einrichtungen wie das Büro des Tourismusverbandes zur Verfügung stelle. Die Veranstaltung des „Kultur.Sommer.Semmering“ hätten der Gemeinde bis dato rund 14.000 Kulturgäste am Semmering gebracht.
Keine Antworten vom Multi-Vereinsobmann
Nicht so gesprächsbereit wie der Semmeringer Bürgermeister war Multi-Vereinsobmann Krumpöck. Fragen von unzensuriert, die auf die offizielle Mail-Adresse des Vereins – [email protected] – gesendet wurden, beantwortete Krumpöck bis Redaktionsschluss nicht, ebensowenig wie diesbezügliche Fragen der Plattform FoB. Schade, denn wir hätten gerne gewusst, warum es jetzt schon drei Vereine zum Zweck der Kulturbereicherung am Semmering geben muss und warum es notwendig war, dazu auch noch ein Unternehmen zu gründen, das im Falle des Falles in den Besitz einer Liechtensteiner Firma gelangen könnte.
Interessant wäre auch noch zu erfahren gewesen, wie viel Einnahmen die Veranstaltung am Semmering mit Eintrittsgeldern und Sponsoren erzielt hat und ob die Gemeinnützigkeit des Vereins noch gegeben ist. Dies zu klären ist aber ohnehin Aufgabe der Vereinsbehörde.

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