Die Kronen Zeitung hat Bürgermeister Michael Häupl wieder einmal gut aussehen lassen. Nach der Kampagne der Zeitung, die eine Verbauung auf dem Areal des Otto-Wagner-Spitals – auch Steinhof-Gründe genannt – verhindern sollte, kam das erwartete Machtwort des Chefs persönlich und die Krone jubelte: „Häupl bremst Monster-Bauprojekt“. Allerdings: Der „Zurück an den Start“-Sager des Bürgermeisters änderte nichts, wie Die Presse feststellte.
Häupl will die Einheiten reduzieren und so die Anrainer beruhigen.
Foto: korom / flickr (CC BY-SA 2.0)
Denn nach dem Baustopp sei vor dem Baustopp, analysiert Die Presse. So oder so ähnlich lasse sich die Situation der Steinhof-Gründe beschreiben. Häupl habe das Projekt im östlichen Areal des Spital-Geländes im Bezirk Penzing nach lautstarken Protesten zwar zur Chefsache erklärt, doch gebaut werde dennoch – und zwar nicht nur vom Krankenhausdienstleister Vamed, der bereits seit Sommer die Errichtung des Reha-Zentrums vorantreibt, sondern auch bald vom Wohnbauträger Gesiba, dessen Vorhaben massiv kritisiert werden.
Tatsächlich hat es den Anschein, als wären die Zeitungs-Kampagne und der Aufschrei Häupls ein abgekartetes Spiel gewesen. Dass nämlich die Krone scharf gegen die Stadt Wien und damit gegen das Oberhaupt schießt, wäre neu und wahrscheinlich auch entgegen der Blattlinie. Häupl müsste schon vor der Linse eines Krone-Fotografen einen kleinen Hund treten, um in der Muthgasse in Misskredit zu geraten. Zu eng verflochten scheinen die wirtschaftlichen und politischen Interessen der Dichands und der Macher im Rathaus.
Fronten sind nach wie vor verhärtet
Den Wienern bleibt das Zusammenspiel nicht verborgen, und sie lassen sich nicht für dumm verkaufen. So bleibt auch die Bürgerinitiative gegen die Verbauung der Steinhof-Gründe skeptisch: „Häupls Aussage ist für uns nicht akzeptabel, weil er alles offen gelassen hat“, wird BI-Kämpfer Gerhard Hadinger in der Presse zitiert. Die Bürgerinitiative, die inzwischen 15.000 Unterschriften gegen eine Bebauung gesammelt hat, hält nach wie vor an der Forderung nach einem kompletten Planungs- und Baustopp fest. Nach der Aussage Häupls soll die geplante Anzahl der Wohneinheiten (600) um mindestens 200 gekürzt werden. Die Fronten zwischen den Bürgern und dem Stadtoberhaupt haben sich dadurch nicht entschärft. Im Gegenteil sogar: Häupl und seine rot-grüne Regierungsriege reden von gefördertem Wohnbau und sozialer Durchmischung, die Anrainer von Luxuswohnungen für Politgünstlinge.
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