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10. Juni 2010 / 16:53 Uhr

Wüste Attacken von Linksaußen machen Gauck noch sympathischer

Alle Achtung – mit der Nominierung des ehemaligen Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der DDR, Joachim Gauck, für das Amt des deutschen Bundespräsidenten ist den Grünen und der SPD ein Coup gelungen.

Joachim GauckBereits bei seiner Vorstellung präsentierte sich Gauck (Bild links) als Kandidat "aus der Mitte des Volkes", rhetorisch kaum zu überbieten und mit einem sicheren Gefühl für das, was die Menschen in unserer krisengebeutelten Zeit hören wollen.

In weniger als drei Wochen wählt die Bundesversammlung den zehnten Präsidenten der Bundesrepublik Deutschland.  Wie es nun aussieht dürfte es einen spannenden Wahlkampf geben. Bisher galt ja der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff von der CDU als klarer Favorit im Rennen um das höchste Amt im Staate. Wulff ist ausgestattet mit dem Segen und der Unterstützung führender Politiker von Schwarz und Gelb, doch nun holt der Kandidat von Rot und Grün, Joachim Gauck, auf und punktet vor allem im bürgerlichen konservativen Lager.

Christian WulffFDP-Politiker gehen auf Distanz zu Wulff

Mehr noch, auch in den Reihen von Schwarz und Gelb regt sich Widerstand gegen den von oben verordneten Christian Wulff(Bild rechts). So bemerkte der sächsische FDP Chef Holger Zastrow in der "Welt am Sonntag", dass es für Christian Wulf "keinen Blankoscheck" geben werde. Noch deutlicher sprach der baden-württembergische Fraktionschef der FDP, Hans-Ulrich Rülke über Wulff: "Es könnte bei der Wahl schon eng werden. Wenn man die Kritik aus den verschiedenen FDP-Landesverbänden hört, dann sieht es so aus, als ob nicht alle für Wulff stimmen werden. Wulffs Wahl ist noch nicht durch." Er könne sich Gauck theoretisch als einen Kandidaten fürs bürgerliche Lager vorstellen, so Rülke zum "Hamburger Abendblatt".

Auch CDU findet lobende Worte für Gauck

Auch führende Köpfe der CDU scheinen vom Gegenkandidaten mehr angetan zu sein als von Wulff; so äußerte sich etwa Brandenburgs Ex-Innenminister Jörg Schönbohm gegenüber "Bild“, die Union habe eine Chance verpasst, mit Gauck einen Kandidaten zu benennen, "der parteiübergreifend akzeptiert wird". Ebenso sieht der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich von der CDU in Joachim Gauck einen ernstzunehmenden Herausforderer: "Auch die Opposition hat eine markante Persönlichkeit für die Bundespräsidentenwahl gefunden. Das Lebenswerk von Joachim Gauck ist beeindruckend." Viel Lob, aus den Reihen des politischen Gegners.

Nachdem die derzeitige Bundesregierung durch den überraschenden Rücktritt des im Volk beliebten Horst Köhler unter massiven Druck geraten ist, möglichst schnell einen kompetenten Nachfolger zu finden, fiel die Wahl auf Wulff und nicht wie vorerst angenommen auf die Favoritin Ursula von der Leyen – eine Entscheidung, bei der man sich ohnehin fragen musste, welche Wahl das kleinere Übel sei.

„Wenn das linke Politik sein soll, ist dieser Partei nicht zu helfen.“

Nur eine Partei hält von Gauck offensichtlich gar nichts, was ihn noch sympathischer macht: Die Linke nominierte die frühere Kulturjournalistin Luc Jochimsen, die wohl nur im radikalen linken Spektrum begeistern kann. Selbst der Grüne Jürgen Trittin, dem man konservatives Gedankengut sicherlich nicht unterstellen kann, bezeichnete die Aufstellung der Dame als sinnlos und formulierte: "Wenn das linke Politik sein soll, ist dieser Partei nicht mehr zu helfen."

Jochimsen attackierte Gauck in ihrem Wahlkampfauftakt. Der frühere Stasi-Beauftragte sei ein Aufklärer, aber ein Bundespräsident müsse auch ein Versöhner sein, und das sei Gauck nicht. Gaucks „Absage an den fürsorglichen Staat“ sei mit linken Positionen nicht vereinbar, erklärte Jochimsen im Deutschlandradio. Die Vizechefin der Linken, Katja Kipping, ging in der Stasi- und DDR-Euphorie gar soweit, Gauck Verharmlosung des Hitler-Regimes vorzuwerfen, weil er zwischen den linken und rechten Totalitarismen der Vergangenheit nicht unterscheide. Die Linke hat mit ihrer Kandidatin Jochimsen natürlich keinerlei Aussicht auf den Sessel des Bundespräsidenten, könnte jedoch wider Willen zu Gaucks Wahlhelferin werden – und sich durch die Aussagen ihrer Spitzenpolitiker noch weiter disqualifizieren.

Fotos: Tohma / AxelHH

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