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Peter Priskil: Der Kalte Krieg. Wie der Mono-Imperialismus in die Welt kam.

15. November 2022 / 11:11 Uhr

Der Kalte Krieg: Wie der Mono-Imperialismus in die Welt kam

Das ungefähre halbe Jahrhundert nach dem 2. Weltkrieg, das unter der Epochenbezeichnung „Kalter Krieg” firmiert, endete mit der Zerstückelung der ökonomisch und technisch rückständigen (eine historische Erblast), daher militärisch unterlegenen und mit atomaren Erstschlagswaffen eingekreisten Sowjetunion. In der entscheidenden letzten Dekade unter US-Präsident Ronald Reagan hatte man sie vor die “Alternative” gestellt, entweder mit einem „Winseln“ oder mit einem „großen Knall“ unterzugehen (mit Westdeutschland als Raketenrampe), also zu kapitulieren oder atomar enthauptet zu werden. Wer sagt das schon in dieser Deutlichkeit? Außer dem Autor dieses Buches keiner, der sich eingehender mit diesem Thema befasst hat.

Wer sich gerne etwas vormachte bzw. einreden ließ, der konnte nach dem Untergang der Sowjetunion so tun, als sei „alles gegessen“, die Schwächsten im Geiste frohlockten vielleicht sogar. Aber in den drei Jahrzehnten danach hat sich der Lebensstandard in den mitteleuropäischen Industrienationen in etwa halbiert, die Überwachung nimmt Orwellsche Ausmaße an, die ganze Welt wurde in den Corona-Knast gesteckt, und die Messer werden weiter geschliffen: Restrußland soll, so die Aussage führender US-Militärs, “balkanisiert” werden, also dem Beispiel Jugoslawiens folgen. Wir erleben es gerade. Wer diesen trüben und drückenden Jetztzustand begreifen will, kommt um die Lektüre von Priskils Buch nicht herum.

Seine Studie beginnt mit den atomaren Massakern von Hiroshima und Nagasaki, die keineswegs das beschleunigte Ende des 2. Weltkriegs herbeiführen sollten – Nazi-Deutschland hatte schon kapituliert –, sondern den Kalten Krieg gegen die Sowjetunion eröffneten. Die ersten rund 100 Seiten des Buches lesen sich wie eine spannende Anatomie dieses Menschheitsverbrechens, das die gängige Historiographie verschämt – wenn überhaupt! – als “Sünde” bezeichnet. Priskils Herangehensweise an die komplexe Materie ist durchaus originell: Er präsentiert rund 30 sogenannte “Legenden”, d.h. Mediensuggestionen und Presselügen (das so treffende Schlagwort “Lügenpresse”, das den professionellen Lügnern wie eine Ohrfeige auf der Backe brannte, war noch nicht geprägt), welche die aggressive Konfrontationspolitik der NATO, also der USA rechtfertigten, beschönigten, als pure Notwendigkeit zum Schutz der “freien Welt” darstellten, und widerlegt sie durch eine ausführliche Darlegung der Fakten, mit unterdrückten oder längst in Vergessenheit geratenen Dokumenten. Als eine Besonderheit des Buches muß gelten, daß Priskil nicht nur als sachkundiger Historiker schreibt, der nicht an der Staatsleine hängt, sondern für die letzten beiden Jahrzehnte dieser Ära auch aus der Perspektive des Zeitzeugen und ab 1980 als politischer Aktivist. So benennt er die völkerrechtswidrigen Kriege des westlichen Militärbündnisses respektive ihrer unbestrittenen Führungsmacht, der USA, gegen Korea, Kuba und Vietnam als das, was sie sind: imperialistische Verbrechen, deren ungeheurer Blutzoll nie gesühnt wurde, weil die US-Präsidenten ihre Kriege im Gegensatz zu einem Hitler, Pavelić oder Mussolini gewannen (auch wenn einzelne Schlachten verlorengingen). Aufschlußreiche Schlaglichter illustrieren den Kampf der sog. “Dritten Welt” um Unabhängigkeit vom spätkolonialen Joch im freiheitsfördernden, aber stets durch westliche Vorrüstung gefährdeten atomaren Patt: am Beispiel des kongolesischen Demokraten Patrice Lumumba (ermordet 1961); des chilenischen demokratischen Sozialisten Salvador Allende (ermordet am 9. September 1973); aber auch der Kampf der US-amerikanischen schwarzen Bevölkerung um Gleichberechtigung wird einer eingehenden Betrachtung unterzogen (am Beispiel des am 4. Dezember 1969 in einem Polizeiüberfall ermordeten “Black Panther”-Führers Fred Hampton).

Damit genug – man vergleiche Priskils Arbeit mit den Erzeugnissen beliebiger staatsloyaler, weil vom Staat besoldeter Akademiker, etwa vom Schlage eines Heinrich August Winkler (“Geschichte des Westens” – von welchem Punkt aus betrachtet? China liegt westlich von den USA…), der schon auch einmal das politische Wort zum Sonntag im Bundestag vortragen durfte, dann wird man die Unterschiede schnell erkennen. Priskil leistet eine Geschichtsschreibung “gegen den Strich”, und das nicht nur überzeugend, sondern auch spannend zu lesen.

Peter Priskil: Der Kalte Krieg. Wie der Mono-Imperialismus in die Welt kam.

2 Bde. im Schuber, AHRIMAN-Verlag Freiburg, 1029 S., € 34,90 / ISBN 978-3-89484-822-4

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