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Kardinal Rai

Der Patriarch von Beirut, Kardinal Rai, legt die Schwächen der politischen Machtverteilung im Libanon offen.

29. August 2020 / 12:24 Uhr

Kardinal Bechara Rai kritisiert Krisenmanagement der politischen Kaste

Heftige Kritik am aktuellen Krisenmanagement der politischen Kaste im Libanon angesichts der Explosionskatastrophe vom 4. August übt der maronitische Patriarch in Beirut, Kardinal Bechara Rai. Rai wirft den libanesischen Politikern vor, eine unparteiische und vollständige Untersuchung zu verhindern.

Laut Kardinal Rai sollten internationaler Untersuchungen mit allen modernen Mitteln der Kriminaltechnik die Ursachen der Explosion aufdecken und die Verantwortlichen in Politik und Verwaltung ausforschen.

Politische Kaste ignoriert aus Machtgründen schwelende Probleme

Der streitbare Patriarch von Beirut macht der politischen Kaste, quer über alle Konfessionen und ideologischen Lager hinweg, den Vorwurf, aus Machtgründen die aktuelle Situation zu ignorieren. Weder der gesellschaftliche und ökonomische Zusammenbruch des Landes, Hunger und Mangelwirtschaft, die Explosionskatastrophe oder das Coronavirus würden die herrschenden Eliten davon abhalten, sich an zukünftige Wahlchancen und den Erhalt der Machtverteilung zu orientieren.

Für Rai brauche der Libanon eine “aktiven Neutralität”, die die Interessen des Landes und seiner Bewohner wieder über die Interessen von Clans, Parteien oder Religionsgruppen stelle. In der aktuellen Situation sieht er aber eine neue Verfestigung des alten Proporzsystems.

Hisbollah behindert Reformen im Land

Der seit Jahren auch mit Wissen und Willen eines Teils des christlich-maronitischen Lagers erfolgte Aufstieg der schiitischen Terrormiliz Hisbollah behindert dabei Reformen im Libanon. Die Schiiten haben unter dem militärischen Schutz der Hisbollah längst einen Staat im Staat etabliert und sind an einer starken, unabhängigen Regierung über den Religionsgemeinschaften gar nicht interessiert.

Für die Schiiten und die Hisbollah gilt, je schwächer der Zentralstaat, desto stärker das regionale Klientelsystem, das auch ökonomisch ein Standbein für die schiitische Politikerkaste ist. Dies bringt auch wirtschaftlichen und verwaltungstechnischen Einfluss, wie etwa am Beiruter Hafen, wie sich bei der Explosionskatastrophe von Anfang August gezeigt hat.

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