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28. November 2012 / 09:17 Uhr

Thüringen: Zweijährige in Kinderkrippe gefesselt

Ein familienpolitisches Ziel der EU ist es, möglichst viele Kinder bereits unter dem Alter von drei Jahren in öffentlichen Einrichtungen fremdbetreuen zu lassen. Der jüngste Skandal um drei Erzieherinnen in Thüringen zeigt erneut, dass diese Maßnahme oft eine große Gefahr für das seelische Wohlbefinden der Krippenkinder darstellt. Birgit Kelle, die die Entwicklungen in der Familienpolitik kritisch hinterfragt, berichtet in The European über die oft unentdeckten Zustände in der Betreuung der Unter-3-jährigen.

Für Neugeborene kann es den Übergang vom Mutterleib in die weite Welt erleichtern und zu behaglichem Wohlbefinden führen, fest in eine Decke eingewickelt zu werden. Das sogenannte "Pucken" soll – wenn überhaupt – nur in den ersten Lebensmonaten durchgeführt werden. Nichtsdestotrotz wurde es nicht nur von Erzieherinnen, sondern auch deren Vorgesetzten als Argumentation einer an Folter grenzenden Methode zur Ruhigstellung ihrer Krippenkinder missbraucht.

Praktikantin brachte Stein ins Rollen

Eine Praktikantin dokumentierte in der thüringischen Kinderkrippe "Spatzennest" wie selbstverständlich in ihrem Praktikumsbericht die Methoden der drei Erzieherinnen, die sich offenbar keiner Schuld bewusst waren: Selbst zweijährige Kinder wurden noch, da sie nicht schlafen wollten, in Decken gepackt und mit Mullwindeln ans Bett gefesselt – den Kindern, die weiterhin weinten, wurde zudem noch ein Tuch über den Kopf gelegt.

Der Fall geriet über die Lehrer der Praktikantin, die ihren Bericht in der Schule abgab, ans Licht der Öffentlichkeit und löste einen Skandal aus. Die Erzieherinnen wurden daraufhin fristlos entlassen. Einen schalen Nachgeschmack hinterlässt die Tatsache, dass bis dahin deren Vorgehensweise nicht das geringste Aufsehen erregte. Selbst die Kindergartenleiterin behauptet, nie etwas von dieser offensichtlich bereits zur Gewohnheit gewordenen Vorgehensweise mitbekommen zu haben (was bereits ein Armutszeugnis der Organisation darstellt).

Bedauerlicher Einzelfall oder fehlerhaftes System?

Der Fall der drei Erzieherinnen wird, wie in politisch relevanten Zusammenhängen üblich, mittlerweile als "bedauerlicher Einzelfall" abgetan. Fraglich ist nur, wie solche Missstände ans Licht kommen sollen, wenn gerade keine engagierte Praktikantin anwesend ist – wenn offenbar nicht einmal die Vorgesetzten ihre Mitarbeiter kontrollieren und die betreuten Kinder noch zu jung sind, um ihren Eltern über den Alltag in der Krippe berichten zu können!

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