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19. Dezember 2012 / 00:14 Uhr

Sabatina James in Wien über islamische Christenverfolgung

Jedes Jahr zum 10. Dezember laden Organisationen, die sich solidarisch mit den verfolgten Christen in aller Welt erklären, zur Pressekonferenz. Dass diese Veranstaltung heuer bewacht und äußerst gut besucht war, lag an dem von Islamisten bedrohten Gast: Sabatina James.

Sabatina James wurde 1982 in Pakistan geboren und kam im Alter von 10 Jahren mit ihren Eltern nach Linz. Sie integrierte sich so schnell in die österreichische Gesellschaft, dass ihre Eltern sie nach Pakistan schickten, um sie mit ihrem Cousin zu verheiraten. Nur um wieder nach Linz zu dürfen willigte sie zum Schein ein, verweigerte dann aber in Europa die Hochzeit. Das führte zum Bruch mit der Familie. 2003 ließ sich Sabatina taufen und nahm als Christin den Namen James an. Seitdem engagiert sie sich als Buchautorin und als Projektinitiatorin, um vor allem weibliche Christen gegen islamische Gewalt zu unterstützen.

Da Sabatina James auf der Todesliste islamischer Fundamentalisten steht, wurde der genaue Ort ihres Auftrittes in Wien erst am Vortag telefonisch bekanntgegeben. Zur Pressekonferenz drängen diesmal wesentlich mehr Journalisten als sonst. Moderator Elmar Kuhn, Generalsekretär von CSI Österreich (Christliche Solidarität International), beginnt energisch: „Heute ist der 64. Jahrestag der UN-Menschenrechtskonvention und die EU erhält den Friedensnobelpreis. Umso mehr ist es eine Schande, dass diese Veranstaltung unter verstärkten Sicherheitsvorkehrungen stattfinden muss und aus demselben Grund Kardinal Schönborn islamische Konvertiten nicht mehr im Stephansdom taufen kann!“ Dann gibt er dem prominenten Gast das Wort.

Blasphemie in Pakistan

„Serwas, Christen, ålle mitanånd!“, begrüßt die seit 2004 in Deutschland Lebende die Anwesenden in breitem oberösterreichischen Dialekt. Dann steigt sie augenblicklich in die brutale pakistanische Realität ein. Sie erzählt von Asia Bibi. Diese pakistanische Christin wurde am 19. Juni 2009 als Landarbeiterin von ihren muslimischen Kolleginnen zum Wasserholen geschickt und dann von diesen aufgefordert, zum Islam überzutreten, weil sie von einer Christin kein Wasser nehmen könnten. Bibi soll dann behauptet haben, dass Jesus Christus der wahre Prophet sei und nicht Mohammed, was sie aber vehement bestreitet. Der Lynchung durch die muslimische Mehrheit im Dorf entging sie nur durch Eingreifen der von anderen Christen alarmierten Polizei, die sie allerdings inhaftierte. Nach dem ausgesprochen rigide-islamischen pakistanischen Blasphemie-Gesetz wurde am 14. Oktober 2009 der Prozess gegen Asia Bibi begonnen, der am 8. November 2010 mit einer Verurteilung zum Tode endete. Seitdem wartet Bibi im Gefängnis auf die Vollstreckung. Im Zuge der daraus entstandenen Diskussion sprachen sich sowohl der Gouverneur von Punjab, Salman Taseer, als auch der einzige Christ in der pakistanischen Regierung, der Minister für religiöse Minderheiten, Shahbaz Bhatti, für die Abschaffung des Blasphemiegesetzes aus. Daraufhin wurde Taseer am 4. Jänner 2011 von einem seiner Leibwächter und Bhatti am 2. März 2011 von den Taliban erschossen. Sabatina James hält fest, dass man sich in Pakistan an Vers 29 der Sure 9 orientiert, der besagt, dass Christen und andere Nichtmuslime zu unterjochen seien. In Pakistan darf kein Christ über einem Moslem stehen (z. B. als Richter) und alle fünf Minuten wird ein Christ getötet. Bei Abfall vom Islam sieht die Scharia bei Männern die Todesstrafe und bei Frauen lebenslange Haft vor. Nach Sure 49 im Koran ist der ausschließliche Gesetzgeber Allah. Konvertiten gelten somit zusätzlich als Staatsverräter, denen sofort die Kinder weggenommen werden. Es gebe auch viele säkulare Muslime, aber das würde den von den Frommen Unterdrückten nichts helfen.

Elmar Kuhn erwähnt einen ihm persönlich bekannten pakistanischen Christen in Österreich, der seit fünf Jahren kein Asyl erhalte und überdies, dass der saudische Prinz Faisal bei der Eröffnung des König-Abdullah-Zentrums für den interreligiösen Dialog betont habe, dass die Religionsfreiheit kein Menschenrecht sei. Dann gibt er das Wort dem ÖVP-Staatssekretär im Außenministerium, Reinhold Lopatka.

Die Ansichten der ÖVP

Lopatka manifestiert, dass Menschenrechte unteilbar und für deren Umsetzung die Staatengemeinschaften zuständig seien. Aber auch die Beteiligung der Zivilgesellschaften wäre wichtig, daher danke er CSI. Papst Benedikt XVI. habe mit seiner Erklärung im Jänner 2011 Recht gehabt, wonach 70 bis 75 % der Christen weltweit verfolgt würden. Er, Lopatka, fliege heute noch nach Brüssel, wo auf Initiative von Außenminister Michael Spindelegger ein Experten-Seminar stattfinde. Dann zählte er mehrere Gremien auf, in denen (meistens auf Initiative Spindeleggers, der auch an einer Tagung in Kairo teilgenommen habe) über das Thema Religionsfreiheit geredet werde. Ein ganz festes Ziel sei es, im österreichischen Außendienst ein „Frühwarnsystem“ einzurichten. Da er zum nächsten Termin müsse, gibt Moderator Kuhn die Möglichkeit, Staatssekretär Lopatka Fragen zu stellen: Was unter dem „Frühwarnsystem“ zu verstehen sei, was der Außenminister in Ägypten bei Präsident Mursi erreicht habe und warum man bei Asylwerbern in Österreich nicht den Fokus auf verfolgte Christen richte.

Lopatka antwortet, dass durch das Frühwarnsystem Übergriffe gegen Christen auf europäischer Ebene bekannt gemacht würden, dass Spindelegger nicht mit Mursi zusammengetroffen sei und auch keine Forderungen stellen könne, weil das „eine Einmischung in innere Angelegenheit“ wäre und dass jeder Fluchtgrund im österreichischen Asylrecht völlig gleich sei, was er auch für sehr gut halte und nicht ändern möchte. Wichtig sei der Dialog, daher halte er auch das saudische Zentrum für eine Chance, weil da Christen gleichberechtigt mit am Tisch sitzen und ihre Sorgen äußern könnten. Dann verabschiedet er sich.

Danach folgen einige Kurzreferate. Hans Marte von Pro Oriente und der Koptenvertreter Kamal Abd El Nour berichten, dass die vor 1.400 Jahren begonnene muslimische Marginalisierung der Christen in Ägypten weitergehe und die bereits unter Mubarak schlimme Unterdrückung mit dem „Arabischen Frühling“ noch schlimmer geworden sei. Die Imame predigen den Hass in den Moscheen und die Salafisten sagen im Fernsehen ganz offen, dass die Millionen koptische Christen in Ägypten das Land zu verlassen haben. Sie seien sich da mit den regierenden Muslimbrüder einig, man unterscheide sich nur in der Taktik. Er, Marte, stehe dem König-Abdullah-Zentrum skeptisch gegenüber. Man müsse das beobachten und es brauche den Druck der UNO und des Westens. Herbert Rechberger (Kirche in Not) beschränkt sich nach James ? Ausführungen bezüglich Pakistans auf einige grundsätzliche Zahlen. Kurt Igler (Open Doors Österreich) berichtet, dass es in Nigeria durch „Boko Haram“ heuer bis September tausend tote Christen und 50 zerstörte Kirchen gab. Martin Kugler beschäftigt sich mit der Diskriminierung von Christen in der EU und Moderator Kuhn fügt hinzu, dass es in Syrien keine klassische Christenverfolgung, aber eine Massenvertreibung durch die Oppositionsarmee gebe.

Sabatina James erwartet sich von Politikern nichts mehr

Ein Presse-Journalist will im Frageteil von Sabatina James wissen, ob Lopatkas lapidarer Zugang keine Kapitulation darstelle. „Sicher“, antwortet diese, „aber ich erwarte mir von Politikern nichts mehr. Ich spreche mit ihnen nur, damit sie nicht behaupten können, sie hätten nichts gewusst, man habe ihnen nichts gesagt. Ich mache statt dessen lieber meine Projekte!“

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