Obwohl die Abstimmung über den Bau eines neuen Atomkraftwerks im bulgarischen Belene an der Donau mangels Wählerbeteiligung für ungültig erklärt wird, setzt die bulgarische Politik weiterhin auf den Ausbau der Kernkraft. Einerseits möchte man das AKW Kosloduj weiter ausbauen, andererseits sieht man sich auch in der Frage des Baus von Belene bestätigt. Obwohl nur rund 20 Prozent der Wahlberechtigten zu den Urnen geschritten waren, stimmten von diesen rund 60 Prozent für den Neubau.
Die oppositionellen Sozialisten feiern das Abstimmungsergebnis als einen Etappensieg für die von ihnen unterstützte Atomkraft. Sie hatten das Referendum durchgesetzt und unterstützen das Belene-Projekt. Sozialisten-Chef Sergej Stanischew wertet das Ergebnis als “persönliche Niederlage” des konservativen Regierungschefs Boiko Borissow. Er forderte die Regierung auf, nun das Parlament über die Zukunft der Atomenergie und damit den Ausbau von Belene und Kosliduj entscheiden zu lassen.
Altes AKW Kosliduj ist schrottreif
Seinerzeit wurden am Standort Kosloduj insgesamt sechs Druckwasserreaktoren mit einer Gesamtleistung von 3.760 Megawatt errichtet. Vier der sechs Reaktoren mussten bereits 2002 und 2006 wegen veralteter Technik stillgelegt werden. Die verbliebenen Blöcke fünf und sechs haben zusammen eine Leistung von 1906 MW. Sie wurden 2007 modernisiert und auf westliche Sicherheitsleittechnik umgerüstet. Trotzdem kommt es immer wieder zu massiven Störfällen, zuletzt im Mai 2012. Seit Längerem betreiben die Atomkraft-Befürworter in Bulgarien, allen voran die Sozialisten, die Verlängerung der Laufzeiten der beiden Blöcke um je 20 Jahre. Bei einem Regierungswechsel nach links soll dies umgesetzt werden.
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