Schweden ist für seine Toleranz gegenüber Zuwanderern und Religionen bekannt. Eine Neuerung könnte das Fass aber jetzt zum Überlaufen bringen. Im Stadtteil Botkyrka in der schwedischen Hauptstadt Stockholm ruft seit dem 26. April 2013 ein Muezzin zum Freitagsgebet in die dortige Fittja-Moschee. Über eine Lautsprecheranlage wird der Gebetsruf in Botkyrka verbreitet. Das dort ansässige islamistische Kulturzentrum hatte sich an die Stadtverwaltung gewandt. Die “liberalen” Gemeindevertreter Stockholms genehmigten dieses Ansinnen. Kritiker fürchten, dass es auch in anderen von muslimischen Migranten bewohnten Gebieten in naher Zukunft zu weiteren Minarettbauten und Muezzin-Rufen kommen wird.
Fittja-Moschee besitzt derzeit als einzige ein Minarett
Aktuell ist die Fittja-Moschee die einzige, die in Schweden ein Minarett hat. Zum ersten Gebetsruf des Muezzins waren daher am vorvergangenen Freitag aus allen schwedischen Muslim-Gemeinden Gläubige nach Botyrka geströmt. Der Leiter der Moschee, Ismail Okur, teilte gegenüber Medienvertretern mit, dass bisher vielen Gemeindemitgliedern der Ruf zum Gebet durch Minarett-Lautsprecher gefehlt habe. Nun fürchtet man in der schwedischen Öffentlichkeit, dass auch andere Gemeinden Begehrlichkeiten nach einer solchen Einrichtung formulieren könnten.
In Deutschland verhindern Bauordnung und Lärmschutz den Muezzin-Ruf bisher. Einzige Ausnahme ist Eschweiler bei Aachen in Nordrhein-Westfalen. Dort erschallt er jeden Freitag. Der Entscheidungs- und Genehmigungsprozess hat nach Anfrage der Muslimischen Gemeinde damals über ein Jahr in Anspruch genommen. Letztendlich entschied die SPD-geführte Stadt Eschweiler zu Gunsten der Muslime. Die Türkisch-Islamische Union feierte die Genehmigung als “historisches Ereignis”.
