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24. Feber 2014 / 06:35 Uhr

Fußball-WM: Korruption und Menschenrechtsverletzungen in Katar

Die Stimmen innerhalb des Weltfußballverbandes FIFA, welche sich gegen eine Weltmeisterschaft in dem Wüstenemirat Katar aussprechen, mehren sich. Offiziell lassen FIFA-Chef Sepp Blatter und der Verband verlauten, das sei kein Thema. Doch im Exekutivkomitee der FIFA rumort es. Erst kürzlich ließ ein Mitarbeiter verlautbaren, dass man angesichts der offensichtlichen Menschenrechtsverletzungen im Emirat ernsthaft über eine Neuvergabe des Austragungsortes für das Jahr 2022 nachdenke. So kamen bei den Bauarbeiten für die WM bereits hunderte ausländische Gastarbeiter aufgrund von unmenschlichen Arbeitsbedingungen ums Leben. Die Arbeiter, meist aus Ostasien, werden von den Baufirmen wie Sklaven gehalten. Ihnen wird der Pass abgenommen und sie dürfen das Emirat nicht verlassen. Aber auch ausländische Fußballer haben mit ähnlichen Bedingungen zu kämpfen: ihnen wird oftmals die Ausreise verwehrt.

Funktionäre dürften im großen Stil bestochen worden sein

Dass Katar überhaupt eine Fußball Weltmeisterschaft austragen darf, obwohl es in dem Emirat im Sommer um die 50 Grad heiß sein kann und auch sonst in dem Land kaum Infrastruktur vorhanden ist, dürfte auf massive Korruption und Schmiergeldzahlungen zurückgehen. So sollen Frankreich und Deutschland Druck auf die Wahlmänner zur Vergabe des Austragungsortes ausgeübt haben. Die enge Freundschaft des damaligen französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy mit dem Emir von Katar, Scheich Hamad Al-Thani, ist kein Geheimnis. Der Emir soll Investitionen in Frankreich versprochen haben. Deutschland soll vor allem mit lukrativen Bauaufträgen und anderen Wirtschaftskooperationen gelockt worden sein.

Sollten diese Korruptionsvorwürfe von einem Wahlmann bestätigt werden, droht die Exekutivkommission der FIFA mit dem Entzug der Weltmeisterschaft. FIFA-Chefmediziner Michel D Hooghe winkt aber schon ab. Er glaubt, die Menschenrechtsverletzungen und Korruptionsprobleme in dem Emirat würden sich bis zur Austragung im Jahr 2022 von selbst lösen, denn die WM sei eine “große Chance für Katar”.

Medien schweigen zu Katars Politik

Bemerkenswert ist auch das Schweigen vieler Medien zu Katars Außen- und Innenpolitik. Während über Menschenrechtsverletzungen in Russland im Zusammenhang mit den Olympischen Winterspielen viel berichtet wurde, hört man von Katar so gut wie nichts. Während man in Russland lediglich Propaganda für homosexuelle Lebensweisen verboten hat, ist im Emirat Katar Homosexualität strengstens verboten und wird nach islamischen Recht mit der Todesstrafe geahndet. Dass Katar nachweislich den internationalen Terrorismus finanziert, von den Dschihadisten in Syrien bis hin zu den Salafisten in Deutschland, wird ebenfalls im Zusammenhang mit der Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft kaum erwähnt.

Bei einer Neuvergabe wären juristische Klagen des Emirats wenig aussichtsreich, heißt es. Acht Jahre vor der WM hat man im Emirat noch nicht angefangen zu bauen. Da können entstandene Schäden durch den Entzug der WM wohl kaum sehr hoch sein. Anders sieht es aber mit dem politischen und wirtschaftlichen Druck aus. Denn solange Katar mit seinen Ölmilliarden europäische Staaten für seine Vorhaben kaufen kann, wird sich an dem Austragungsort höchstwahrscheinlich nicht viel ändern.

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