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Udo Jürgens wird von der Presse nun subtil mit einer Nazi-Vergangenheit in Verbindung gebracht.

26. Dezember 2014 / 11:22 Uhr

Pietätlose Presse: Udo Jürgens und das Nazi-Café

Udo Jürgens ist noch nicht einmal unter der Erde, schon fanden Presseleute heraus, dass seine Weltkarriere ja eigentlich in einem Kaffeehaus begann, in dem sich Nazis trafen. Die Tageszeitung Die Presse veröffentlichte ausgerechnet am Heiligen Abend einen Artikel mit dem Titel "Tanzcafé Lerch: Vom Nazi-Treffpunkt zu Udo Jürgens' Bühne". Man hätte darauf wetten können, dass so etwas noch kommt. Schließlich war Udo Jürgens ein gebürtiger Kärntner – und diese sind seit Jörg Haiders Ära als Landeshauptmann in den Augen "gutmenschlicher Schreiberlinge" sowieso allesamt im braunen Lager.

Der Artikel überraschte dennoch, weil Udo Jürgens nach seinem Herztod in der Schweiz in allen Sendungen und Berichten über Gebühr gelobt wurde: Für seine Lieder, die Generationen verbanden, für seine gesellschaftskritischen Texte, die den Zeitgeist trafen, oder aber auch für das Predigen, anderen Mitmenschen gegenüber toleranter zu sein. In einem Beitrag kam jedoch vor, und das verschwieg Udo Bockelmann (so sein Geburtsname) auch nie, dass er Mitglied der Hitlerjugend war. Dort soll er von einem Vorgesetzten eine deftige Ohrfeige ausgefasst haben – und diese verletzte sein linkes Ohr so schwer, dass er Zeit seines Lebens Probleme damit hatte.

Das Café Lerch in Klagenfurt

Wohl auf diesen Hinweis aufmerksam geworden, dürften Journalisten zu graben begonnen haben. Als dann noch der Kärntner Landesrat Gerhard Köfer vorschlug, die Wiener Gasse in Klagenfurt in "Udo-Jürgens-Gasse" umzubenennen, weil dort auf Nummer 10 das ehemalige Tanzcafé Lerch beheimatet war, wo die Karriere von Udo Jürgens begann, war endlich die Verbindung zur Nazi-Vergangenheit gefunden. Der frühere Besitzer dieses Kaffeehauses, Ernst Lerch, soll laut Presse-Bericht ein zentraler Mann der "Aktion Reinhardt" und daher für den Tod von 50.000 Roma in Polen und der Ukraine mitverantwortlich gewesen sein. 1972 gab es deshalb einen Prozess gegen ihn. Dieser wurde nach zwei Verhandlungstagen auf unbestimmte Zeit vertagt und nie mehr aufgenommen. Als Ernst Lerch 1997 in Klagenfurt starb, tat er dies nicht als geächteter Massenmörder – sondern als der beliebte Tanzcafé-Betreiber.

Jetzt, nach dem Tod von Udo Jürgens, wird die Nazi-Keule wieder geschwungen. Nur weil der junge Unterhaltungsmusiker Udo Jürgens in diesem Klagenfurter Kaffeehaus erste Bühnenerfahrungen sammelte und pro Stunde fünf Schilling verdiente.

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