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“Licht ins Dunkel” ist neben einer Hilfsaktion auch willkommene Werbung für den ORF und diverse Politiker, hier Ex-Vizekanzler Spindelegger im Jahr 2012.

27. Dezember 2014 / 11:02 Uhr

Der ORF als Möchtegern-Spendenkaiser

Mit ungeheurem Stolz und ohne jegliche Bescheidenheit präsentierte der ORF die jüngsten Spendenerfolge von „Licht ins Dunkel“. 5,8 Millionen Euro haben die Österreicher am Heiligen Abend unter dem Eindruck des medialen Spenden-Marathons locker gemacht. Das wurde auch in den stündlichen Nachrichten als Triumph vermeldet.

5,8 Millionen sind eine ansehnliche Summe, mit der vielen Menschen in Not geholfen werden kann. Das ist uneingeschränkt zu loben.

Welche Projekte in den Genuss der Spendenmillionen kommen und welche nicht ist für den einzelnen Spender nicht nachvollziehbar, aber hier darf man gewissenhaftes Bemühen aller Beteiligten voraussetzen.

„Licht ins Dunkel“ nur auf Platz 10 der größten Spendensammler

Wer die wochenlang laufende „Licht ins Dunkel“-Medien-Materialschlacht nur oberflächlich verfolgt muss den Eindruck gewinnen, der ORF sei Alleinherrscher auf dem heimischen Spendenmarkt. Die Frage des Autors dieses Beitrages an Freunde, Bekannte und Verwandte, wer denn ihrer Meinung nach in Österreich Spendenkaiser sei, wurde in den meisten Fällen mit „Licht ins Dunkel“ beantwortet. Angesichts der permanenten medialen Präsenz der Kampagne ist das nicht sonderlich überraschend.

Die Realität sieht aber anders aus.

Tatsächlich rangiert der ORF mit „Licht ins Dunkel“ in einem österreichischen Spender-Ranking lediglich auf dem vergleichsweise bescheidenen Rang 10. Damit liegt man weit hinter Organisationen, die im ORF und anderen Medien nur in geringem Umfang vertreten sind, aber von vielen Freiwilligen getragen werden.

Caritas und Rotes Kreuz an der Spitze

Zum Vergleich: Insgesamt werden für „Licht ins Dunkel“ im Jahr 2014 voraussichtlich 11 bis 12 Spendenmillionen Euro in die Kassen sprudeln. Die mit weit weniger Medienmacht gesegneten Sternsinger haben in den Vorjahren etwa 16 Millionen Euro eingesammelt und werden auch heuer nach dem Jahreswechsel wieder eine ähnlich hohe Summe ersingen. Noch mehr Geld gibt es für die „Ärzte ohne Grenzen“, die den heimischen Spendern jährlich etwa 24 Millionen Euro wert sind.

Auch „Licht für die Welt“ (13 Millionen Euro), Missio (ebenfalls etwa 13 Millionen Euro), und die unter Kleinspendern weniger bekannte „Paracelsus Medizinische Privatuniversität“ (14,4 Millionen Euro) sind den heimischen Spendern mehr wert als „Licht ins Dunkel“. Den Spenden-Platzhirschen Caritas (69 Millionen Euro), Rotes Kreuz (65 Millionen Euro) und SOS-Kinderdorf (knapp 35 Millionen Euro) fließt jährlich ein Vielfaches jener Summe zu, die der ORF für „Licht ins Dunkel“ einnimmt.

Geht es dem ORF vor allem um Eigenwerbung?

Vielleicht sollten die ORF-Verantwortlichen ihre durchaus lobenswerten Erfolge mit „Licht ins Dunkel“ weniger lautstark hinausposaunen, sonst entsteht bei vielen TV- und Hörfunkkonsumenten der Eindruck, es gehe hier in erster Linie um ORF-Eigenwerbung und nur sekundär um Hilfe für die Armen. Und viele Spendenwillige denken, wenn da ohnehin schon wieder eine neue Rekordsumme gespendet worden ist kommt es auf meine paar Euro auch nicht mehr an. So werden potentielle Spender vom spenden abgehalten.

Übrigens: bei der am Heiligen Abend für „Licht ins Dunkel“ kassierten Spendensumme entfielen auf jeden Österreicher durchschnittlich 68 Cent. Das ist dann nicht mehr gar so eindrucksvoll. Und der vermittelte Eindruck, die Österreicher wären ohnehin Spendenweltmeister, ist auch von der Realität weit entfernt. Österreicher spenden pro Kopf und Jahr etwa 70 Euro. Die Vergleichssumme in den USA liegt bei umgerechnet 850 Euro.

Der Artikel von Kurt Ceipek ist am 26. Dezember 2014 auf der Internetseite www.orf-watch.at erschienen, auf der renommierte Journalisten es sich zur Aufgabe gesetzt haben, eine unabhängige Kontrolle des ORF und seines Gebührenmonopols auszuüben.

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