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18. Jänner 2015 / 13:07 Uhr

Gleichheitswahn zerstört Ehe und Familie – Ein Homunculus statt eigener Kinder

Auch durch die Talare der Höchstrichter weht der Wind des alles gleichmachenden Zeitgeistes. Jetzt hat der Verfassungsgerichtshof (am 14. Jänner) gerade das geltende Adoptionsrecht gekippt. Künftig gelten homosexuelle Paare als Papa und Mama und dürfen fremde Kinder adoptieren. Das kann man als (ideologische) Ohrfeige für Ehe und Familie empfinden. Und nach diesem ersten Streich, – ein zweiter folgt sogleich.

Kolumne von Charles Bohatsch

Der VfGH folgt in einem Erkenntnis auch der Beschwerde eines Lesbenpaares, das sich „ungleich“ behandelt fühlt. Anders als bei kinderlosen Ehepaaren ist ihnen bislang ein Wunschkind durch künstliche Befruchtung, also durch Samenspende, untersagt. Das soll sich, entschieden die Höchstrichter, durch eine Novellierung des Gesetzes zur Fortpflanzungsmedizin ändern. Verpartnerte Lesben, also Frau und Frau, sind der natürlichen Elternschaft, also von Mann und Frau, auch hier gleichzustellen.

Das elementare Grundrecht jedes Kindes, in einer Familie mit Vater und Mutter groß zu werden, hat in beiden Fällen die Talarträger nicht gekratzt. Es wird nie wissen, was ein Vater (eine Mutter) ist, muss diesen Mangel lebenslang ertragen.

Die Höchstrichter stoßen durch das Einebnen der Gesellschaft eine Türe auf, die das „Wunschkind“ zur Ware werden lässt, gerade noch nicht übers Internet bestellbar. Beifall für die problematische Novelle, über die am 20. Jänner im Parlament abgestimmt wird, kommt übrigens auch von der Vorsitzenden der Bioethikkommission, Christiane Druml. Sie hält das geltende Fortpflanzungsgesetz „nicht mehr für zeitgemäß“. Doch Zeitgeistigkeit und Ethik sind und waren noch nie korrespondierende Begriffe.

In der Novelle wird aber eine Menge „zeitgemäß“ umgemodelt. Der Kinderwunsch für Ehe- und Lesbenpaare soll künftig bis zum 45. Lebensjahr der Frau erfüllbar sein. Wie bisher wird dies durch die Invitrofertilisation (IVF), die Befruchtung im Reagenzglas möglich gemacht. Dafür braucht man aber – gegen Geld – die Spender von Samen- und/oder Eizellen. Außerdem wird auch Lesbenpaaren die Präimplantationsdiagnositik (PID) zugängig gemacht. Sie ist bislang nur aus medizinischen Gründen erlaubt. Dabei geht es um die Untersuchung des künstlich gezeugten Embryos vor der Einpflanzung in die Gebärmutter. Seine Gesundheit und Lebensfähigkeit soll gegeben,  wahrscheinlich auch das erwünschte Geschlecht sicher sein.

Karrierebremse Baby ist passé

Von Emanzenorganisationen wird die Novelle als frauenfreundlicher Fortschritt im Sinne der Selbstverwirklichung gefeiert. Frauen könnten jetzt in jedem Lebensalter schwanger werden, seien bei der Familienplanung endlich souverän. Die Babypause als berufliche Karrierebremse war gestern.

In den USA fährt der Zug bereits in diese Richtung. Die Konzernriesen Apple und Facebook bezahlen ihren jungen weiblichen Angestellten das „social egg freezing“. Etwa 15 Eizellen werden (bei minus 197° C) tiefgefroren, um in späteren Jahren – auch nach dem Klimakterium – spätes Mutterglück zu ermöglichen. Die Frauen, heißt es, würden dadurch 10 bis 15 Jahre an Zeit gewinnen. Aber IVF und „social egg freezing“ könnten sich auch als ein Danaergeschenk erweisen.

Denn diese Zeitspanne gewinnen durch die ständige Verfügbarkeit als Arbeitskraft nur die Unternehmen. Zwar bleiben Ei- und Samenzellen durch das Einfrieren jung, aber bei den Frauen läuft die biologische Uhr weiter. Sie werden Mütter im Omi-Alter.

Würden IVF und „social egg freezing“ gesellschaftlich zur durchgängig praktizierten Methode, bedeutet dies auch die völlige Entkoppelung von Sexualität und Reproduktion: Sex als reiner Spaßfaktor, Kinder – wenn überhaupt – spät aus dem Reagenzglas. Der Job, also Produktion, geht vor Reproduktion. Man muss sich nicht mehr für Karriere oder Kind entscheiden, man kann beides haben.

Kinder werden nach ihrer Identität suchen

Das Kind auf Bestellung führt auch geraden Wegs zum Designerbaby. Morgen oder übermorgen wird es normal sein (wie heute die Abtreibung) das Wunschkind durch bestimmte Eigenschaften zu definieren (z.B. Mädchen mit Model-Figur, blond und blauäugig und Intelligenzquotient über 100).

Und im späten Lebensabschnitt wird auch – zugespitzt gesagt – die Erzeugung einer Art Homunculus praktiziert werden. Die fremde Eizellenspende wird mit fremder Samenspende befruchtet und in die Gebärmutter eingepflanzt. Aber es geht auch anders. Der so entstandene Embryo wird zur eigenen Schonung von einer Leihmutter ausgetragen. Die „Mutter“ erhält das Fertigprodukt. Einmal werden auch so entstandene Kinder nach ihrer Identität suchen, nach ihrer Herkunft fragen.

Dem deutsche Kardinal Joachim Meisner schaudert vor diesen gesellschaftlichen Entwicklungen, die Hand in Hand gehen mit hohen Abtreibungszahlen (in der BRD sechs Millionen in 40 Jahren). Bei einer Feier im Kölner Dom klagte er: „Wo ist unser Volk hingeraten. In eine vaterlose, mutterlose und kinderlose Gesellschaft. Hat unser Volk jemals moralisch so tief gestanden?“


Prof. Dr. Charles Bohatsch war Redakteur des Magazins profil und des ORF sowie Mitarbeiter im Büro des Landeshauptmanns von Niederösterreich, Erwin Pröll. 

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