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Nur wenige Stunden nach dem Ende der Amokfahrt war für die Spitzen der Ermittlungsbehörden klar, was sie dazu zu sagen hatten. Bei dieser Version bleiben sie jetzt ohne Rücksicht auf viele neue Indizien.

24. Juni 2015 / 06:10 Uhr

Grazer Amokfahrt: Staatsanwaltschaft und ORF im Beschwichtigungs-Gleichklang

Drei Tage nach der für drei Menschen tödlichen Amokfahrt in Graz bemühte sich die Grazer Staatsanwaltschaft heute – wie schon der steirische Sicherheitsdirektor am Samstag -, jeden Verdacht in Richtung islamistischem Terrorismus zu zerstreuen. Der Sprecher der Anklagebehörde, Christian Kroschl, sagte im ZiB-2-Interview, ein terroristischer Hintergrund sei aufgrund von unmittelbar nach der Tat durchgeführten „Umfelderhebungen“ der Kriminalpolizei und des Landesamts für Verfassungsschutz auszuschließen.

Bericht der Kleinen Zeitung „stimmt schlichtweg nicht“

Welche Ermittlungsergebnisse zu diesem kategorischen Ausschluss einer aufgrund der Art der Tatbegehung an sich naheliegenden Vermutung geführt haben, sagte Kroschl nicht. Dass die Ehefrau des Täters in ihrer Einvernahme behauptet habe, ihr Mann habe sich in radikalen Kreisen bewegt, „das stimmt schlichtweg nicht“, so Kroschl. Genau das hatte jedoch die Kleine Zeitung unter Berufung auf Kriminalbeamte berichtet.

Staatsanwalt kennt Twitter-Account nicht

Überhaupt dürfte zwischen dem, was die Ermittler tun und erfahren, und dem was die Spitzen der Behörden der Öffentlichkeit auftischen, ein enormer Unterschied sein. So berichtet die Kronen Zeitung über Ermittlungen zu dem am Montag von Unzensuriert.at bekanntgemachten Twitter-Account des 26jährigen gebürtigen Bosniers. Alen R. löschte vor der Tat sämtliche Nachrichten, unter den 2.771 Accounts, denen er folgt, befinden sich jedoch zahlreiche arabische User,  die zum Teil vermummt oder mit Maschinenpistole posieren. Die Krone zitiert dazu einen „Polizei-Insider“ mit diesen Worten:

Wir ermitteln in alle Richtungen  und müssen jetzt erst alle Details zusammentragen. Diese Twitter-Seite ist vom Tatverdächtigen angelegt worden, sie wird von uns ganz genau analysiert werden.

Ganz anders äußerte sich Staatsanwaltschaftssprecher Kroschl im Fernsehen zu dem mysteriösen Twitter-Account:

Dazu habe ich bis jetzt überhaupt keine Erkenntnisse. Das ist mir heute auch erstmals zugekommen. […] Ich kann dazu im Moment überhaupt nichts sagen.

Kein investigatives Nachhaken von Armin Wolf

Armin Wolf, der sonst gerne nachhakt und sich nicht mit unzureichenden Antworten zufrieden gibt, stellte die Frage, wie der Staatsanwalt Islamismus ausschließen könne, ohne die höchst verdächtigen Twitter-Kontakte überprüft zu haben, übrigens nicht. Die Beschwichtigung der Bürger geschah im ORF mittels eines geradezu einstudiert wirkenden Frage-Antwort-Spiels.

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