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Der Erzbischof von Mossul warnt vor dem Islamischen Staat und ärgert sich über das Wegschauen des Westens.

18. Juli 2015 / 17:30 Uhr

Mossuls Erzbischof warnt Europa: “Morgen werden sie bei euch sein!”

Mossul ist die zweitgrößte Stadt des Irak, hart an der Grenze zur autonomen Region der Kurden, die auch die Hälfte der ethnisch und religiös vielfältigen Stadtbevölkerung ausmachen. Am 10. Juni 2014 brachte der IS die Millionenmetropole überraschend unter seine Kontrolle. Mehrere tausend irakische Soldaten waren nicht nur feige vor 200 IS-Kriegern geflohen, sie ließen auch ihr Arsenal zurück. Die 1.600 Jahre alte christliche Gemeinde musste flüchten. Ihr Erzbischof versucht nun, den Westen wachzurütteln.

Erzbischof fordert eigenes Gebiet für Christen

Die Kurden sind neben den syrischen Alawiten um Präsident Assad die einzige Bevölkerungsgruppe im Nahen Osten, die dem IS Widerstand entgegensetzt und immer wieder Erfolg hat. Da aber die von Erdölfeldern umgebene Raffinerien-Stadt Mossul außerhalb des Schutzes der kurdischen autonomen Region liegt und die überwiegend sunnitische Bevölkerung Ausschreitungen durch die schiitisch dominierte irakische Armee fürchtet, konnte sich der IS in Windeseile etablieren. Die christliche Gemeinde in Mossul, die älter ist als der Islam und schon seit Jahren Opfer von gezielten islamistischen Anschlägen war, wurde vor die Wahl gestellt: Annahme des Islams oder Exekutierung. So flüchteten die Christen Ende Juli – so wie die Juden, die Jesiden (für den IS „Teufelsanbeter“) und die Schiiten (für die Korantreuen vom Islam abgefallen und somit zu töten).

Erzbischof Yoanna Petros Mouché erhob nun erneut die Forderung der Christen nach einem eigenen Gebiet im Nahen Osten, in dem sie Zuflucht und Frieden finden können. Die zögerliche und ignorante Haltung des Westens macht ihn sichtlich unwirsch. „Die Menschen im Westen kämpfen für den Erhalt vom Aussterben bedrohter Tierarten. Wie können sie tatenlos zusehen, wenn ein ganzes Volk vertrieben wird?“, sagte er gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Ein Eingreifen sei schließlich auch Selbstschutz, denn: Morgen werden sie bei euch sein!“

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