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Schauspielerin Katharina Stemberger bezeichnete HC Strache und andere FPÖ-Politiker als “blau-braune Führungsriege”.

21. August 2015 / 09:46 Uhr

“Proletarier, vereinigt euch!”: “Jedermann”-Musiker sangen Marxisten-Kampflied

Wer bis dato nicht gewusst hat, dass sich bei den hochsubventionierten Salzburger Festspielen – zumindest auf der Bühne – das Proletariat versammelt, wurde kürzlich eines Besseren belehrt. Als die Musiker am Dienstag bei der Aufführung des "Jedermann" FPÖ-Chef HC Strache im Publikum entdeckten, stimmten sie die "Internationale" an – das Kampflied der sozialistischen Arbeiterbewegung, die sich ideologisch und gemäß dem marxistischen Motto "Proletarier aller Länder, vereinigt euch!" dem proletarischen Internationalismus verpflichtet sieht.

Direktion distanzierte sich

Wen wunderts, werden die Salzburger Festspiele vom roten Kulturminister Josef Ostermayer doch mit sage und schreibe weit mehr als fünf Millionen Euro gefördert. Laut Kunstbericht 2014 mit exakt 5.606.400 Euro. Die kindische, politische Aktion der Künstler wurde vom Publikum als solche aber nicht erkannt und als Störung empfunden. Dennoch distanzierte sich die Direktion der Salzburger Festspiele am Donnerstagabend vom politischen Protest der Musiker. In einer schriftlichen Stellungnahme heißt es: "Private oder politische Meinungskundgebungen der Künstler haben in keiner der Vorstellungen der Salzburger Festspiele die Billigung der Festspielleitung und wir haben das Ensemble ausdrücklich darauf hingewiesen, dergleichen in Zukunft zu unterlassen", ließ der künstlerische Direktor Sven-Eric Bechtolf wissen. Man entschuldige sich bei den Zuschauern für die Störung, hieß es gegenüber Ö1.

HC Strache mit Teufel verglichen

Ganz anders reagierten die Künstler.  "Das war eine ungeplante, spontane Aktion, wir stehen dazu", erläuterte der Schlagzeuger und Perkussionist Robert Kainar, der die "Jedermann"- Formation "ensemble013" leitet, am Donnerstag in den Salzburger Nachrichten. Schauspielerin Katharina Stemberger, die beim "Jedermann" als Schuldknechts Weib selbst auf der Bühne stand, legte nach. "Beim 'Jedermann' müssen wir die blau-braune Führungsriege entdecken. Die Stimmung sinkt. Was machen unsere hinreißenden Musiker: Sie stimmen in der zentralen Tischgesellschaft-Szene die 'Internationale' an! Ich liebe diese Truppe!!!", wurde sie in dem Bericht der Salzburger Nachrichten zitiert. Und das "ensemble013" teilte auf seiner Facebook-Seite eine Karikatur, in der Strache mit dem Teufel verglichen wird.

Ensemble hat offenbar aus Geschichte nichts gelernt

Als peinliche und lächerliche Selbstinszenierung wertete FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl das Verhalten der Musiker. Der ach so mutige "Protest" sei allerdings offenbar danebengegangen, da niemand die "Internationale" als solche erkannt habe. Ob das möglicherweise an der mangelnden Qualität der Musiker gelegen habe, sei dahingestellt, meinte Kickl. Jedenfalls zeuge es grundsätzlich von einer sehr problematischen Geisteshaltung, wenn man Personen, deren Überzeugungen man ja nicht teilen müsse, die Teilnahme an einer kulturellen Veranstaltung verweigern oder sie ihnen zumindest vergällen wolle. Das Ensemble, das sich jetzt gegenseitig vor lauter Begeisterung selbstbeweihräuchernd auf die Schultern klopfe, habe offenbar aus der Geschichte nichts gelernt.

Abgesehen davon seien zwei Zeilen aus der dritten Strophe der "Internationale" ohnehin sehr zutreffend für die FPÖ: "In Stadt und Land, ihr Arbeitsleute, wir sind die stärkste der Partei'n." "An diese Tatsache lassen wir uns immer wieder gerne erinnern", so Kickl.

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