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Ungarns Premierminister Viktor Orbán forderte Österreich auf, die Einstellung gegenüber Flüchtlingen zu ändern.

7. September 2015 / 14:26 Uhr

ORF-Gelegs wollte Ungarn-Premier Orbán zwei Mal “Schießbefehl gegen Flüchtlinge” herauslocken

Die ungarische Regierung scheint im Einwanderungs-Tsunami als einziges europäisches Land die Nerven zu behalten und geht streng nach EU-Recht vor. Das stört die Verfechter der "Willkommenskultur" gegenüber Flüchtlingen – vor allem auch den ORF. Dieser spielte im Rahmen der Sendung "Im Zentrum" ein Exklusivinterview mit dem ungarischen Premierminister Viktor Orbán ein, das ORF-Korrespondent Ernst Gelegs führte. Der ORF-Mann fragte bei Orbán zwei Mal nach, ob die Soldaten an den Grenzen im Notfall auch auf Flüchtlinge schießen würden. Orbáns Antwort: "Das ist nicht nötig, weil es an der Grenze einen Zaun geben wird, den man nicht überwinden kann. Wer trotzdem über den Zaun will, muss verhaftet und rechtlich verfolgt werden."

ORF-Bashing gegen Ungarn

Ein Schießbefehl gegen Flüchtlinge hätte gut gepasst in das schon lang anhaltende ORF-Bashing gegen Ungarn, aber Gelegs holte sich bei diesem Versuch, Orbán Barbarisches zu entlocken, eine Abfuhr. Im Gegenteil, gelang es dem ungarischen Premierminister mit klaren Aussagen, Österreichs Rolle in der Flüchtlingskrise zu beleuchten und darzustellen, wo das wirkliche Versagen stattfindet. Zuvor hatte ja schon Ungarns Regierungssprecher, Zoltán Kovács, in einem Presse-Interview klar gemacht: Österreichs Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) sei ungehobelt, grob und ungerecht und er sei am Höhepunkt der Krise, als tausende Menschen auf der Autobahn Richtung Wien marschierten, mehr als sechs Stunden für den ungarischen Premier nicht erreichbar gewesen.

Flüchtlinge wollen nach Deutschland

Viktor Orbán verschonte im Interview mit dem ORF den Bundeskanzler, sagte allerdings, dass weiterhin mehrere Millionen neuer Einwanderer nach Europa kommen würden, so lange Österreich und Deutschland nicht klar sagen, dass sie keine weiteren Migranten mehr aufnehmen. "Wenn wir unsere Einstellung nicht ändern, sondern uns weiterhin einladend zeigen, wie derzeit, dann werden sie weiterhin kommen, und wir werden unsere Grenzen nicht schützen können," so Orbán. Auf die Frage, ob Ungarn die Flüchtlinge jetzt ungehindert in den Westen schicke, meinte der Premierminister:

Es ist umgekehrt. Ungarn hat die finanzielle und polizeiliche Kraft, für alle in Ungarn Unterkunft und Verpflegung zu sichern. Es gibt Sammelstellen, wo die Asylwerber und Einwanderer hingehen können. Dort werden sie medizinisch versorgt, dort bekommen sie Unterkunft, Wasser und Essen. Das Problem ist nicht auf unserer Seite. Die Einwanderer wollen nicht hier bei uns Asyl, sondern sie wollen in Deutschland Asyl. Sie glauben, in Deutschland wartet auf sie ein sicheres, leichtes und gutes Leben. Diese Menschen sind nicht in Gefahr. Nachdem sie aus Syrien, Pakistan oder anderen Ländern geflohen sind, sind sie nicht mehr in Gefahr. In den türkischen Flüchtlingslagern lebt man nicht gut, aber man ist sicher. Auch Griechenland ist ein sicheres Land, Mazedonien ist sicher, Serbien und auch Ungarn. Aber sie wollen in diesen Ländern nicht sein, weil sie in Deutschland Flüchtling sein wollen.

Österreich handelte 1956 richtig

Orbán sagte außerdem, dass er einen sehr großen Teil dieser Menschen nicht als Flüchtlinge betrachte, die nach Sicherheit suchen, sondern nach einem besseren Leben. "Wir nennen sie Wirtschaftseinwanderer", stellte Orbán gegenüber dem ORF klar. Nun machte Ernst Gelegs einen Ausflug in die Vergangenheit und fragte den Premier: "1956 sind knapp 200.000 Ungarn nach Österreich geflüchtet. Hätte damals Österreich auch einen Zaun errichten sollen Ihrer Meinung nach?" Dazu Viktor Orbán:

Wir wollen genau das, was Österreich 1956 gemacht hat: Die Ungarn konnten damals nicht ohne Erlaubnis auf der Mariahilferstraße herumspazieren. Die Ungarn wurden in Lager gebracht, dort korrekt verpflegt, und sie konnten dort ihre Anträge abgeben, wohin sie weiterreisen wollen. Hat sich ein Aufnahmeland gefunden, konnten sie weiterreisen. Aber sonst mussten sie sich im Lager aufhalten.Hätten wir heute dasselbe System wie 56 in Österreich, hätten wir diese Probleme nicht.

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