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3. Oktober 2015 / 08:55 Uhr

Protestwelle gegen Senderverantwortliche nach Zensur von FPÖ-Werbespots

Die nicht näher begründeten Zensurmaßnahmen der Sender ProSieben/SAT.1/Puls4 sowie RTL gegen die TV-Werbespots der FPÖ für die Wien-Wahl schlugen in den Medien hohe Wellen. FPÖ-Obmann HC Strache veröffentlichte gestern früh auf seiner Facebook-Seite ein Video, in dem Generalsekretär Herbert Kickl die unfassbare Geschichte erzählt und genau darlegt, welche Spots und sogar welche Stellen in den einzelnen Spots die Verantwortlichen von Puls4 und Co. bemängelt hatten, ehe sie den Freiheitlichen schließlich mitteilten, dass nun der Werbeplatz leider an andere Kunden verkauft worden sei.

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HC Strache veröffentlichte zudem die Mailadressen der Geschäftsführer der Sender sowie der Leiterin der ProSiebenSat1Puls4-Unternehmenskommunikation für den Fall, dass sich jemand „für die Fairness ‚bedanken‘ möchte“. Von dieser Möglichkeit dürften nicht wenige, über die Zensur schockierte Bürger Gebrauch gemacht haben, denn noch vor der Mittagspause schrieb die Kommunikationschefin in einem über mehrere Weiterleitungen auch zu Unzensuriert.at gelangten Mail:

Mein heutiger Tag ist geprägt von FPÖ-Hetze, da ich aufgrund dessen, dass wir deren Wahlkampf-Spots abgelehnt haben, in den Genuss gekommen bin, dass sie meinen Namen samt E-Mail Adresse gepostet haben. Ich bin im Abspann ihres Social Media Videos. Mein Postfach ist voll mit Beschimpfungen von FPÖ Anhängern und anderen unmöglichen Menschen. Ein wirklich schöner Tag.

Keine Hetze, sondern gut begründete Kritik

Aus den Formulierungen der Dame geht hervor, dass sie schon vor diesem Tag eine durchaus voreingenommene Haltung gegenüber der FPÖ eingenommen haben dürfte. Die an die Verantwortlichen gerichteten Mails waren nämlich durchaus nicht „FPÖ-Hetze“, sondern überwiegend wohlüberlegte Zuschriften wie diese an Puls4-Geschäftsführer Markus Breitenecker, aus der wir auszugsweise zitieren:

Mir fällt unser Geschichtsprofessor und meine Familiengeschichte ein: der Professor erzählte uns in der Schule, wie in den dreißiger Jahren aus parteipolitischer Intoleranz und Haß der blutige österr. Bürgerkrieg entstand.
Niemand mehr wollte dem Andersgesinnten Redefreiheit zubilligen. Also wurde am Ende auf meist Unschuldige geschossen, hunderte mußten sterben.
Mein Großvater wurde am 25.7.1934 im Alter von 37 Jahren das Opfer dieser Denkungsart, er hinterließ zwei Minderjährige und eine verzweifelte Frau.

Ich unterstelle Ihnen nicht, daß Sie Bürgerkrieg wollen, doch legen Sie mit Ihrem der Demokratie völlig widersprechenden intoleranten Verhalten einen Stein mehr auf eine Mauer, die immer mehr in Österreich wächst.

Puls4 mit Sonderkonditionen für Neos und Stronach-Show

Das Lesen dieser Mails dürfte nicht das einzige gewesen sein, das bei Puls4 und Co. die Alarmglocken schrillen ließ, denn auch die Austria Presse Agentur berichtete gestern früh ausführlich über die Zensur-Affäre und erinnerte in ihren, von fast allen Zeitungen in den Online-Ausgaben übernommenen Artikel, an andere „Probleme“ der Sendergruppe mit der politischen Ausgewogenheit:

Puls 4 sorgte zuletzt bereits mit einer Werbevereinbarung mit den NEOS für Diskussionen. Der Sender trat im Gegensatz zu anderen Medien einem NEOS-Angebot für gestaffelte Werbehonorare näher, die sich nach Abschneiden und Erfolg der Partei bei der Wiener Landtagswahl richten. Und im Superwahljahr 2013 brachte Puls 4 eine Hauptabend-Doku über Frank Stronach, bei der es offenbar eine enge Zusammenarbeit mit dem Team Stronach gab. Wirtschaftlicher oder redaktioneller Einfluss wurde jedoch von beiden Seiten dementiert.

Zick-Zack-Kurs setzt sich fort

Solcherart unter Druck geraten, ging bei Geschäftsführung und Kommunikation die Kontrolle völlig verloren. Zunächst behauptetete Puls4 gegenüber der APA, „Restwerbezeiten werden genützt“, um die FPÖ-Spots doch auf Sendung zu bringen. Dann bestätigte die FPÖ den Erhalt eines diesbezüglichen Angebots, wobei man sich aber vorbehalte, es auch anzunehmen. Daraufhin wieder dementierte Puls4 ein solches Angebot und hielt – erneut gegenüber der APA – fest: „Es wird auf den Sendern der ProSiebenSat.1 PULS 4 Gruppe keine Wahl-Werbespots der FPÖ geben.“ Schließlich veröffentlichte HC Strache auf seinem Facebook-Profil das Mail, mit dem die Sendergruppe sehr wohl angekündigt hatte, noch Sendeplätze zu suchen:

Nachdem wir die Weigerung diverser Privatsender, die FPÖ-Werbespots zu spielen, öffentlich gemacht haben, haben wir von…

Posted by HC Strache on Freitag, 2. Oktober 2015

Und Generalsekretär Kickl stellte schließlich am Abend in einer Presseaussendung fest:

Es ist uns mittlerweile völlig egal, ob diese Sender unsere Werbung spielen wollen oder nicht. Wir verzichten dankend. Es ist allerdings amüsant zu beobachten, welch heilloses Chaos die offenbar politisch motivierten Zensurbemühungen bei den Sendern selbst gestiftet haben.

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