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FSG

9. März 2011 / 09:59 Uhr

Racheakt: MA48-Mitarbeiter zum Straßenkehren degradiert

Da haben wir wohl in ein Wespennest gestochen! Die beiden Artikel “MA48-Bedienstete: Nebenjob als Bordell-Betreiber” und “MA48-Mitarbeiter packt aus: Wer besoffen war, soll frei bekommen” haben einen regelrechten Sturm an Kommentaren ausgelöst. Dabei wurde klar: Unzensuriert.at hatte nur über die Spitze des Eisbergs berichtet. Vieles bei der Magistratsabteilung 48, Müllabfuhr, dürfte im Argen liegen. So sehr, dass sich immer mehr Kollegen mit dem “Aufdecker” Bernd T. solidarisieren und als Zeichen dafür auf der linken Seite der Dienstkleidung eine große Büroklammer sichtbar tragen wollen.

Bernd T., der die Missstände mutig in die Öffentlichkeit brachte, bekam vom Dienstgeber, der Gemeinde Wien, umgehend die Rechnung präsentiert. Der Müllaufleger wurde nach Bekanntwerden seines Tuns zum Waschen der Mülltonnen und zum Straßenkehren degradiert. Als er auch bei dieser Beschäftigung noch nicht das Handtuch warf, versetzten ihn die – ach so sozialen – roten Arbeitgeber auf die Mülldeponie Rautenweg. Dort darf er seit einigen Tagen, wie er es selbst formulierte, “Papierln einsammeln”. T. will durchhalten, seinen Kampf gegen die seiner Meinung nach unrechtmäßige Kündigung vor dem Arbeitsgericht fortführen. Zur Erinnerung: Der Aufleger bei der Müllabfuhr wurde wegen angeblich zu vieler Krankenstandstage den Job los. Tatsächlich hatte er bei den Vorgesetzten den Mund aufgemacht, um Missstände zu beseitigen und um ein besseres Arbeitsklima zu schaffen – was ihm zum Verhängnis wurde.

Mitarbeitergespräch gleicht einem Verhör

Interessant in diesem Zusammenhang ist ein Kommentar eines Kollegen, der schreibt: “Bei der MA48 wird nach der Rückkehr aus dem Krankenstand ein Mitarbeitergespräch über den genauen Krankheitsverlauf geführt. Wenn ?ein Mitarbeiter die Bekanntgabe seiner Krankheit verweigert, muss er ins? Personalbüro. Dieses Mitarbeitergespräch verläuft verhörsmäßig ab, d.h. so als ob man eine Straftat begangen hat. Danach verlangt man, dass die Krankenstände reduziert werden, mit gleichzeitiger Androhung einer Versetzung in eine andere Dienststelle, mit finanziellen Einbußen oder sogar mit Kündigungsandrohung. Und die Gewerkschaft macht NICHTS dagegen!!!!”

Schande, wie Kollegen im Stich gelassen werden!

Bei “Gewerkschaft” ist  in der MA48 gemeinhin von der Personalvertretung die Rede. Am Ruder ist – wie könnte es anders sein bei der Gemeinde Wien – die Fraktion der Sozialdemokratischen Gewerkschafter (FSG). Wahlgewinner Thomas Fiedler, der sich heute bei den Diskussionen vornehm zurückhält, hatte noch im April 2010, kurz vor den Personalvertretungswahlen am 7. Mai 2010, selbst zahlreiche Missstände angeprangert. Unzensuriert.at liegt ein Brief von Fiedler an seine “Lieben Koleginnen und Kollegen!” vor, in dem er folgendes schreibt: “Die Abwertungen und das Niedermachen der Kollegen haben mich bewogen, nicht mehr wegzuschauen, sondern bei der Personalvertretung zu kandidieren, man kann und darf nicht mehr mit anständigen Arbeitern so umgehen. Es ist eine Schande, wie die Personalvertreter ihre Kollegen im Stich lassen.” Weiters: “Auch die Stadt Wien ist dazu übergegangen, sich ihrer älteren und kranken Dienstnehmern zu entledigen…”

Mit 0,2 Promille den Job riskieren

Bekannt geworden ist Fiedler, weil er für seine Wahl angeblich mit dem Slogan “Wer besoffen war, soll frei bekommen” geworben haben soll. Tatsächlich findet sich in seinem Werbeschreiben folgender Absatz, wortwörtlich zitiert: “Ehrlichkeit wird bestraft!!! Beispiel: Eine Feier man trinkt ein Gläschen am Abend und ruft am nächsten Tag pünktlich an mit der Bitte um einen Urlaubstag da man Angst hat 0,2 Promille zu haben und somit wieder seinen Job riskiert. Man wird gezwungen in die Arbeit zu gehen oder man braucht einfach einen Urlaubstag aus privaten Gründen und muss sich nicht immer rechtfertigen was oft sehr unangenehm ist.”

Wenn ein Personalvertreter seine Hauptaufgabe darin sieht, besoffene Kollegen zu schützen, spricht das sowieso schon Bände. Thomas Fiedler, ein “Arbeiterkind aus einer großen Wiener Arbeiterfamilie” (Selbstbezeichnung), hätte wohl alle Hände voll zu tun, um den Mist, der sich bei der Müllabfuhr sammelt, wegzuräumen. Als amtierender Betriebsrat hat man aber offenbar andere Sorgen als im Wahlkampf um diese Funktion.  

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