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14. März 2011 / 13:21 Uhr

Österreich-Delegation in Paraguay auf Heimatspuren

DelegationUnter der Leitung des Dritten Nationalratspräsidenten Martin Graf besucht eine österreichische Delegation vom 11. bis 22. März die südamerikanischen Länder Paraguay und Argentinien. Politische Gespräche sowie die Intensivierung wirtschaftlicher Beziehungen stehen auf dem umfassenden Programm der Teilnehmer.

„Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, wann eine österreichische Delegation nach Paraguay kam. Es muss länger als zwölf Jahre her sein“; sagte Generalskonsul Jorge Miguel Brunotte, der die Gruppe von Politikern und Wirtschaftsleuten gemeinsam mit Botschafter DDr. Robert Zischg, Vizegeneralkonsul Gerhard Ackert und dem Leiter des Außenwirtchaftcenters Buenos Aires, Mag. Josef Hofer, auf dem Flughafen Asuncion herzlich willkommen hieß.

Delegation

Delegation

Die Delegation aus Österreich nach der Ankunft in Asuncion.
Foto: Unzensuriert.at

Damals,vor zwölf Jahren, war noch sein Vater Generalkonsul in Paraguay. Brunotte, ein erfolgreicher Geschäftsmann, macht gleich von Anfang an klar, warum das 6,4 Millionen Einwohner zählende Land, das flächenmäßig so groß wie Deutschland und die Benelux-Länder zusammen ist, so interessant für Investoren sein  kann. Bei einem Rekordwachstum von 14,5 Prozent im vergangenen Jahr habe Paraguay in Bezug auf Infrastruktur großen Aufholbedarf. Energie sei da ein gutes Beispiel: Man habe Strom im Überfluss, fast 80 Prozent würden exportiert, trotzdem gelingt es dem Staat nicht, genügend und verlässliche Energie an die Bevölkerung zu verteilen. Der frühere Infrastrukturminister Mathias Reichhold, heute im Dienste eines deutsch-österreichischen Energie-Unternehmens, hat eine Software für intelligente Stromversorgung im Gepäck und will diese dem Industrieminister von Paraguay präsentieren. Immobilien-Makler Alexander Kaspar sucht interessante Projekte für ein Investment.

Chor

Chor

Heimatliche Klänge zur Begrüßung in der Colinia Carlos Pfannl.
Foto: Unzensuriert.at

Beide könnten zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Der Bedarf nach Lieferanten von Infrastruktur und nach Menschen, die in Paraguay investieren möchten, ist groß, die Chance vielleicht einmalig: „Wenn man bedenkt, dass 30 % der Bevölkerung unter 15 Jahren, 50 % unter 21 Jahren sind und dass die Wachstumsrate der Bevölkerung bei drei Prozent liegt, fängt der Markt erst an“, so Generalkonsul Brunotte. Weiters weist er darauf hin, dass Paraguay gemeinsam mit Brasilien, Uruguay und Argentinien die Handelszone Mercosur schuf, womit Paraguay der Eingang zu einem Markt für 300 Millionen Menschen sein kann. Wer hier produziert, dem stehe ein wahrliches Steuerparadies zur Verfügung mit der niedrigsten Einkommensteuer des Kontinents. Gemeinsam mit Bolivien führe Paraguay auch die Liste Südamerikas bei den niedrigsten Löhnen an: Ein Arbeiter verdient durchschnittlich nur 250 Dollar im Monat.

Tiroler Volkslied mitten in Paraguay

Scheck für deutsche Schule

Scheck für deutsche Schule

Die FPÖ mit Johann Herzorg, Gerhard Deimek und Martin Graf (von rechts)
unterstützt die deutsche Schule (links Direktor Matias Loidol) mit einer Spende.
Foto: Unzensuriert.at

Neben den Amtssprachen Guarani und Spanisch sprechen viele Menschen in Paraguay Deutsch, was damit zu tun hat, dass in den wirtschaftlich schwierigen Zeiten der 1930er Jahre viele ausgewandert sind. So galt der erste Besuch der österreichischen Delegation der österreichischen "Colonia Carlos Pfannl". Hier wird das Brauchtum hochgehalten: Beim Eintreffen gibt es Blasmusik, ein Jugendchor singt ein Tiroler Volkslied. Die Interpreten präsentieren sich in schmucker Tracht aus Österreich. Der Patriotismus dieser Auslandsösterreicher ist groß wie auch die Freude darüber, endlich wieder einmal Besuch aus der Heimat zu bekommen. Die Raiffeisenbank, so wird erzählt, habe mit einer zweimaligen Kreditvergabe mitgeholfen, hier ein Genossenschaftssystem aufzubauen.

Tee-Produktion

Tee-Produktion

Eine Genossenschaft aus 1200 Kleinbauern produziert Tee.
Foto: Unzensuriert.at

Die Deutsche Schule Independencia ist Herzstück und der ganze Stolz der Kolonie mit rund 2.000 deutschstämmigen Bürgern. Sie wurde 1956 gegründet und kämpft seit damals um das finanzielle Überleben. Derzeit werden rund 150 Schüler von der Grundschule bis zur zwölften Klasse unterrichtet, nie mehr als zwölf Schüler pro Klasse, erzählt Direktor Matias Loidol, dessen Vorfahren aus Oberösterreich stammen. 24 Lehrer, ein Schuldirektor und eine Sekretärin müssten bezahlt werden, klagt Loidol. Das sei bei einem Schulgeld von 28 Euro in der unteren Stufe bis 70 Euro in den oberen Stufen nicht immer leicht. Der Staat würde lediglich eine einzige Klasse finanziell unterstützen. Spontan sagte der Dritte Präsident des Nationalrates, Martin Graf, zu, sich für eine Art Patronanz in Österreich einzusetzen. Als Soforthilfe wurden von der FPÖ tausend Euro übereicht. Der Nationalratsabgeordnete Gerhard Deimek und der Zweite Wiener Landtagspräsident Johann Herzog übergaben gemneinsam mit Graf den Scheck.

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Bei einer Mate-Tee-Produktionsstätte in der Kolonie konnte sich die Delegation vom Funktionieren des Genossenschaftssystems überzeugen. 1200 Kleinbauern liefern ihre Ernte zu Jorge Baumann, der die Ware produziert und vermarktet. Über die beiden Brüder von Jorge, die in Wien studierten, ist die Delegation erst auf die Kolonie gestoßen. 

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