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29. März 2011 / 22:18 Uhr

So wird das nichts: Die Grünen müssen böse werden

GrüneSelten rufen Wahlen in einem deutschen Bundesland so starke, zumal euphorische mediale Reaktionen hervor wie jene in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz, die riesige Zugewinne für die Grünen gebracht haben. Die Chefredakteure sehen die Stunde gekommen, auch die schwächelnde Öko-Partei in Österreich nach oben zu pushen. Doch dazu fehlt ihnen ausgerechnet Populismus, sagen die Politologen.

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Journalisten wollen einen Grün-Erfolg auch in Österreich herbeischreiben.
Foto: POLILOG / flickr

Wer in Wien die U-Bahn benutzt, dem springt die Grünen-Propaganda dieser Tage unvermeidlich ins Auge. Normalerweise nehmen gerade die Gratis-Blätter Österreich und Heute für Jubelberichterstattung viel Geld in Form von Inseratenaufträgen, den Grünen stellen sie ihre Schreibkünste auch unentgeltlich zur Verfügung.

Höchst sympathisch und mit großem Herz

Der neue Heute-Chefredakteur Wolfgang Ainetter versucht sich noch mit gespielt kritischen Untertönen und titelt mit „Warum sind unsere Grünen so langweilig?“ Einer Lobhuldigung des (Ex-)Kommunisten Winfried Kretschmann (Polit-Superstar, Familienvater, Katholik, bodenständig, erfolgreich) folgen ein paar mahnende Worte an die heimischen Grünen, beim Café Latte mit Biomilch doch nicht so abgehoben zu philosophieren und sich nicht auch noch das Atomthema von den Regierungsparteien wegnehmen zu lassen. Dass die Grünen die Besten sind, kommt dennoch klar heraus: „Liebe Grüne, euer Herz ist groß.“

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Wolfgang Fellner geht die Sache in Österreich noch offensiver an: „Bringt Super-GAU in Japan Wende für die Grünen?“, formuliert er seinen als Frage verkleideten sehnlichen Wunsch. Die Wähler würden jetzt die Konsequenz der Grünen honorieren, die in Österreich bisher zwar nur ein Mauerblümchen seien, aber dafür „sympathisch“ und „politisch ehrenwert“. In Wien erlebten sie mit der „höchst sympathischen und kompetenten“ Maria Vassilakou ihre Feuerprobe in der Stadtregierung. Die Belobigung des Haupt-Inserenten darf nicht fehlen: Michael Häupl habe „als Erster die Zeichen der Zeit erkannt“ und ein „prophetischen G’spür“ bewiesen, indem er sich für Rot-Grün entschieden habe.

Journalisten mit klarer Grün-Tendenz und links vom Volk

Wundern muss man sich über die medialen Begeisterungskundgebungen freilich nicht, halten Journalisten in Befragungen doch mit ihrer politischen Präferenz nicht hinter dem Berg. 28 Prozent bekennen sich offen zu den Grünen – mehr als zu allen anderen österreichischen Parteien zusammen, und im Durchschnitt ordnet sich die schreibende Zunft deutlich weiter links ein als die Bevölkerung insgesamt.

Ohne Populismus wird's nicht klappen

Während also bei den Schreibern einiges an Wunschdenken mitschwingt, bewahren sich die Politologen einen Schuss Realitätssinn. Die ewigen Kommentatoren Thomas Hofer und Peter Filzmaier dämpfen den Optimismus und glauben nicht, dass die Grünen vom deutschen Höhenflug profitieren werden. Denn dazu müssten sie, sagt Hofer „populistischer agieren“. Politik ohne Emotionen komme nicht an. Populismus aber ist bekanntlich böse. Der Ratschlag lautet also: Die Grünen müssen böse werden.

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