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13. Juni 2011 / 11:52 Uhr

Plagiatsverdacht: Pilz verliert die Contenance

Den Grünen-Nationalratsabgeordneten Peter Pilz hat es offenbar hart getroffen, dass sich Plagiatsjäger Stefan Weber just seine eigene Dissertation zur Brust nahm und schwerwiegende Unregelmäßigkeiten entdeckte. Ausgerechnet jener Weber, den Pilz selbst für die Untersuchung der Doktorarbeit des EU-Kommissars Johannes Hahn engagiert hatte. Von Dankbarkeit keine Spur, biss der Wissenschaftler einfach in die Hand, die ihn bislang gefüttert hatte.

Peter Pilz

Peter Pilz

Peter Pilz mag den von ihm engagierten Plagiatsjäger jetzt har nicht mehr.
Foto: Parlamentsdirektion / Mike Ranz

Ein solches Verhalten konnte nicht ohne Konsequenzen bleiben. Also holte Peter Pilz aus zum großen Schlag gegen den Abschreiberschreck. In seinem Blog veröffentlichte er ein Email eines nicht namentlich genannten Advokaten, das er als „Stellungahme meines Anwalts" vorstellte. Der hatte die ursprüngliche Version des Hahn-Gutachtens kritisiert, weil Weber sich, wie Pilz mit Unterstützung des namenlosen Anwalts behauptet, darin aufgeschwungen hatte, neben der Feststellung der plagiatsverdächtigen Stellen auch gleich die Aberkennung von Hahns Doktortitel zu fordern. Das wiederum ist, wie der studierte Pilz natürlich weiß, nicht wissenschaftlich und schon gar nicht gutachterlich. Darauf aufmerksam gemacht, habe Weber entgegnet: „Da ich kein Jurist bin, habe ich schon befürchtet, dass hier noch einiges nachgebessert werden muss." Eine ehrliche Antwort, die aber für Pilz „nur noch peinlich“ ist und ihn zu der Tirade verleitet: „Ich habe Weber als unseriösen und unzuverlässlichen (sic!) Menschen erlebt. Mit seinem Eingeständnis im Kurier ist die Sache für mich vorläufig erledigt. Er wird sich noch an anderer Stelle zu verantworten haben."

Pilz' Tagebuch-Eintrag verschwand sang- und klanglos

Warum auch immer: Irgendwann recht bald nach dem 10. Juni, an dem Pilz seinen Tagebucheintrag verfasste, war dürfte ihm auch sein eigenes Geschreibsel peinlich geworden sein. Jedenfalls ist der Beitrag zwei Tage später nicht mehr online, wohl aber über das Google-Archiv noch zu finden. Wir haben sicherheitshalber einen Screenshot angefertigt. Die plötzliche Entfernung kann freilich auch andere Gründe haben: Der Nicht-Jurist Weber könnte sich mit professioneller Unterstützung gegen Pilz‘ Angriff auf seinen wissenschaftlichen Ruf gewehrt haben. Oder aber Pilz‘ eigener Anwalt fand es nicht so fein, dass sein Mandant internen Mailverkehr öffentlich macht.

Medien auf Weber- und manchmal sogar auf Pilz-Niveau

Besonders beleidigt war Pilz auch auf seine sonst so guten Freunde, die Journalisten. Alle bis auf einen hatten doch einfach „Webers Unterstellungen übernommen, ohne mich auch nur anzurufen“. Was Pilz zu der Behauptung führt: „Ein großer Teil des österreichischen Journalismus arbeitet auf Weber-Niveau. Aber das ist nichts Neues.“ Unter diesen Vorzeichen sollte Pilz jede Zusammenarbeit mit dieser diesen Medien-Meute umgehend abbrechen. Denn – und vielleicht ist ihm das noch gar nicht aufgefallen – die übernehmen öfters auch Pilz‘ Unterstellungen einfach so, ohne das aktuelle Opfer seines Jagdtriebs zu Wort – und die sind meist weit unter Weber-Niveau, wo auch immer das nun genau anzusiedeln sein mag.

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