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22. Juni 2011 / 11:58 Uhr

Eurokrise: Lieber ein Ende mit Schrecken…

Der Spiegel titelt in seiner jüngsten Ausgabe mit einem Nachruf auf den Euro. Die Journalisten des Hamburger Nachrichtenmagazins sind der Ansicht, dass die Währungsunion „zur größten Gefahr für die Zukunft Europas“ geworden ist.

Gastkommentar von Barbara Rosenkranz

Klar ist, dass schon heute Europa gespalten ist – in Schuldner- und in Gläubigerstaaten. Auf der einen Seite diejenigen, die immer größere Sparpakte zu tragen haben, auf der anderen Seite diejenigen, die immer größere Hilfspakte zu schnüren haben. Hüben wie drüben sind es die Bürger, die die Last zu tragen haben. Der Unmut über bittere Reformen auf der eine Seite und Milliardenzahlungen auf der anderen Seite ist vielerorts bereits in lautstarken Protest, in Athen gar in Krawalle, umgeschlagen.

Ungeachtet dessen irren die Regierungsoberhäupter der Euro-Staaten von Euro-Rettungsgipfel zu Euro-Rettungsgipfel. Lösungen gibt es keine, es wird auf Zeit gespielt. Da überrascht es kaum, dass einzelne Treffen (auf dilettantische Weise) geheim gehalten werden sollen. Die Abgehobenheit der „Einheitswährungs-Fanatiker“ ist dabei kaum zu überbieten. Sind sie doch dabei, einen Fehler gleich zweimal zu wiederholen und stellen dies noch als „alternativlos“ dar. Bereits im Jahr 2001 wurden die Augen verschlossen, als sich Griechenland mit frisierten Zahlen Zugang zur Euro-Zone verschaffte. Jedem Entscheidungsträger war klar, dass die fast chronisch bankrotten Hellenen, ihre Hausaufgaben nicht gemacht hatten. Deshalb finanzierte Anfangs die Europäische Zentralbank im Geheimen die griechischen Budgets. Dann kamen die weltweite Finanzkrise und der nächste Fehler. In Wahrheit war Griechenland bereits bankrott, als der erste Rettungspakt zusammengestellt wurde. Ifo-Chef Hanns-Werner Sinn erklärte dazu jüngst im Deutschlandfunk: „Am 28. April letzten Jahres gingen die Zinsen für griechische Staatspapiere tagsüber auf 38 Prozent. Was danach kam, würde ich mal etwas salopp als Konkursverschleppung bezeichnen. Diese Art von Politik, immer mehr gutes Geld dem schlechten hinterherzuwerfen und das dann auch schlecht zu machen, führt in eine Teufelsspirale, die zum Schluss nicht mehr beherrschbar ist. Ich kann also insofern nur jeden warnen.“

Der Patient ist nur durch Finanzspritzen zu retten

Nun sollen neuerlich Gelder fließen, obwohl klar ist, dass nur durch Finanzspritzen (und seien sie noch so hoch) der Patient nicht zu retten ist. In Wahrheit ist es für (fast) alle Seiten sinnvoller, wenn Griechenland aus dem Euro aussteigt. Mit einer nationalen Währung haben „Pleite-Staaten“ die Möglichkeit, diese abzuwerten. Konkret würden griechische Produkte billiger und könnten so im Ausland günstig abgesetzt werden. Umgekehrt wären ausländische Produkte im griechischen Inland teurer, weshalb Importwaren geringeren Absatz fänden. Der hellenische Export würde hingegen angekurbelt werden. Auch der Urlaub an der Ägäis wäre wegen des günstigen Wechselkurses noch attraktiver. Auf diese Weise kämen Devisen ins Land, mit denen Griechenland seine Schulden abtragen könnte.

Wenn aber weiter auf Rettungspakete gesetzt wird, werden sich Staatsschulden für Griechenland ansammeln, die zu einer wirklichen Last für den gesamten Euro-Raum werden.

Nötige Abwertung im Euro-Raum unmöglich

Auch der Wirtschaftsexperte Sinn sieht dies so, wenn er sagt: „Solange die Griechen auf Transferzahlungen aus der Staatengemeinschaft hoffen können, ändert sich nichts. Aber wenn die Transfers ausbleiben, dann werden sie den Austritt vorziehen. Die notwendige Abwertung von 20 bis 30 Prozent, um die Unternehmen wieder wettbewerbsfähig zu bekommen, werden sie sicher nicht im Euroraum vollziehen. Das würde die Gewerkschaften militarisieren, weil niemand bereit wäre, mit den Lohnsenkungen zu beginnen. Und es würde die griechische Firmenlandschaft in weiten Teilen zerstören.“

Es stellt sich also die Frage nach einem Ende mit Schrecken statt Schrecken ohne Ende.

Barbara Rosenkranz schreibt auf www.zurueckzurvernunft.at.

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