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25. Juli 2011 / 08:09 Uhr

Buchtipp: Das tschechisch-deutsche Drama 1918-1939

VertreibungDie im Oktober 1918 ausgerufene tschechoslowakische Republik umfasste die industriell geprägten Regionen Böhmen und Mähren, Österreich-Schlesien, Gebiete der Slowakei und die ländlich geprägte Karpatho-Ukraine. Dieses Staatengebilde war genau das, was die alliierten Mächte strikt vermeiden wollten – ein bunt zusammen gewürfelter Haufen von verschiedenen Nationalitäten.

Gerd Schultze-Rhonhofs Buch Das tschechisch-deutsche Drama 1918-1939: Errichtung und Zusammenbruch eines Vielvölkerstaates als Vorspiel zum Zweiten Weltkrieg (Erstauflage 2008) wurde nun vom Olzog-Verlag in einer aktualisierten Fassung aufgelegt, die vor allem das Kartenmaterial und den dokumantarischen Anhang ergänzt. Der Autor schlüsselt darin die ethnische Zusammensetzung des künstlich geschaffen Staates auf. Die rund 14. Millionen Einwohner setzten sich aus zwei Millionen Slowaken, 734.000 Ungarn, 75.000 Polen, 453.000 Ruthenen, 180.000 jüdischen Bürgern und mehr als 3,1 Millionen Sudetendeutschen zusammen – ihnen gegenüber standen etwa 6,7 Millionen Tschechen. Die ersten Spannungen blieben in diesem Staatengebilde nicht aus. Bereits im März 1919 wurden bei einer friedlichen Demonstration von Sudetendeutschen, welche gegen die Missachtung ihres Wahl- und Selbstbestimmungsrechtes auftraten, 54 Menschen, darunter 20 Frauen, erschossen.

Vertreibung

Vertreibung

Die Vertreibung der Sudetendeutschen hatte ihre Wurzeln bereits
in der Gründung der Tschechoslowakei nach dem Ersten Weltkrieg.
Foto: Sudentendeutsche Stiftung / Wikimedia (CC BY-SA 1.0)

Seitdem herrschte zwischen den Machthabern Eduard Benes und Tomas Masaryk in Prag und den Sudetendeutschen ein ständiger Zustand der Spannung, der durch die Einrichtung sogenannter "Tschechenschulen" und ausgedehnte Landenteignungen zu Lasten der Sudetendeutschen und Ungarn verschärft wurde. ("Staat und Land haben das Recht, durch Enteignungen den Bauplatz für zukünftige Schulgebäude zu erwerben […] oder zu enteignen.") Die zitierte Verordnung galt nur für die Tschechen, um so in rein ungarischen und sudetendeutschen Gebieten durch den geplanten Zuzug eine Majorisierung des Tschechentums zu erreichen. Der Autor nennt dies beim Namen: „Der Bau der Tschechenschulen bereitet die Ansiedlung tschechischer Familien in den Gebieten vor, in denen die nationalen Minderheiten bis dato die Mehrheit der Bevölkerung stellen.")

Gerd Schultze-Rhonhof gelingt es mit dem  vorliegenden Buch, die wahren Hintergründe des tschechisch-deutschen Dramas aufzuzeigen und die historischen Ursachen für das Drama der Vertreibung, welches sich 1945 abspielte, zu beleuchten. Der Autor  war über 30 Jahre lang Soldat der Bundeswehr, zuletzt diente er im Range eines Generalmajors als territorialer Befehlshaber für Niedersachsen und Bremen. Schultze-Rhonhof schrieb zahlreiche wissenschaftlicher Aufsätze und Bücher zu zeitgeschichtlichen Themen und zog 1995 das Interesse der Medien durch seine Kritik bezüglich des "Soldaten sind Mörder"-Urteils auf sich.

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