Aus den neuesten Wikileaks-Dokumenten, die die Korrespondenz zwischen Österreich und den USA dokumentieren, geht eine wachsende Besorgnis der Amerikaner über die Rolle der Türken hervor: Studien, laut denen die in Österreich lebenden Türken im EU-Vergleich besonders schlecht abschneiden, streichen die mangelnde Integration hierzulande heraus. Das Dokument "09VIENNA1577" bezieht sich auf eine EU-Studie, die Länder mit einem "bedeutenden" Anteil an türkischen Immigranten (ab 5% der Bevölkerung) untersuchte – neben Österreich waren dies bloß Deutschland, Belgien, die Niederlande, Dänemark und Bulgarien.
Foto: Arne List / wikimedia
Es stellte sich heraus, dass die österreichischen Türken deutlich weniger diskriminiert werden als ihre Landsleute in anderen Ländern. Doch diese freundliche Aufnahme danken die Türken ihrem Gastland nicht. Im Gegenteil: In allen drei Kriterien der Integration – Berufstätigkeit, Bildung und Sprachkenntnisse – nehmen sie den letzten Platz ein.
So bleiben beispielsweise 52% der türkischen Frauen in der Rolle der Hausfrau dem Berufsleben fern. Den zweithöchsten Prozentsatz findet man unter den belgischen Türkinnen, die bloß zu einem Drittel Hausfrauen sind. Auch die Tatsache, dass nur wenig mehr als die Hälfte der österreichischen Türken gut Deutsch sprechen können, lässt deren Integration auf das Schlusslicht der europäischen Länder sinken.
Die türkische Gemeinschaft in Österreich "bleibt in allen Bereichen zurück, die essentiell für eine bessere Zukunft sind", so der amerikanische Kommentar. Teil des Problems könnte der Aspekt sein, dass 8 Prozent der türkischen Immigranten erst seit weniger als 5 Jahren im Land leben – auch hier ist Österreich der negative Spitzenreiter. Trotzdem ist es unwahrscheinlich, dass das Integrationsproblem durch Warten gelöst werden kann.
US-Kritik an Fekters Integrationsplan
Auch der Integrationsplan, der 2009 von der damaligen Innenministerin Maria Fekter ausgearbeitet wurde, findet in den Dokumenten Erwähnung. Amerika scheut sich nicht, zuzugeben, dass deren Ideen hauptsächlich auf die Türken abzielen. So bleiben beispielsweise ein Drittel der türkischen Mädchen hierzulande zuhause, sobald sie die Schulpflicht absolviert haben, und brechen ihre Ausbildung ab, weswegen Fekter den Erhalt des Kindergeldes an die Ausbildung koppeln wollte. Die USA beurteilten Fekters Plan jedoch als "überstürzt", mangelhaft ausgearbeitet und "ein Versuch zu demonstrieren, dass sie die Führungsfigur der Regierung bei der Integration sei".
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