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Karl Sekanina war ein typischer Aufsteigertyp innerhalb der SPÖ nach 1945.

14. Oktober 2011 / 09:47 Uhr

Roter Bautenminister griff in Gewerkschaftskasse

Karl Sekanina war ein typischer Aufsteigertyp innerhalb der SPÖ nach 1945. Geboren 1926 strebte er nach der Absolvierung einer Lehre als Werkzeugmacher bei der Firma Kapsch schon früh die Funktionärslaufbahn an. Sekanina wurde 1958 Sekretär und 1962 Zentralsekretär der Gewerkschaft der Metall- und Bergarbeiter. Vorerst in der Gewerkschaftsbewegung tätig, folgte parallel bald die Parteifunktionärskarriere in der SPÖ.

Karl Sekaninas Bilderbuchkarriere in Rot

Bereits 1963 wurde Sekanina Wiener SPÖ-Bundesrat, um dann 1964 für insgesamt 19 Jahre ununterbrochen Mitglied des Österreichischen Nationalrates zu werden. Daneben erfolgte in den 60iger und 70iger Jahren die weitere politische Bilderbuchkarriere in Partei und Gewerkschaft. So wurde er 1965 stellvertretender Vorsitzender der Gewerkschaft Metall-Bergbau-Energie, im selben Jahr Obmann der Wiener Gebietskrankenkasse für Arbeiter und Angestellte, 1972 Bezirksparteivorsitzender des mächtigen Wiener Gemeindebezirkes Brigittenau, 1971 geschäftsführender Vorsitzender der Gewerkschaft Metall-Bergbau-Energie, 1974 Vizepräsident des Hauptverbandes der österreichischen Sozialversicherungsträger, 1975 Vorsitzender der Fraktion Sozialistischer Gewerkschafter im ÖGB, 1977 Gewerkschaftsvorsitzender Metall-Bergbau-Energie sowie 1979 Vizepräsident des ÖGB.

Multifunktionär in Regierung, Partei, Gewerkschaft und Sport 

Im Jahre 1979 begann der Höhepunkt des sozialistischen Multifunktionärs Karl Sekanina. Er wurde Bundesminister für Bauten und Technik der SPÖ-Alleinregierung Bruno Kreisky. Damit nicht genug, übernahm Sekanina 1982 auch das Präsidentenamt des Österreichischen Fußballbundes (ÖFB). In diesen Jahren war Sekanina als Vizepräsident von Gewerkschaftspräsident Anton Benya auch der zweite Mann in der Gewerkschaft. Ein dichtes Netz von Einfluss und Macht aus Interessensvertretung, Parteipolitik, Regierungsamt und Sportfunktionärswesen lief hier bei einer einzigen Person zusammen. Sekanina wurde zum Paradebeispiel des Ämtermultis mit allen damit zusammenhängenden Pivilegien.

Tiefer Fall wegen Villenkauf mit Privatdarlehen

1983 wurde er auch in der kleinen SPÖ/FPÖ-Koalition unter Fred Sinowatz als Bautenminister wiederbestellt. Doch bereits 1985 zogen Gewitterwolken über der Funktionärskarriere auf. Sekanina, eigentlich logischer Nachfolger von Anton Benya wurde in Zusammenhang mit einem Korruptionsskandal gebracht. Einerseits lauteten die Vorwürfe, der Bautenminister hätte sich seine Hietzinger Firma als Gegenleistung für zukünftige öffentliche Auftragsvergaben finanzieren lassen, andererseits wurde ihm eine eigenmächtig genehmigte private „Darlehensaufnahme“ aus der Mitgliedskasse des ÖGB nachgewiesen. Sekanina zahlte das Darlehen retour und trat von allen Ämtern zurück. Die Strafbehörden ermittelten zwar, stellen das Verfahren aber schlussendlich 1987 ein. Sie konnten oder wollten dem ehemals mächtigen Multifunktionär keine strafrechtlichen Verfehlungen nachweisen, sondern gingen von tätiger Reue aus. Sekanina konnte daher die vielfältigen Ruhegenüsse und Pensionsansprüche, die ihm aus den verschiedenen Tätigkeiten zustanden, ungestört genießen. Er starb, von der Öffentlichkeit vergessen, 2008 im Krankenhaus Amstetten, unweit seines letzten Wohnortes Ybbs an der Donau in Niederösterreich.

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