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11. Oktober 2011 / 13:03 Uhr

Öffi-Tarif: 100-Euro-Jahreskarte bleibt grüne Träumerei

Straßenbahn Willkommen in der Wirklichkeit! Die Jahreskarte für die Wiener Linien wird nicht, wie von den Grünen gefordert, nur noch 100 Euro kosten, sondern 365 Euro. Bisher zahlte man 449 Euro. Dafür wird die Wochenkarte um einen Euro (15 statt 14) und der Einzelfahrschein von 1,80 auf zwei Euro angehoben. Dieses Ergebnis präsentierten Bürgermeister Michael Häupl, Vizebürgermeisterin Renate Brauner (beide SPÖ) und ihre grüne Amtskollegin, Maria Vassilakou, heute im Rathaus. 

Straßenbahn

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Halb, halb: Die Tarife bei den Öffis in Wien werden billiger, aber auch teurer.
Foto: Daniel Sparing/Flickr/ (CC BY-NC-SA 2.0)

Die Grünen gerieten zunehmend unter Druck, hatten sie den Wienern doch vor der Wahl 2010 einiges versprochen. Vor allem eine billigere Jahreskarte. Die sollte nach Meinung der Grünen nur noch 100 Euro kosten. Doch ein Jahr lang geschah nichts. Daher zogen die Medien am 10. Oktober, anlässlich des Jahrestages des rot-grünen Bündnisses in Wien, eine durchwegs negative Bilanz. Vassilakou wurde vorgeworfen, dass die Grünen bis dato nur ihr eigenes Klientel bedient hätten: mit der Postenbesetzung von Alexander Van der Bellen als Universitätsbeauftragter Wiens etwa oder mit Installierung eines 500.000 Euro teuren grünen Festes, das alljährlich ab 2012 stattfinden wird.

Es entstand der Eindruck, dass die Grünen zwar beim Geldausgeben gut sind, für die Bevölkerung aber nichts Wesentliches zuwege bringen. Also musste ein Erfolg her, um die Handschrift Vassilakous in der Stadtregierung erkennen zu lassen. Doch was jetzt passierte, bedurfte offenbar massivem Drucks der Grünen auf Bürgermeister Häupl. Die Wiener Linien hatten nämlich noch vor kurzem erklärt, dass die Tarife betriebswirtschaftlich kalkuliert nicht gesenkt, sondern erhöht werden müssten. Gar um 13 Prozent, hatte Geschäftsführerin Alexandra Reinagl in einem „Wien heute“-Interview erklärt.

Dass Häupl die Tarifsenkung jetzt als „ökologischen Grund“ bezeichnete, war daher nicht überraschend. Mit dieser Maßnahme wolle man mehr Menschen in die U- und Straßenbahnen bringen, angestrebt werde eine Anhebung des Öffi-Anteils von 40 Prozent am Gesamtverkehrsaufkommen. Findet keine Intervallverdichtung statt, werden sich die Fahrgäste bei Häupl schön bedanken, denn schon jetzt gibt es zu den Verkehrsspitzen übervolle Züge, speziell auf der Linie der U6. Dass die Wiener Linien mehr U-Bahn-Garnituren fahren lassen werden, ist nicht anzunehmen, fehlt dem Unternehmen durch die jetzt durchgeführte Tarifsenkung bei Jahreskarten doch das Geld dafür. Die neuen Tickettarife gelten übrigens erst ab 1. Mai 2012.

Mahdalik: "Sieger sehen anders aus"

FPÖ-Verkehrssprecher Toni Mahdalik reagierte kurz und knapp auf die rot-grüne "Erfolgsmeldung": "Wenn der Einzelfahrschein im Vorverkauf künftig also satte 2 Euro kosten soll, werden die Fahrgäste – bei gleichbleibender Staffelung – für in Bus oder Bim direkt gekaufte Tickets unverschämte 2,40 Euro ablegen müssen. Das wäre schlappe 1,40 Euro vom grünen Wahlkampfschlager '1 Euro-Einzelfahrschein' entfernt – Sieger sehen anders aus."

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