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ORF

15. Oktober 2011 / 22:52 Uhr

Kinderhilfsorganisation mit väterfeindlicher Fernsehwerbung

BildWenn Kinder keine oder schlechte Eltern haben, müssen sie in Fremdbetreuung aufwachsen. Dann übernimmt die Jugendwohlfahrt das Sorgerecht und übergibt die Kinder in die Obhut von Pflegeeltern oder professionellen Einrichtungen. Eine davon ist Pro Juventute, wo Kinder in Wohngruppen aufwachsen. Seit mehr als sechzig Jahren ist man aktiv und betreute in dieser Zeit bereits mehr als 5000 Kinder, heißt es auf der Webseite, finanziert zum Teil mit Spenden.

Geld von Förderern zu sammeln, ist zweifellos auch der Zweck eines Werbespots von Pro Juventute, der im ORF bereits einige Male zur besten Fernsehzeit lief. Sehr zum Missfallen engagierter Väter, denn in dem Spot wird ein herzloser Vater gezeigt, der sich nicht im Mindesten für die Zeichnung seiner kleinen Tochter interessiert, weshalb diese davon träumt, mit 99 Luftballons ihrem tristen Leben zu entschweben.

Edith

Edith

Edith Mühlberghuber setzt sich für die
gemeinsame Obsorge ein.
Foto: Parlamentsdirektion / Mike Ranz

Dies entspreche nicht der Realität, heißt es in einer Presseaussendung des Vereins Vaterverbot.at: „Gewalt- oder vernachlässigungsbedingte Kindesabnahmen durch die Jugendwohlfahrt kommen fast ausschließlich in Mütter-Haushalten vor.“ An die Seite der Väter stellt sich die niederösterreichische FPÖ-Nationalratsabgeordnete Edith Mühlberghuber, wie die Aktivisten der Vätervereine eine Kämpferin für die automatische gemeinsame Obsorge im Trennungs- oder Scheidungsfall. Sie gibt zu bedenken, dass die vielen Fälle von Kindesabnahmen in Österreich eines der negativen Resultate der fehlenden gemeinsamen Obsorge seien. „Viele Väter würden sich gerne um ihre Kinder kümmern, bekommen aber dazu nicht die Gelegenheit, wenn die Mütter das nicht wollen, die im Streitfall ganz überwiegend die alleinige Obsorge zugesprochen bekommen“, schildert Mühlberghuber die Problematik.

FPÖ-Abgeordnete mit offenem Brief an Pro Juventute

An Pro Juventute hat Mühlberghuber einen offenen Brief geschrieben und ihr Missfallen über den verunglückten Spot ausgedrückt. Darin heißt es unter anderem:
Ich bin empört, dass eine Organisation wie Pro Juventute mit einem derart oberflächlichen und väterfeindlichen TV-Spot um Spenden wirbt. Zum Wohle der Kinder und der Gerechtigkeit den Vätern gegenüber fordere ich Sie daher auf, diese Kampagne umgehend einzustellen.

Auch Jugendwohlfahrt im Zwielicht

Andreas Rippel

Andreas Rippel

Der Wiener Anwalt Andreas Rippel unterstützt
Eltern im Streit mit den Jugendämtern.
Foto: Unzensuriert.at

Nicht nur die Werbemethoden der Kinderhilfsorganisation sind umstritten, auch die Jugendwohlfahrt, die über Kindesabnahmen entscheidet, gerät immer öfter ins Zwielicht. Dies belegte auch eine Veranstaltung der FPÖ-Parlamentsklubs. Während die schrecklichen Schicksale der zu Tode traktierten kleinen Buben Luca in Tirol und Cain in Vorarlberg zeigen, dass es oft zu lange dauert, bis das Jugendamt einschreitet, sind auch zahlreiche umgekehrte Fälle bekannt, bei denen die Behörde mit einer Kindesabnahme schnell zur Stelle ist, für die betroffenen Eltern jedoch kaum eine Möglichkeit besteht, die Entscheidung zu revidieren, selbst wenn sie auf der Basis falscher Annahmen getroffen wurde.

Der Wiener Rechtsanwalt Andreas Rippel schilderte im Rahmen der Podiumsdiskussion im Parlament eine derartigen Fall: Eine alleinerziehende Mutter wendet sich selbst mit der Bitte um Unterstützung an die Jugendwohlfahrt. Die Vorstellungen der Betreuerin sind andere als die der Mutter, etwa darüber, welcher Arzt das Kind behandeln soll. Als die Schule anruft und meldet, dass das Kind eine geschwollene Backe hat, wird das Kind abgenommen und der Polizei vorgeführt. Auf eine medizinische Untersuchung verzichtet die Jugendwohlfahrt jedoch. Erst auf Druck der Mutter wird im Spital festgestellt, dass die Schwellung nicht von Schlägen herrührt, sondern von einer eitrigen Zahnentzündung. Dennoch dauert es acht Monate, bis ein Richter verfügt, dass das Kind wieder zu seiner Mutter darf. „Das Kind hat im Krisenzentrum die Einrichtung zertrümmert“, schildert Rippel, „es wollte zu seiner Mutter“.

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Mehr über die Veranstaltung, an der auf Einladung der freiheitlichen Familiensprecherin Anneliese Kitzmüller außerdem der Kärntner Sozial-Landesrat Christian Ragger (FPK), die Diplompädagogin Roswitha Laminger-Purgstaller von SOS Kinderdorf und der freiheitliche Justizsprecher Peter Fichtenbauer teilnahmen, lesen Sie im aktuellen Unzensuriert-Magazin.

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