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16. Oktober 2011 / 10:34 Uhr

Protest liberaler Muslime gegen wahhabitisches Zentrum in Wien

ILMÖAm Donnerstag unterzeichneten in Wien Saudi-Arabien, Österreich und Spanien mit Unterstützung des Vatikans die Gründungsurkunde für das „König-Abdullah-Zentrum für interreligiösen und interkulturellen Dialog“, das spätestens Mitte nächsten Jahres in einem Ringstraßen-Palais eröffnet werden soll. Der entsetzte Vorstand der Initiative Liberaler Muslime in Österreich (ILMÖ) führte deshalb eine aktionistische Protestaktion am Albertinaplatz durch.

ILMÖ

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Liberale Muslime protestierten gegen den wahhabitische "Dialogzentrum".
Foto: z.V.g.

Das saudi-arabische Regime stellte unlängst in Aussicht, dass Frauen in vier Jahren das Wahlrecht bekommen könnten. Frauen ist in Saudi-Arabien nicht nur das Autofahren verboten. Nichtmuslime werden einer Apartheid mit z. B. eigenen Autobahnspuren unterworfen, in die „heilige Stadt“ Mekka ist ihnen der Zutritt ganz verwehrt. Straffällig ist man schnell und das kann Köpfen und Steinigen bedeuten. Der Grund dafür liegt in einer besonders steinzeitlichen Auslegung des Korans durch die vorherrschende islamische Sekte
der Wahhabiten.

Der Wahhabismus wurde nach seinem Gründer Muhammad ibn Abd al-Wahhab benannt.  Dieser verkündete 1740 seine Dogmen zur „Reinigung“ des Islams. Das Glück der wahhabitischen Saudis ist nicht nur die Gebietshoheit über die Wirkungsstätten des Propheten Mohammed, Mekka und Medina, sondern auch der Erdölreichtum ihres Landes. Während die Saudis mit ihren Petro-Dollars in den letzten Jahrzehnten in Staaten wie den USA wirtschaftlich stark expandierten, nehmen sie in Europa gerne direkten politischen Einfluss wie in Bosnien-Herzegowina und Wien, wo sie unter anderem Moscheen mit Fundi-Imamen finanzieren.

1 % Wahhabiten anerkennen 99 % andere Muslime nicht

„Und ausgerechnet diese Leute wollen einen religiösen Dialog führen?“, fragen die führenden Mitglieder der ILMÖ. „Die Wahhabiten repräsentieren 1 Prozent der Muslime weltweit und anerkennen nicht einmal die 99 Prozent, die anderen Glaubensrichtungen angehören, geschweige denn nichtmuslimische Religionen. Wenn die Saudis ein ‚Dialogzentrum‘ eröffnen, dann meinen sie nicht Dialog, sondern direkte Einmischung in ihrem Sinne“, entrüstet sich ein Vorstandsmitglied. „Wir sind Muslime in Österreich, wir wollen hier kein Saudi-Arabien!“, bekennt einer seiner Kollegen. Am Albertinaplatz, mitten unter den Steinklötzen des Hrdlicka-Denkmals versuchen sie mit einfachen, aber sehr augenfälligen Mitteln die österreichische Öffentlichkeit wachzurütteln, allem voran den unterzeichnenden Vizekanzler und Außenminister Michael Spindelegger, der sich in Interviews über den „Dialog“ mit Saudi-Arabien freut (und wohl auch auf eventuelle gute Geschäfte schielt).

Die ILMÖ hält es hingegen für einen Wahnsinn, dass das Wahhabitenzentrum in Wien einen ähnlichen Status wie die UNO und die OPEC erhalten soll. Sogar der Großscheich der als religiös konservativ bekannten Al-Azhar-Universität in Kairo, Ahmed El Tayeb, eine der wichtigsten theologischen Instanzen des Islams, warnt eindringlich vor diesem neuen Zentrum. Im persönlichen Gespräch weist ILMÖ-Obmann Ahmed Hamed auf eine weitere, völlig übersehene Gefahr hin: Das wahhabitische Saudi-Arabien pflegt seine Todfeindschaft mit Al-Qaida, weshalb Wien nun zum Terrorziel werden könnte…

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