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17. Oktober 2011 / 21:07 Uhr

Kindersmissbrauch im Heim: Stadt Wien wusste Bescheid

BildAls wären die Missbrauchsvorwürfe gegen das frühere Kinderheim im Schloss Wilhelminenberg nicht schon schlimm genug, kommt jetzt ein weiterer Skandal hinzu: Die Stadt Wien hat bereits im Juli darüber Bescheid gewusst. Jugendstadtrat Christian Oxonitsch (SPÖ) bestätigte dies gegenüber Ö1. Damit hat die Häupl-Regierung einmal mehr gezeigt, dass ihnen das Vertuschen von gemeindeeigenen Gräueltaten offenbar wichtiger ist als die lückenlose Aufklärung.

Schloß Wilhelminenberg

Schloß Wilhelminenberg

Diese Skulptur im Schloss Wilhelminenberg
erinnert daran, dass im Gebäude einmal ein
Kinderheim untergebracht war.
Foto: Jill's colorful world / flickr (CC BY-NC-SA 2.0)

Das Kinderheim des Grauens. Serienvergewaltigungen durch mehrere Männer, schlimmste Herabwürdigungen sechsjähriger Mädchen, Züchtigung bis zum Erbrechen. Es ist erschütternd, was sich in den 1970er-Jahren hinter den Mauern des Schlosses Wilhelminenberg abgespielt haben soll. Ins Heim zur Betreuung eingewiesene Kinder sollen auf das Brutalste misshandelt, gequält, sexuell missbraucht worden sein. Zwei ehemalige Zöglinge des 1977 geschlossenen Kinderheims haben diese schweren Vorwürfe im Sonntags-Kurier erhoben. Am Montag hat – auch im Kurier – eine betroffene Erzieherin all diese ungeheuerlichen Beschuldigungen bestritten. Und behauptet, dass die beiden mutmaßlichen Opfer – Schwestern, die heute 47 bzw. 49 Jahre als sind – bloß Entschädigungen kassieren wollten, weshalb sie solche Geschichten erfinden würden. Auch in diesem Fall gilt die Unschuldsvermutung.

Zusicherung, dass Brief "geprüft" wird

Doch nicht für die rot-grüne Stadtregierung in Wien. Freilich kann sie nichts dafür, was sich vor 40 Jahren da oben über den Dächern von Wien abgespielt haben soll. Es passt aber gut ins Bild des Häupl-Teams, wenn jetzt bekannt wird, dass die Stadt Wien nicht erst seit Sonntag über die schrecklichen Vorkommnisse Bescheid weiß, sondern schon seit Juli dieses Jahres. Der Anwalt der Opfer, Johannes Öhlböck, sagte im Ö1-Mittagsjournal, dass er die Stadt Wien schon damals informiert hätte. Er habe eine Bestätigung erhalten und die Zusicherung, dass sein Brief „geprüft“ werde. Weitere Schritte seien nicht erfolgt.

Verwundert über die Erschütterung

Der zuständige Wiener Stadtrat Christian Oxonitsch bestätigte die Korrespondenz gegenüber Ö1. Der Inhalt sei an die Opferschutzorganisation Weißer Ring weitergeleitet und eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Wien eingebracht worden. Umso verwunderter zeigte sich Öhlböck, dass sich der Präsident des Weißen Rings, Udo Jesionek, nun „erschüttert“ zeige: „Offensichtlich funktioniert der Informationsfluss in Wien nicht“, kritisierte der Anwalt.

Und wieder einmal kann sich der Beobachter des Eindrucks nicht erwehren, dass der Wille zur Aufklärung von Fällen sexueller Gewalt gegen Kinder endend wollend ist. Was Bund, Länder und Gemeinden bezüglich Aufklärung von Verbrechen in eigenen Heimen bisher geleistet haben, ist alles andere als beeindruckend. Sowohl gesetzlicher, als auch organisatorischer oder präventiver Art geschah praktisch nichts. Noch dazu kommt, dass die Fälle, die jetzt von einem längst geschlossenen Heim der Stadt Wien bekannt wurden, verjährt sind. Wie so oft – wie bequem!


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