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23. Oktober 2011 / 12:35 Uhr

Erinnerungen an mein Leben – Gaddafis Testament

GaddafiDie Aufständischen in Libyen und die sie unterstützenden Weltmächte haben nun also ihr Ziel erreicht: Muammar al-Gaddafi ist tot und damit wohl der letzte Widerstand seiner Getreuen gebrochen. Die recht merkwürdige Koalition seiner Gegner kann sich nun daran machen, Macht (und Geld?) im Staat neu aufzuteilen. Überraschend schnell wurde ausgerechnet, dass Gaddafi ein Privatvermögen von mehr als 200 Milliarden Dollar angehäuft haben soll, was ihn zum „habgierigsten Machthaber der Welt“ machen würde. Trotzdem ging es den libyschen Bürgern unter seiner Regentschaft so gut wie nirgendwo sonst in Afrika – ein Umstand, den der Revolutionsführer auch in seinem politischen Testament besonders betont.

Gaddafi

Gaddafi

Muammar al-Gaddafi verweist in seinem politischen Testament
auf ein für afrikanische Verhältnisse sehr breites Sozialsystem.
Foto: US Navy / Wikimedia / public domain

Gaddafis politische Memoiren datieren vom 5. April und wurden am 14. April erstmals in deutscher Sprache von der Nachrichten-Webseite The Intelligence veröffentlicht. In den auflagenstarken Medien waren daraus bestenfalls einzelne Sätze zu lesen. Unzensuriert.at veröffentlicht Gaddafis Testament daher in voller Länge.

Erinnerungen an mein Leben

Oberst Muammar Gaddafi, der Führer der Revolution. – 5. April 2011.
Im Namen Allahs, des Wohltätigen, des Barmherzigen.

Während 40 Jahren, oder waren es mehr, ich erinnere mich nicht, tat ich alles, um den Leuten Behausungen, Spitäler, Schulen und, wenn sie hungrig waren, Nahrung zu geben. In Benghazi machte ich sogar Agrarland aus der Wüste, ich setzte mich gegen die Angriffe von diesem Cowboy Reagan durch, als er meine adoptierte verwaiste Tochter tötete. Er hatte versucht, mich zu töten. Stattdessen tötete er dieses arme unschuldige Kind. Dann half ich meinen Brüdern und Schwestern in Afrika mit Geld für die Afrikanische Union.

Ich tat alles was ich konnte, um den Leuten zu helfen, das Konzept wahrer Demokratie zu verstehen, in der Volksausschüsse unser Land führen. Aber, wie mir gesagt wurde, war dies alles nicht genug. Sogar Menschen, die Häuser mit zehn Zimmern hatten, neue Anzüge und neue Möbel, waren niemals zufrieden. Selbstsüchtig wie sie waren, wollten sie mehr. Amerikanern und anderen Besuchern erzählten sie, dass sie „Demokratie“ und „Freiheit“ bräuchten, ohne zu erkennen, dass es sich dabei um ein Halsabschneider-System handelt, in dem der größte Hund den Rest auffrisst. Doch sie waren von diesen Worten verzaubert, ohne zu erkennen, dass es in Amerika keine kostenlose Medizin gab, keine kostenlosen Spitäler, keine kostenlosen Häuser, keine kostenlose Ausbildung und keine kostenlose Nahrung, von Leuten die bettelten abgesehen oder den langen Schlangen für einen Teller Suppe.

Nein, was immer ich auch tat, für Einige war es nie genug. Doch Andere, die wussten, dass ich der Sohn von Gamal Abdel Nasser war, der einzige wahre arabische und muslimische Führer, den wir seit Saladin hatten. Als er den Suez-Kanal für sein Volk beanspruchte, so wie ich Libyen für mein Volk beanspruchte, waren es seine Fußspuren, denen ich zu folgen versuchte, um mein Volk vor Kolonialherrschaft zu schützen – vor Dieben, die von uns stehlen würden.

Nun stehe ich unter dem Angriff der größten Macht in der Militärgeschichte. Mein kleiner afrikanischer Sohn Obama möchte mich töten, um unserem Land die Freiheit zu nehmen, um uns unsere kostenlosen Behausungen zu nehmen, unsere kostenlose Medizin, kostenlose Ausbildung, kostenlose Nahrung, um es durch Diebstahl im amerikanischen Stil zu ersetzen, der „Kapitalismus“ genannt wird. Doch alle von uns in der Dritten Welt wissen, was das bedeutet. Es bedeutet, dass Konzerne das Land führen, die Welt führen, und dass die Menschen leiden. Somit gibt es keine Alternative für mich. Ich muss meinen Platz einnehmen. Und wenn Allah es wünscht, werde ich sterben, indem ich seinem Pfad folge, jenen Pfad, der unser Land reich an Agrarland sowie mit Nahrung und Gesundheit gemacht hat, und uns sogar erlaubt, unseren afrikanischen und arabischen Brüdern zu helfen, indem sie hier mit uns arbeiteten, in der libyschen Volksrepublik.

Es ist nicht mein Wunsch, zu sterben. Doch wenn es so weit kommen sollte, um dieses Land zu retten, mein Volk, all die Tausende, die meine Kinder sind, dann möge es geschehen.

Soll dieses mein Testament meine Stimme an die Welt sein, dass ich mich gegen die Kreuzzugsattacken der NATO erhoben habe, erhoben gegen Brutalität, erhoben gegen Verrat, erhoben gegen den Westen mit seinen kolonialistischen Ambitionen; Und dass ich auf der Seite meiner afrikanischen Brüder stand, auf der Seite meiner arabischen und muslimischen Brüder wie eine Lichtsäule. Während andere sich Schlösser errichteten, lebte ich in einem bescheidenen Haus und in einem Zelt. Niemals habe ich meine Jugend in Sirte vergessen. Ich habe unser Volksvermögen nicht töricht verschwendet. Und so wie Saladin, unser Muslim-Führer, der Jerusalem für den Islam errettete, nahm ich wenig für mich selbst …

Im Westen haben mich Einige als „geisteskrank“ oder „verrückt“ bezeichnet, doch sie wissen die Wahrheit und lügen trotzdem weiter. Sie wissen, unser Land ist unabhängig und frei, nicht in der Zange der Kolonialisten, dass meine Vision, mein Pfad, verständlich ist und war und im Sinne meines Volkes. Und dass ich bis zu meinem letzten Atemzug kämpfen werde, um uns frei zu erhalten. Möge Allah der Allmächtige uns helfen, gläubig und frei zu bleiben.
Oberst Muammar Gaddafi, 5. April 2011

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