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29. Dezember 2011 / 00:40 Uhr

Brigitte Bardot: Verkauf von Halal-Fleisch ohne Kennzeichnung ein Skandal

Brigitte BardotZum Jahresabschluss 2011 gab Brigitte Bardot unseren Kollegen von der Nachrichtenagentur Novopress ein exklusives Interview, das wir mit deren Genehmigung ebenso exklusiv für Österreich und die deutschsprachigen Länder übernehmen.

Die Präsidentin der "Brigitte Bardot-Stiftung zur Hilfe für die Tiere auf der ganzen Welt" war gerne bereit, unsere Fragen zu beantworten und uns eine aktuelle Bestandsaufnahme ihres Kampfes für den Tierschutz zu geben. Es ist ein Interview, das einem Schrei aus dem Herzen gleicht und zugleich der tiefen Empörung Ausdruck verleiht, wie gleichgültig sich viele Staaten, darunter leider auch die Regierung Frankreichs, gegenüber dem Tierschutzgedanken verhalten und welche Haltung sie insbesondere zur immer akuter werdenden Frage der rituellen Schlachtungen (also sogenanntes Halal-Schlachten oder koscheres Schächten) einnehmen.

Brigitte Bardot

Brigitte Bardot

Birgitte Bardot kämpft mit ihrer Stiftung entschlossen für den Tierschutz.
Foto: Cdrik b06 / Wikimedia (CC BY-SA 3.0)

Madame Bardot, welche Bilanz ziehen Sie aus diesem Jahr 2011 im Hinblick auf unseren Umgang mit den Tieren oder vielmehr auf den Missbrauch, der mit ihnen betrieben wird?

Bei uns hier in Frankreich werden die Tiere immer noch wie Gegenstände behandelt, als seien sie bloß etwas zum Essen oder zum Spielen, und daran ändert sich nichts und wird sich nichts ändern, bis wir endlich zur Kenntnis nehmen, dass es sich ebenfalls um fühlende Wesen handelt. Der Mensch fühlt sich den übrigen Tieren überlegen und sollte aus diesem Grunde eigentlich auch eine höhere Verantwortung übernehmen, aber das genaue Gegenteil ist der Fall. Das Jahr 2011 hat mir leider nicht viel Hoffnung gegeben, aber es war immerhin das Jahr des Stapellaufs der "Brigitte Bardot", des Flaggschiffs der Sea Shepherd-Flotte, die derzeit in den Gewässern der Antarktis kreuzt, um dort gegen die japanischen Walfänger vorzugehen. Die zweite gute Nachricht ist die, dass es endlich zu einer effektiven Schließung der europäischen Grenzen für Produkte aus der Robbenjagd gekommen ist. Die kanadischen Behörden hatten für dieses Jahr die Schlachtung von 400.000 Robben angekündigt, aber es sind tatsächlich weniger als 40.000 geworden, da der europäische Markt jetzt gesperrt ist.

Sie haben vor kurzem Wladimir Putin für seinen Einsatz zum Schutz der Robben gedankt. Sind Sie der Meinung, dass Frankreich im Bereich des Tierschutzes noch Aufholbedarf hat?

Der Grund, warum ich Wladimir Putin beglückwünscht habe, war sein Entschluss, der Industrie mit der Robbenjagd endlich den Garaus zu machen. Das wurde natürlich bekannt und meine Intervention löste großen Widerhall in Kanada aus, sodass ich damit viele Jäger davon abbringen konnte, weiterhin den Tod auf dem Eis zu säen. Hier in Frankreich haben wir leider eine regelrechte Stubenhockerpolitik, die in Bezug auf den Tierschutz völlig rückständig ist, und ich schäme ich mich daher für mein eigenes Land, ich schäme mich, dass es zwar gelingt, gute Resultate im Ausland zu erzielen, aber kaum jemals hier.

Der Umfang ritueller Schlachtungen nimmt in Frankreich, aber auch in anderen Ländern Europa ständig zu. In Holland hat man jetzt ein bereits beschlossenes Verbot des Schächtens wieder zurückgenommen. Welche Aktionen planen Sie für das Jahr 2012, um einerseits gegen diese Tierquälerei und andererseits gegen den damit verbundenen tiefgreifenden Wandel unserer Kulturtradition vorzugehen?

Plakat gegen Schächten

Plakat gegen Schächten

Dieses Plakat steht im Zentrum einer Werbekampagne, die von mehreren
Tierschutzorganisationen und insbesondere der Brigitte Bardot-Stiftung
seit Beginn des Jahres 2011 betrieben wird. Die französische
Regulierungsbehörde für das Werbewesen hat versucht, diese Kampagne
zu unterbunden. Der Text des Plakat lautet übersetzt:
Dieses Tier soll bei lebendigem Leib geschächtet werden, ohne
Betäubung und unter großen Schmerzen. Es handelt sich um eine
rituelle Schlachtung.

"Unter dem Aspekt des Tierschutzes und aus Respekt vor dem Tier als
fühlendem Wesen ist die Praxis, Tiere ohne vorherige Betäubung zu
schlachten, unter allen Umständen abzulehnen."
Verband der europäischen Veterinärärzte, Mitteilung 02/104, 2006

Ich habe alles versucht, um gegen diese barbarische Schlachtmethode vorzugehen und man hat mich sogar vor Gericht gezerrt und verurteilt, weil ich die Grausamkeit des Schächtens bei lebendigem Leib bzw. bei vollem Bewusstsein angeprangert habe. In Frankreich dürfen wir schon nicht mehr darüber sprechen, da diese Schlachtmethode schon so allgemein verbreitet ist. Zum Beispiel werden in der Ile de France bereits 100 % der Schlachtungen ohne vorherige Betäubung vorgenommen. Das Fleisch gelangt dann mit Halal- oder Koscher-Zertifikaten in den Handel, aber es wird auch ohne besondere Kennzeichnung an den normalen Verbraucher, also an jedermann, verkauft. Das ist ein echter Skandal, weil die Verbraucher nichts darüber erfahren und sich nicht dagegen wehren können. Laut einem Bericht des französischen Instituts für Agrarforschung (INRA) kann es bei Rindern bis zu 14 Minuten dauern, bis sie das Bewusstsein verlieren, nachdem man ihnen die Kehle durchgeschnitten hat! Vierzehn Minuten extremes Leiden, dem das Tier ausgesetzt ist, wo es bereit an der Sägekette hängt, obwohl es noch bei Bewusstsein ist, das ist wirklich eine Schande. Schon im Jahr 1962 habe ich dafür gekämpft, dass die Tiere vor dem Schlachten betäubt werden, und die französische und europäische Reglementierung hat diese vorherige Betäubung auch zur Vorschrift gemacht, doch es wurde eine Ausnahme für rituelle Schlachtungen gewährt und diese Ausnahme ist inzwischen in Frankreich zur allgemeinen Regel geworden. Ich wende mich daher jetzt an die Verbraucher mit der Bitte zu reagieren und kein Fleisch von Tieren mehr zu essen, um sich nicht an diesem Grauen, das tagtäglich in unseren Schlachthäusern stattfindet, mitschuldig zu machen.

Haben Sie das Gefühl, dass Politiker in Frankreich auf Sie hören, speziell Präsident Sarkozy?

Nein, Nicolas Sarkozy ist im Gegenteil derjenige, der sich am meisten über mich mokiert. Ich traf ihn zweimal, einmal als er Innenminister war und dann noch einmal, als er Präsident wurde. Jedes Mal gab er mir das Versprechen, dass er die Betäubung von Schlachttieren verpflichtend einführen und die Ausnahmeregelung für das rituelle Schlachten aufheben werde – aber getan hat er genau das Gegenteil und sein Landwirtschafts- und sein Innenminister haben sogar die europäischen Gesetzesentwürfe, die auf eine bessere Information der Verbraucher hingezielt haben, sabotiert. Ich hatte Sarkozy ursprünglich unterstützt, weil ich ihm vertraut hatte, doch jetzt, wo ich seinen Charakter besser kenne, habe ich keinerlei Vertrauen mehr in ihn und seine Politik.

Die französischen Präsidentschaftswahlen nahen. Werden Sie sich an der öffentlichen Debatte beteiligen?

Natürlich, meine Stiftung wird sich an alle Kandidaten wenden, um ihnen unsere Vorstellungen bekanntgeben und sie aufzufordern, sich zu positionieren. Wir werden auch an einem großen Aufmarsch am 24. März in Nîmes teilnehmen, um einen öffentlichen Aufruf an alle Kandidaten zu richten.

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      Wie können Ihnen unsere Leser helfen bzw. wie können sie Mitglieder bei Ihrem Verein werden?

Das ist überhaupt nicht schwer. Meine Stiftung lebt ausschließlich von der Großzügigkeit unserer Spender, denn Sie können sich vorstellen, dass meiner wiederholten Tiraden gegen die Regierung dazu geführt haben, dass wir keinerlei Zuschüsse mehr bekommen; das wollen wir im Übrigen auch gar nicht. Das heißt, wir brauchen weiterhin die breite Unterstützung unserer Freunde und Förderer, um den Kampf ungehindert weiterführen zu können. Wir werden in den kommenden Tagen unsere neue Website starten, wo Sie alle notwendigen Informationen finden, um mit uns gemeinsam den Kampf gegen die Ausbeutung von Tieren zu führen. In der Zwischenzeit wünsche ich Ihnen und Ihren Lesern alles Gute im Neuen Jahr 2012!

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