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Neben schwarzafrikanischen, syrischen, afghanischen usw. Wirtschaftsflüchtlingen kommen nun bald auch 235.000 libysche dazu.

26. September 2016 / 13:00 Uhr

Cameron sei Dank: Weil der Sturz Gaddafis Libyen ins Chaos stürzte, warten 235.000 Libyer auf die Überfahrt

2011 ist es einer Nato-Koalition aus Briten und Franzosen gelungen, mit Bomben und Granaten den Revolutionsführer von Libyen, Muammar al-Gaddafi, seines Amtes zu entheben. Dies geschah im Rahmen des sogenannten „Arabischen Frühlings“, wo man glaubte, wenn man sich unliebsamer Diktatoren entledigt, wird in den arabischen-muslimischen Ländern Nordafrikas, bzw. des Nahen Ostens die Demokratie einziehen.

Seitdem geht alles in Libyen (und auch anderswo) drunter und drüber, also von Demokratie oder sonstigen europäisch-amerikanischen Visionen für die Araber keine Spur. In Libyen etwa herrscht seit 2011 ein undurchsichtiger Stammeskrieg zwischen verfeindeten Clans und die Wirtschaft liegt völlig darnieder (Lebensmittelknappheit, Bargeldmangel).

Hohe Lebensqualität unter Gaddafi

Unter Gaddafi freilich hatte das Land eines der höchsten Pro-Kopf-Einkommen Afrikas und eine Sozialversicherung, die kostenlose medizinische Versorgung sowie Witwen-, Waisen und Altersrenten umfasste. Ebenso bestand eine allgemeine Schulpflicht (auch für Mädchen) bei kostenlosem Unterricht. 

230.000 Libyer am Sprungbrett nach Europa

Derzeit können die Libyer von so etwas nur träumen, was sich auch in einem UN-Bericht niederschlägt. Dort wird festgehalten, dass 235.000 Libyer nach Italien auswandern wollen, weil das Land seit dem Sturz von Gaddafi völlig zerstört worden ist und es ihnen früher wesentlich besser gegangen wäre. Auch der Islamische Staat (IS) gewinnt immer mehr an Boden in dem Land.

Der italienischen Zeitung La Stampa sagte der zuständige UN-Botschafter Martin Kobler wörtlich:

We have on our lists 235 000 migrants who are just waiting for a good opportunity to depart for Italy, and they will do it.

In Übersetzung:

Wir haben auf unserer Liste 235.000 Migranten, die nur auf eine gute Gelegenheit warten, um das Land in Richtung Italien zu verlassen – und sie werden es tun.

In dieser Zeitung kommen auch libysche Bürger zu Wort, unter anderem jener, der meinte: „Es sollte nun besser sein als zu Gaddafis Zeiten, aber jetzt ist es wegen dem Chaos und dem Bürgerkrieg eine totale Katastrophe.“

Beurteilung von Camerons Fehler zu spät

Dass der Ausschuss für Außenpolitik im britischen House of Commons die Fehlentscheidung des damaligen Premiers Cameron (der angeblich gar nicht bedachte, wie es nach Gaddafi weitergehen sollte) verurteilt, ist zwar löblich, doch viel zu spät. Denn Libyen befindet sich nicht nur in dem Chaos, dass hunderttausende Einwohner das Land aus wirtschaftlichen Gründen augenblicklich verlassen wollen, sondern ebenso in der Bredouille, dass Millionen Schwarzafrikaner und andere Wirtschaftsmigranten das Land als Sprungbrett nach Europa verwenden.

Und so, wie die EU derzeit mit der Grenzsicherung gegenüber Libyen umgeht, kann man davon ausgehen, dass die Migrantenströme ungehindert weitergehen werden.   

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