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9. Feber 2012 / 09:10 Uhr

Kindesmissbrauch: Häupls Betroffenheit mit zweierlei Maß

HäuplBürgermeister Michael Häupl (SPÖ)  hat endlich etwas gesagt zu den vielen Kindesmissbrauchsfällen, die in Wien nun immer mehr in die Öffentlichkeit kommen. Es sei ganz viel schief gelaufen in den 1950er und 60er Jahren, erklärte der Bürgermeister gegenüber Journalisten. Allerdings: Zu den Vorwürfen gegen zwei hohe SPÖ-Funktionäre und Wiener Gemeinderäte sagte der Wiener SPÖ-Chef nichts. „Zutiefst betroffen“ zeigt sich Häupl nur bei jenen Fällen, die vor seiner Zeit passierten. Zu den Missbrauchsfällen, die seinen Leuten in seiner Amtszeit angelastet werden, schweigt er weiter.

Häupl

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Häupl findet nur zu manchen Missbrauchsopfern Worte des Bedauerns.
Foto: Werner Faymann / flickr (CC BY-ND 2.0)

Es ist schon schlimm genug, dass Michael Häupl seine SPÖ-Gemeinderäte schützt, die mutmaßlich Kinder sexuell missbraucht haben sollen. Fast noch schlimmer ist es, dass die Boulevard-Medien bei dieser heuchlerischen Aktion des SPÖ-Vorsitzenden in Wien mitspielen: So bringt dieTageszeitung Österreich in Bezug auf den Malaria-Skandal im AKH Sätze von Häupl wie „In den 1950er und 60er Jahren ist ganz viel schief gelaufen“ oder „Diese neu bekannt gewordenen Fälle sind entsetzlich, ich habe tiefstes Mitgefühl mit den Opfern“. Doch zu den Missbrauchsfällen, in die SPÖ-Gemeinderäte verwickelt sein sollen, wird kein Komentar des Bürgermeisters benötigt. Offensichtlich wagt es kein Journalist, bei Häupl diesbezüglich nachzufragen. Damit werden zwei Klassen von Opfern geschaffen: Die Bedauernswerten, die schon vor Jahrzehnten gequält wurden und bei denen Häupl damit politisch aus dem Schneider ist. Und die Verschwiegenen, die von Tätern im Umfeld des SPÖ-Vorsitzenden gequält worden sein sollen und die für Häupl politisch gefährlich werden könnten.

Häupl reagierte auf Brief des Betroffenen nicht

Sind diese Fälle deshalb weniger verabscheuungswürdig? Vor ein paar Wochen wurde bekannt, dass ein Zentralbetriebsrat, hoher Funktionär der Wiener Arbeiterkammer und in den 1980er- und 90er-Jahren SP-Gemeinderat der Stadt Wien über Jahre hinweg zumindest einen Zögling mehrmals sexuell missbraucht haben soll. Der Stadt Wien und Bürgermeister Michael Häupl sind die Vorwürfe – laut Kurier – seit dem Jahr 2010 bekannt. Der Ex-Zögling aus dem Lehrlingsheim, hat mehrere Schreiben an Häupl versendet. Darin gab er auch den sexuellen Missbrauch durch den ehemaligen Gemeinderat bekannt. Häupl antwortete dem Schreiber nicht einmal.

Unmittelbar danach wurde ein neuer Fall von schwerem sexuellen Missbrauch bekannt. Wiederum betrifft es einen ehemaligen Gewerkschaftsfunktionär, wiederum war Wiener Landtagsabgeordneter und Gemeinderat der SPÖ. Dieser steht im dringenden Verdacht, in einem Wiener Gesellenheim als Jugendbetreuer der Gewerkschaft einen damals 18- Jährigen sexuell missbraucht zu haben.

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