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23. Feber 2012 / 09:22 Uhr

Systematischer Sadismus in Wiener Kinderheimen

Ein weiterer Beleg für den systematischen Missbrauch an Wiener Heimkindern in den letzten Jahrzehnten wurde nun öffentlich. Der Kinderpsychiater Ernst Berger veröffentlichte nun die Ergebnisse einer Reihe von Gesprächen, die er mit Wiener Heimkindern geführt hatte. Insgesamt sprach Berger mit rund 100 Betroffenen. Offiziell haben sich rund 900 der über 50.000 Heimkinder, die ab 1945 in Wiener Kinderheimen untergebracht waren, gemeldet. Obwohl die bisherigen Befragungen nur einen relativ geringen Teil aus der Gesamtgruppe der Betroffenen umfassen, kann man laut Berger auf das Gesamtsystem Rückschlüsse ziehen.Die Ergebnisse sind für den Fachmann erschütternd.

Systematischer Sadismus und sexueller Missbrauch

Kinder

Kinder

Kinder waren jahrzehtenlangem Missbrauch in Wien ausgesetzt
Symbolfoto: United States Agency for International Development

Die Resultate der Befragungen decken systematischen Sadismus auf. So seien Kinder, die in Wiener Kinderheimen untergebracht waren, „entwürdigt und Situationen ausgesetzt worden, die man als öffentliche Beschämung bezeichnen“ müsse. Die Betroffenen leiden vielfach noch heute unter den Spätfolgen der zugefügten Qualen durch das Erziehungspersonal. 40 der 100 Betroffenen waren neben dem systematischen Sadismus auch dem fortgesetzten sexuellen Missbrauch ausgesetzt.  Dieser Missbrauch hat sich laut Untersuchungsergebnis auch auf die Beziehungsfähigkeit der Betroffenen ausgewirkt. Lediglich ein Drittel brachte es zu einer stabilen Beziehung, 55 Prozent führten in weiterer Folge eine instabile Beziehung, 12 Prozent konnten später überhaupt keine Beziehung führen. Immerhin 27 Prozent schlugen eine kriminelle Laufbahn ein.

Rotes Wien installierte erst heuer Ombudsstelle

Laut Berger ergibt sich aus den Ergebnissen der Gesprächsreihe, dass dieses System bis in die neunziger Jahre herauf gegolten hat. Erst ab diesem Zeitpunkt stellte man einen Wechsel in der „Betreuungskultur“ in der Wiener Jugendwohlfahrt fest. Dass die seit 1945 unter SPÖ-Führung stehende Wiener Jugendwohlfahrt jahrzehntelang dieses Problemfeld ignoriert, ja sogar begünstigt hat, ist in den Köpfen der Wiener Genossen offensichtlich nicht evident. Anders ist es nicht zu erklären, dass erst vor kurzem eine Ombudsstelle für Wiener Heimkinder eingerichtet worden ist, an die sich die Heimkinder wenden können. Den seinerzeit Betroffenen nützt das allerdings wenig, müssen sie doch immer noch auf erste Ergebnisse der sogenannten Helige-Kommission warten. Ob die SPÖ-geführte Stadtverwaltung unter Michael Häupl allerdings ein taugliches Ergebnis überhaupt zulassen, ist fraglich.

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