Am Dienstag, dem 24. April 2012 jährt sich zum 91. Mal der „Bozner Blutsonntag“. 1921 war er der Beginn und erste traurige Höhepunkt des faschistischen Terrors in Italien gegen die Südtiroler Bevölkerung deutscher und ladinischer Abstammung. Am 1.Oktober 1922, also knapp eineinhalb Jahre später, kam es dann zum Marsch der Faschisten auf Bozen, in dessen Folge der Bürgermeister von Bozen abgesetzt wurde und sich das Terrorregime der Faschisten in Südtirol manifestierte. Mit dem Bozner Blutsonntag, der das Leben des Lehrers Franz Innerhofer und über fünfzig zum Teil Schwerverletzten forderte, wurde eine lange Reihe von Opfern eingeleitet, die während der faschistischen Zeit, aber auch in den sechziger Jahren im republikanischen Italien zu beklagen waren.
400 italienische Faschisten terrorisierten Bozen
Foto: Eisenstecken / Wikimedia
Die italienischen Faschisten sahen in der am 24. April 1921 stattfindenden Eröffnung der Bozner Frühjahrsmesse einen Anlass, ihren hegemonialen Anspruch auf Südtirol politisch zu manifestieren. Ihr Ziel war der traditionelle Trachtenumzug. Am Morgen des 24. April trafen etwa 280 Faschisten per Zug im Bozner Hauptbahnhof ein. Dazu gesellten sich etwa 120 Gleichgesinnte aus Bozen. Bewaffnet waren die Gruppierungen mit Knüppeln, Pistolen und Handgranaten. Nach Beginn des Trachtenumzuges griffen die Faschisten Teilnehmer und Zuschauer an. Trotz Warnungen setzten die italienischen Behörden keinerlei Sicherheitsmaßnahmen und griffen nicht ein.
Franz Innerhofer erstes Opfer des faschistischen Terrors
Die Faschisten hatten sich unter die Teilnehmer des Trachtenumzugs gemischt, bedrohten und verletzten die Südtiroler dort unter Einsatz von Waffengewalt. Einer der Teilnehmer am Umzug war der aus Marling stammende Lehrer Franz Innerhofer. Als zwei Buben schützen wollte, wurde er durch Verfolger aus den Reihen der Faschisten im Hauseingang des Bozner Ansitzes Stillendorf mit Schüssen getötet. Seit 2011 erinnert dort der Franz-Innerhofer-Platz an die Bluttat der Faschisten im Jahr 1921.
Erinnerungen an den Blutsonntag
Foto: Südtiroler Schützenbund
Der Universitätsprofessor und ehemalige Südtiroler Abgeordnete Eduard Reut-Nicolussi, erinnert sich in seinem Buch „Tirol unterm Beil“, verfasst im Jahr 1928, an den Bozner Blutsonntag:
Die Banden marschierten in Dreierreihen, schrille Lieder gellten durch die Straßen. Bürger und Bauern wurden belästigt, auch Mädchen konnten nicht unbehelligt ihres Weges ziehen. Ein eiserner Adler, der Schild eines Gasthauses am Obstmarkt, wurde heruntergerissen und als Trophäe umhergetragen, es sollte das Sinnbild Österreichs sein, dem die Faschisten in Südtirol den Garaus gemacht hatten.
Der Schulleiter von Marling, Franz Innerhofer, der zwei Burggräfler Knaben in Sicherheit bringen wollte, wurde von einem Faschisten bis in den Ansitz „Stillendorf“ in der Rauschertorgasse verfolgt, von hinten angeschossen und starb nach wenigen Minuten.
Das Fest war aus. Die Faschisten zogen nach weiteren Gewalttaten johlend in geschlossenen Abteilungen unter Führung und Schutz des Militärs zur Bahn und fuhren nach dem Süden.
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