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20. April 2012 / 10:52 Uhr

Stadt Wien nimmt Karl Lueger den “Ring” weg

Die rot-grüne Stadtregierung in Wien hat eine zutiefst idelogische Entscheidung getroffen: Sie nimmt einem früheren konservativen Bürgermeister der Stadt, Dr. Karl Lueger, die Straßenbezeichnung am Ring weg. Der Abschnitt der Ringstraße, an dem unter anderem die Universität und das Burgtheater liegen, wird künftig Universitätsring heißen.

Lueger Ring

Lueger Ring

Lueger muss aus dem Straßenbild verschwinden
Foto: dugspr — Home for Good / flickr (CC BY-NC 2.0)

Die Entscheidung gab Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) bekannt. Er argumentierte, dass Lueger (1844 bis 1910) nicht nur ein „kummunaler Erneuerer“ gewesen sei – so hatte Lueger als Wiener Bürgermeister die Wasser- und Energieversorgung und das Straßennetz von Grund auf neu organisiert –, sondern er gelte auch als „Begründer des modernen Antisemitismus“. Außerdem, so Mailath-Pokorny, gebe es Belege für die Wissenschaftsfeindlichkeit des ehemaligen Stadtoberhaupts, wonach er etwa Universitäten als „Brutstätten der Religions- und Vaterlandslosigkeit“ verunglimpft habe. Die Stadt Wien wolle mit der Umbenennung ein „Zeichen für ein differenziertes Bild“ setzen. Er, Mailath-Pokorny, komme damit nicht zuletzt dem – in der Vergangenheit wiederholt bekräftigten – Wunsch der Uni Wien nach einer Änderung der Adressbezeichnung nach.

Die rot-grüne Stadtregierung urteilte also über einen Menschen, der vor 100 Jahren gelebt hat. Und sie gab linksgerichteten Organisationen nach, die schon seit Jahren immer wieder Debatten über Karl Lueger auslösen. Extrem ist beispielsweise die Forderung, das Denkmal von Karl Lueger in rechte Schieflage zu stellen. Wirksam wird die Namensänderung mit dem Beschluss im zuständigen Gemeinderatsausschuss, der noch vor dem Sommer erfolgen soll.

Auch Dollfuß-Ehrengrab wurde aufgehoben

Die Ring-Umbenennung ist nicht der einzige Anschlag auf eine Ikone des christlich-sozialen Lagers: Vor wenigen Wochen wurde das Ehrengrab für den ehemaligen Bundeskanzler Engelbert Dollfuß auf dem Friedhof in Hietzing aufgehoben. Wie tief in der Vergangenheit gegraben wird, zeigt der Umstand, dass eine Kommission gar die Aberkennung des Ehrengrabs für den Heerführer Österreich-Ungarns im Ersten Weltktieg, Conrad von Hötzendorf, prüft.

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