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5. Mai 2010 / 22:36 Uhr

Autonome: Hier jugendliche Demonstranten, dort rechtsextreme Nazis

Man hätte getrost darauf wetten können, dass im Zeit-im-Bild-2-Bericht über die Vandalenakte in Athen samt dreifachem Mord durch Abfackeln einer Bank und Blockade der Feuerwehr die Wörter "links", "linksextrem" und "linksradikal" nicht vorkommen werden. Man hätte gewonnen. Die Gewalttäter waren "Autonome" (worunter sich der Extremismus-Laie wenig vorstellen kann), "Randalierer" (das war nun wirklich schwer zu leugnen) oder einfach nur Demonstranten.

Die schonende ORF-Berichterstattung gegenüber jenen Parteien, die solche Typen auch in Österreich permanent im Schlepptau führen (SPÖ und Grüne), hat sich schon am Nachmittag auf ORF-Online abgezeichnet. Unter ein dreiminütiges Video, auf dem ein Rudel wildgewordener Erwachsener (teils mit schon schütterem Haar) mit Stangen und Fahnen auf Polizisten einprügelt, schreibt der ORF den putzigen Satz: "Die Polizei setzte Tränengas gegen jugendliche Demonstranten ein, die versuchten, eine Polizeiabsperrung vor dem Parlament zu durchbrechen." Die armen Kinder – müssen jetzt mit roten Augen zu Mama und Papa nach Hause.

Bei anderen Autonomen sind die Medien weniger zimperlich, was die Einordnung ins politische Spektrum betrifft. Die "Autonomen Nationalisten", die am 1. Mai in Berlin vom deutschen Bundestags-Vizepräsidenten Wolfgang Thierse (SPD) und 10.000 anderen Berufsbesorgten an einer angemeldeten Demonstration gehindert wurden, werden in den Zeitungen durch die Bank als Rechtsextreme, Neonazis oder überhaupt gleich als Nazis bezeichnet.

Immerhin regt sich in Deutschland Widerstand gegen die peinliche Sitzblockade Thierses, der sich auch wiederholten polizeilichen Anordnungen widersetzt haben soll. Sogar Parteikollegen kritisieren ihn. CSU-Politiker Uhl stellt fest: "Rechte haben nach Thierses Verständnis keine Grundrechte." Und Familienministerin Kristina Schröder (geb. Köhler) – eine der wenigen Politikerinnen mit kritischem Blick auf die Gefahr von Links – fragt sich: "Wie sollen wir Jugendlichen unsere Demokratie erklären, wenn sich selbst ein Bundestags-Vizepräsident über das Grundgesetz hinwegsetzt?” CDU und CSU wollen die Sache nun im Ältestenrat des Bundestags zur Sprache bringen.

Gutmensch Thierse wird die Sache politisch wohl überleben – juristisch vermutlich auch. Gutmensch Öllinger in Österreich musste sich darüber zu gar keinem Zeitpunkt Gedanken machen. Wenn er wegen der Teilnahme an einer behördlich untersagten Linksextremen-Demo die Parlamentssitzung verlässt, kratzt unsere Schwarzen das kein bisschen. Von Roten oder gar von grünen Parteifreunden ganz zu schweigen.

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