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16. Juli 2012 / 02:30 Uhr

Island ermittelt mit Hochdruck gegen Ex-Banker

Während die Banken in der Eurozone milliardenschwere Unterstützung durch die Politik bekommen, ließ Island seine Finanzinstitute pleitegehen. Nun fahnden Sonderermittler sogar nach jenen Ex Bankern, die das Land an den Rand des Abgrunds getrieben haben. Darüber berichtet die französische Zeitung Le Monde.

Island hat eines der  Horrorszenarien, die im Moment der Eurozone drohen, bereits 2008 durchlebt.  Damals kam es zu einem Zusammenbruch der drei größten Banken des Landes, deren Wert 923 Prozent des isländischen BIP entsprach. Der Staat war ruiniert, die Währung sank ins Bodenlose und die Bevölkerung war außer sich vor Wut. Die sogenannte "Kochtopfrevolution" erzwang eine Auflösung des Parlaments und den Rücktritt der damaligen Regierung. Durch Neuwahlen kamen die Sozialdemokraten an die Macht.

Unbestechlicher Provinzkommissar als Sonderermittler

Diese ließen die Banken pleitegehen und setzen einen Sonderstaatsanwalt ein, der alle, die das Land in den Ruin führten, vor Gericht bringen und ihrer gerechten Strafe zuführen sollte. Dazu wurde der ehemalige Polizei-Kommissar einer Kleinstadt, Olafur Haucksson, berufen. Sein Vorteil war, dass er keinerlei Verbindungen zur damaligen korrupten und betrügerischen Elite des Staates hatte und somit vertrauenswürdig war. Ermittelte er anfangs noch mit einem fünfköpfigen Team, so verfügt er mittlerweile über mehr als 100 Mitarbeiter.

Durch eine gesetzliche Änderung des Bankengeheimnisses kommen die Ermittler heute problemlos an alle benötigten Informationen heran. Die meisten Verdächtigen sind ehemalige Aufsichtsratsmitglieder der Banken vor der Krise, bis heute sind bereits einige  Urteile gesprochen worden.  Beispielsweise sitzen zwei ehemalige Manager der Bank Nak Byr eine viereinhalbjährige Haftstrafe ab.  Vor kurzem wurde das Vermögen des ehemaligen Aufsichtsrats-Vorsitzenden der Kaupthing Bank eingefroren, außerdem wurde er zur Rückzahlung von 500 Millionen Kronen (rund 3,2 Millionen Euro) an die Bank verurteilt.

Das Ende seiner Mission erwartet Olafur Haucksson 2015. Die Arbeiten der Ermittler werden von der Bevölkerung extrem kritisch beäugt. "Wir wissen, dass alle Blicke auf uns gerichtet sind. Wir dürfen nicht scheitern", meint der Staatsanwalt. Sein Ziel ist es, dass Island eines Tages "in den Rückspiegel gucken und mit Stolz sagen kann, dass man die Lehren aus der Vergangenheit gezogen hat."

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