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9. Juni 2010 / 15:08 Uhr

Mailand oder Rom – Hauptsache Italien?

„Mailand oder Madrid – Hauptsache Italien!“ –  Drei Tage vor Beginn der Fußballweltmeisterschaft in Südafrika bekommt der Ausspruch von Andreas Möller anlässlich seines kurz bevorstehenden Transfers zum italienischen Fußballklub Juventus Turin eine ganz neue Bedeutung. Der italienische Fußballverband versprach nämlich jedem Spieler bei erneutem Gewinn der Weltmeisterschaft eine Titelprämie, welche sich pro Spieler auf € 240.000,- beläuft – wohl um die von ihren Klubs finanziell verwöhnten Stars darauf einzuschwören, dass Italien in den nächsten Wochen tatsächlich die Hauptsache für sie sein soll.

Roberto Calderoli, Politiker der Lega Nord und Minister in der Regierung Berlusconi, sieht diese Summe als unangebracht an und forderte angesichts des 24 Mrd. € Sparpakets in Italien die Spieler der Squadra Azzurra auf, freiwillig auf die Prämie zu verzichten. Kapitän Fabio Cannavaro geht das gehörig gegen den Strich: „Die Wahrheit ist, dass wir ein lächerliches Land sind.“ Torhüter Gianluigi Buffon bleibt etwas diplomatischer: „Wenn Calderoli mir genau sagt, wo mein Geld landet, könnte ich auch mit der Kürzung einverstanden sein.“

Lega Nord - Plakat - Padanien - Räuberisches RomMittelfeldstar Claudio Marchisio, derzeit unter Vertrag bei Rekordmeister Juventus Turin, enthielt sich zwar der Prämien-Diskussion, soll aber beim Testspiel gegen die Schweiz am 5. Juni 2010 einen falschen Text zur Hymne Italiens gesungen haben. Statt „Brüder Italiens“ nämlich „räuberisches Rom“ (roma ladrona). Genau diesen Slogan benützt seit Jahren die Lega Nord (siehe Bild), deren Gründer Umberto Bossi bekanntlich eine Teilung Italiens anstrebt und sich für die Unabhängigkeit Padaniens (sprich: Norditaliens) einsetzt. Nationaltrainer Marcello Lippi nahm seinen Spieler zwar in Schutz („Er ist ein vorbildlicher Junge. Ich glaube nicht, dass er das gemacht hat.“), doch von „Hauptsache Italien“ kann bei Marchisio wohl in der Frage „Mailand oder Rom?“ nicht die Rede sein.

Man wird abwarten, ob sich der Nord-Süd-Streit in der Mannschaft durch den eventuellen Gewinn des heißbegehrten WM-Titels schlichten lässt, jedoch lassen die Testspielergebnisse einigen Spielraum nach oben hin offen. Denn, um mit einem anderen legendären Zitat zu schließen, nämlich des Nationalteamtrainers der Griechen, Otto Rehagel: „Mal verliert man und mal gewinnen die anderen.“

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