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USA

6. Juli 2010 / 08:19 Uhr

US-Regierung untersagt Ölkatastrophen-Journalismus

Täglich gehen Bilder von verklebten Möwen, toten Fischen und riesigen Ölteppichen um die Welt. Die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko sorgt ununterbrochen für Schlagzeilen und berührt die Menschen. Doch damit ist jetzt Schluss. Nicht etwa weil BP das Leck im Griff hat, sondern weil die US-Regierung vor kurzem eine Regelung in Kraft gesetzt hat, die Recherchen und damit Bildmaterial unmöglich macht.

Wer sich auf etwa 20 Meter einer Gerätschaft nähert, die zur Ölbeseitigung dient, wird festgenommen, verurteilt und bekommt eine Strafe von bis zu 40.000 Dollar. Was möglicherweise wie ein schlechter Scherz klingt, ist in Wahrheit eine neue Form der Orwell’schen Gedankenpolizei. Jedem Bürger, einschließlich Journalisten, ist es verboten, sich einem zur Säuberung des Strandes oder des Meeres eingesetzten Gerät, zum Beispiel einer nicht rechtzeitig ausgetauschten Ölsperre, zu nähern. Das berichtet die Webseite „eigentümlich frei“ unter Berufung auf den amerikanischen Nachrichtensender „CNN“.

Die Zensurmaßnahmen gegen die mediale Verbreitung der Aufräumarbeiten entlang der Küste dürften am Wochenende während eines Telefonats zwischen dem britischen Premier David Cameron und US-Präsident Barack Obama ausverhandelt worden sein. Schließlich sorgt sich Cameron um das einstige Flagschiff der britischen Wirtschaft. Er warnt vor einer „Destabilisierung“ des Ölkonzerns. Obamas scharfe Kritik an BP-Chef Tony Hayward löste in Großbritannien heftige Verstimmung aus. Sie wurde teilweise als „antibritisch“ wahrgenommen. Schätzungsweise 18 Millionen Briten investieren in BP-Aktien, die Pensionsfonds sind ebenfalls an dem Öl-Konzern beteiligt. Weltweit beschäftigt der Konzern zudem mehr als 80.000 Mitarbeiter.

Die anfänglich versprochene Transparenz und die wohlklingend harten Regressforderungen an BP sind angesichts der jüngsten Regelung nur noch Show. Barack Obama hat den Weg für bislang unbekannte Zensur- und Kontrollmaßnahmen freigemacht. Die Menschen sollen ein Bild vermittelt bekommen, das nicht der Realität entspricht. Keiner außer der politischen Klasse weiß schließlich, was sich wirklich außerhalb des „Cordon sanitaire“ rund um die Umweltkatastrophe abspielt. Wiederholungen bei anderen unangenehmen Themen sind freilich nicht ausgeschlossen.

(Foto auf der Startseite: © Jeff Warren)

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