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16. Juli 2010 / 16:41 Uhr

Walfang bleibt verboten – und geht dennoch weiter

Ende Juni ging im marokkanischen Agadir die Jahrestagung der Internationalen Walfangkommission IWC zu Ende. Nach heftigen Streitereien konnten sich die verschiedenen Staaten nicht auf Änderungen der derzeit gültigen Walfangregeln einigen. Diese sehen vor, dass Walfang grundsätzlich verboten ist. Drei Staaten – Japan, Norwegen und Island – jagen trotzdem Wale mit der Begründung, dies diene wissenschaftlichen Zwecken. Island und Norwegen anerkennen zudem das Wahlfangverbot nicht.

Walfangmoratorium 1986 nach Jahrhunderten freier Jagd

Jahrhunderte lang gab es keine Beschränkungen für Walfang; Wale waren sehr zahlreich und lieferten verschiedenste Produkte. Das wichtigste Produkt war Waltran – Walöl, das aus dem "Blubber", der Fettschicht des Wals gewonnen wurde. Bis zum Aufkommen des Petroleums war dies der wichtigste flüssige Brennstoff  der Neuzeit und fand als Lampenöl Verwendung. Aber auch viele andere Produkte konnten aus Tran hergestellt werden, der so die Haupttriebfeder für den Walfang war. Daneben wurden aber auch fast alle anderen Teile des erlegten Wals kommerziell verwertet. Walfleisch erlangte jedoch erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts Bedeutung.

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Walfang war im 19. Jahrhundert eine extrem gefährliche Angelegenheit.

Von den Gefahren des Walfangs gibt Hermann Melvilles berühmtes Buch "Moby Dick" Auskunft, wobei vor allem Grauwale als besonders gefährlich galten und den Beinamen Teufelswal erhielten.

BlauwalAb Mitte des 19. Jahrhunderts stiegen durch Einführung neuer Techniken und besserer Schiffe die Walfangquoten rasant an, doch erst im 20. Jahrhundert kann man von industrialisiertem Walfang sprechen. Von 1850 bis 1950 verzehnfachte sich die Zahl der erlegten Wale. Diese Entwicklung bedrohte schließlich verschiedene Walarten in ihrer Existenz, sodass elf Walarten zur Liste der gefährdeten und stark gefährdeten Tiere gehören, darunter der Blauwal (Bild oben), das vermutlich größte Tier der Welt, und der Pottwal – das Vorbild für den legendären Moby Dick.

1986 wurde mit dem Walfangmoratorium auf die dramatische Situation reagiert. Zusätzlich wurden Schutzzonen errichtet, in den überhaupt jegliche Form des Walfangs verboten ist.

Walfang unrentabel

Walfleisch wird in Japan zum Verkauf angebotenWährend Island und Norwegen das Moratorium nicht anerkannten, machten japanische Walfänger unter dem Deckmantel der Wissenschaft weiter Jagd auf die Meeressäuger. Die so erlegten Tiere werden nach den wissenschaftlichen Untersuchungen allerdings verwertet und finden so ihren Weg in japanische Spezialitätenrestaurants (im Bild Walfleisch). Über besondere Ergebnisse der vorgeblichen Studien ist indes nichts bekannt. Australien reichte jüngst Klage beim Internationalen Gerichtshof ein, um dort die Wissenschaftlichkeit des japanischen Walfangs überprüfen zu lassen.

In allen drei Ländern hat Walfang Tradition und stellt einen eigenen Wirtschaftszweig dar – ein wichtiges Argument der Befürworter des kommerziellen Walfangs. Dabei darf aber nicht übersehen werden, dass Walfang in Norwegen und Japan direkt oder indirekt subventioniert wird: In Japan gehen Schätzungen von Subventionen in der Höhe von bis zu 20 Millionen Euro aus, in Norwegen gibt es für Walfleisch Abnahmegarantien. Isländische Waldfang-Flotte im Hafen von ReykjavikFür Island (im Bild eine Walfang-Flotte im Hafenvon Reykjavik) könnte mit dem Walfang bei einem EU-Beitritt überhaupt Schluss sein, da sich für eine entsprechende Ausnahmeklausel wohl kaum eine Mehrheit finden wird.

Viele Gegner, seltsame Befürworter

Die EU gilt neben Australien und Neuseeland als einer der schärfsten staatlichen Kritiker des Wahlfangs, Ausnahmen sind Schweden und Dänemark. Daneben erregen die Aktionen von Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace und Sea-Shepherd immer wieder Aufsehen.

Auf der anderen Seite traten in den letzten Jahren vermehrt kleine Inselstaaten aus Karibik und Pazifik sowie afrikanische Staaten der IWC bei. Da diese Staaten immer für den Walfang votierten, obwohl sie selbst keinerlei Interesse daran haben, wird von japanischer Bestechung gemunkelt, Vertreter dieser Länder sollen dies bereits eingestanden haben. Auch die Tatsache, dass Reise und Luxushotel des IWC-Verhandlungsleiters von Japan bezahlt wurden, nährte diesen Verdacht.

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Umweltverschmutzung als weitere Bedrohung für Wale

Neben Walfang ist die voranschreitende Verschmutzung der Meere eine große Bedrohung für Wale und viele andere Meeresbewohner. Tragisches Beispiel dafür ist der riesige Müllstrudel, der sich im Südpazifik gebildet hat. Auf einer Fläche so groß wie Europa werden von Meeresströmungen rund drei Millionen Tonnen Kunststoffmüll zusammengehalten, die jegliches Leben in diesem Bereich bedrohen und das Meer vergiften.

IWC-Gipfel ohne Ergebnis – Moratorium bleibt in Kraft

Auch wenn diese Umweltverschmutzung ungeahnten Ausmaßes wahrscheinlich die größere Gefahr für Wale ist, so ist es zumindest als kleiner Erfolg zu werten, dass es auf dem jüngsten IWC-Gipfel zumindest nicht zu einer Erlaubnis des kommerziellen Walfangs kam. Da Befürworter und Gegner sich nicht einigen konnten, bleibt alles beim Alten. Das Moratorium bleibt in Kraft, doch japanische Schiffe werden auch in Zukunft in See stechen, um Jagd auf die größten Tiere der Welt zu machen.

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