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12. Juli 2010 / 16:28 Uhr

Katalonien auf dem Weg zur Unabhängigkeit?

Katalanische FahneKurz bevor der Katalane Andres Iniesta Spanien zum Fußball-Weltmeistertitel schoss, meldete sich gesterndie katalanische Unabhängigkeitsbewegung mit einem kräftigen Lebenszeichen zurück. Mehr als eine Million Menschen demonstrierten in Barcelona für mehr Autonomie und teilweise für vollständige Unabhängigkeit. Anlass für die größte katalanische Kundgebung seit 1977 war ein Urteil des spanischen Obersten Gerichtshofs, in dem den Katalanen der Aufbau eines eigenen Justizsystems untersagt wurde. Außerdem stellten die Richter fest, dass die Bezeichnung Kataloniens als Nation rechtlich nicht bindend sei. Damit wurden entsprechende Passi eines Statutes aufgehoben, das 2006 mit großer Mehrheit in Katalonien angenommen worden war.

Autonomie oder Unabhängigkeit

Nur eine kleine Minderheit in Katalonien will die gewährte Autonomie wieder einschränken; für die große Mehrheit stellt sich dagegen die Frage: Autonomie oder völlige Unabhängigkeit?

Nachdem Katalonien bereits in den 1930er Jahren große Autonomie genoss, ging diese unter Franco verloren. Seit 1979 ist Katalonien wieder eine autonome Region. Als Zugeständnis an katalanische Parteien wurde in den letzten Jahrzehnten der Anteil der Steuereinnahmen, über den die reiche Region selbständig verfügen kann immer weiter ausgedehnt; sowohl sozialistische als auch konservative Regierungen waren auf die Stimmen jener Parteien angewiesen.

Dazu kommt ein Konflikt um die Amtssprache in Katalonien. Während gemäß dem neuen Statut Katalanisch Vorrang vor Spanisch (Kastilisch) gehabt hätte, müssen nun beide Sprachen gleich behandelt werden.

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Für viele Katalanen kommt jetzt nur noch die völlige Unabhängigkeit in Frage, um die Forderungen nach völliger Steuer- und Justizhoheit endlich zu erreichen. Dementsprechend dominierten katalanische Fahnen und Unabhängigkeitslosungen den Protestzug.

Neuordnung Europas

Nicht nur in Spanien, auch in anderen Teilen Europas könnten sich Grenzen verschieben und Staaten zerfallen. Der Konflikt zwischen Flamen und Wallonen macht Belgien unregierbar, eine Trennung scheint unvermeidbar. Die Schottische Nationalpartei SNP, die sich für eine Trennung Schottlands vom Vereinigten Königreich ausspricht, eilt von Wahlsieg zu Wahlsieg. Im Gedenkjahr 2009 wurden in Südtirol wieder vermehrt Forderungen nach einer Trennung von Italien laut. Nicht nur den Nationalstaaten sind derartige Bestrebungen ein Dorn im Auge; auch die EU-Führung wird nicht müde zu betonen, dass die Grenzen in Europa keine Bedeutung mehr hätten. Viele Völker sehen das anders und wollen von ihrem Recht auf Selbstbestimmung nicht abrücken.
 

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