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13. Juli 2010 / 11:43 Uhr

Kommen bald Gebühren für Uni-Tests?

2018, spätestens aber 2020 droht ein Ärztemangel. Davon ist Oberösterreichs Ärztekammerpräsident Peter Niedermoser überzeugt. Um die erwartete Pensionierungswelle der Medizinier abzufangen, soll die Zahl der Ausbildungsplätze erhöht werden. Der Standort Linz steht neben den vorhandenen in Wien, Graz und Innsbruck bereits im Gespräch. Damit die dringend notwendigen Medizinstudenten davor noch ordentlich vergrault werden, wollen die Rektoren der Medizin-Unis nun auch Prüfungsgebühren einheben, wie sie in Deutschland und der Schweiz bereits existieren.

Zwischen 50 und 80 Euro sollen künftig pro Kandidaten fällig sein. Bei 10.434 Bewerbern für die 1.500 Studienplätze an den drei Universitäten vergangene Woche, wären das im Minimum 521.700 Euro und im Maximum sogar 834.720 Euro gewesen.

Seit der Novellierung des Universitätsgesetzes im Jahr 2002 scheitern die Universitäten trotz mehr Handlungsspielraum an der Selbstverwaltung. Es herrscht ein notorisches Chaos wenn es um die Aufbringung von Finanzmittel geht. Dem Wissenschaftsministerium, respektive der gesamten Politik, wird kollektives Unvermögen vorgeworfen. Vergleiche mit den Ausgaben für Glücksspiele werden herangezogen, um die Lustlosigkeit der Investitionen in Bildung anzuprangern. Nun soll auch noch das Universitätsbudgets ab 2013 eingefroren werden – ohnehin eine mittlere Katastrophe für die Senats-Chefs der Unis.

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Wirtschaftsuniversität WienFolglich wettern diese gegen alles, was ihnen unter die Nägel kommt. Allen voran der Rädelsführer und Rektor der Wiener Wirtschaftsuniversität (Bild), Christoph Badelt, der monatlich mit neuen Ideen gegen die Unfähigkeit der Politik und die daraus resultierenden überfüllten Hörsäle rebelliert – ohne dabei freilich die eigene Rolle zu hinterfragen. Nachdem er mit seinem Antrag auf Zugangsbeschränkungen nach dem Notfallparagrafen scheiterte, will er nun „Leistungsfähige herausfiltern“ und vier Prüfungen in der Studieneingangsphase als verpflichtend festlegen.

Betroffen sind – wenig überraschend – wieder einmal die leistungswilligen Studenten, also der Großteil der künftigen heimischen „Bildungselite“. Sie müssen sprichwörtlich die Krot schlucken und die Folgen des Unvermögens ausbaden. Doch wer hinterfragt eigentlich die Wirtschaftlichkeit der Universitäten, die sich ansonsten ja sehr privatwirtschaftlich geben? Wer hinterfragt die überdimensionalen Verwaltungshochburgen in den Unis? Warum können sich die Unis nicht großteils selber finanzieren, oder erfolgreiche Forschungskooperationen mit großen Unternehmen eingehen?

Die Drittmittelaufbringung ist im Vorjahr um 25 Prozent geschrumpft, weiß der Standard zu berichten. Österreichweit werden ohnedies nur läppische 0,1 Prozent des BIP aus dem privaten Bereich für die Hochschulen ausgegeben, im EU-Schnitt sind es 0,2 Prozent, in Amerika 1,9 Prozent. Von knapp 7.000 Personen, die an der Uni Wien tätig sind, werden derzeit nur 1.300 Personen durch Drittmittel finanziert. Da ist selbst die Ausrede, private Mittel seien in Zeiten der Wirtschaftkrise nicht verlässlich, nur als eigenes Schuldeingeständnis zu verstehen. Diese Mittel verringerten sich im Zeitraum von 2008 auf 2009 lediglich um 900.000 Euro – also „Peanuts“ im Vergleich zu den Summen, die jährlich von öffentlicher Seite bezogen werden.

Vielleicht sind Österreichs Rektoren einfach zu bequem, private Gelder akquirieren zu gehen. Und deshalb muss halt der Student herhalten, egal ob dieser in naher Zukunft dringend gebraucht wird oder nicht.

Foto: Werckmeister

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