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19. Juli 2010 / 08:58 Uhr

Stauffenberg: Ein “guter Deutscher” im Zweiten Weltkrieg?

Die Ereignisse, die das deutsche Volk vor und während des Zweiten Weltkrieges zu erleiden hatte, werden als eine hermetisch abgeschlossene Einheit der Vergangenheit betrachtet, die es zu bewältigen gilt. Die meisten Versuche, einzelne Ereignisse dieses Zeitrahmens aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten, enden nach polemischer Verallgemeinerung durch die Meinungsträger in Diffamierung und politischer Ausgrenzung.

Auch der Film "Operation Walküre", der 2009 in die Kinos kam, erfreute sich in Deutschland nur mäßiger Begeisterung – zu "inakkurat", zu "perfekt" war die Darstellung jener Helden um Claus Schenk Graf von Stauffenberg, die für ihr Volk und Vaterland die herrschende Diktatur stürzen wollten. Das misslungene Attentat auf Hitler jährt sich am 20. Juli zum 66. Mal. Kurz nach der Filmpremiere brach der Skandal um Tom Cruise's Zugehörigkeit zur Sekte Scientology aus und überschattete seine schauspielerische Leistung. Gleichzeitig erfüllte Quentin Tarantinos Actionstreifen "Inglorious Basterds" in Deutschland die ihm auferlegten Hoffnungen (die durch 7,7 Millionen Euro an Filmförderungen ausgedrückt wurden): Das ganze Land jubelte, als mit beispielloser geschichtlicher Ignoranz 160 Minuten lang Deutsche massakriert wurden.

Diese Tatsache macht über den Unterhaltungsbereich und somit auf einer lockeren, ehrlichen Ebene deutlich, wie das deutsche Volk und seine Regierung über diesen so aufzuarbeitenden Aspekt ihrer Geschichte denken, oder besser gesagt, denken wollen. Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ist in Deutschland, wie bei jeder Gelegenheit verkündet wird, tatsächlich noch nicht abgeschlossen – jedoch stellt sich die Frage, ob eine Weiterführung der aktuellen, offiziell betriebenen Bewältigung diese Vollständigkeit je erreichen wird. Die fast schon fanatische Bejubelung eines komplett fiktionalen Ereignisses, das jedoch mit der öffentlichen Gefühlslage dieser Zeit übereinstimmt, erinnert an Ergebnisse ausdrucksstarker (wenn auch inhaltsloser) Propaganda, die auf ein dafür adjustiertes Volk trifft.

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Stauffenberg fiel dem Versuch zum Opfer, sein Land vom Terror zu befreien und zu retten. Eine an sich ehrwürdige Tat: Doch in einem Land, in dem die dazugehörige nationale Einstellung nicht als politisch korrekt gilt, in dem gewalttätige Gruppen unbehelligt ihren Kampf für eine Einschränkung unerwünschter Meinungen führen dürfen und in dem Millionen für die "Bekehrung" politisch Andersdenkender eingesetzt wird, kann man keine besondere Begeisterung für einen Rebell und Freidenker erwarten – sollte er nicht zufällig zur gewünschten politischen Fraktion gehören.

BildDer Stilisierung des marxistischen Terroristen und Mörders Che Guevara, dessen Bildnis in unzählbarer Ausführung auf T-Shirts und Taschen nicht nur politisch gebildeter Jugendlicher zu finden ist, stellt sich nun ein kleines deutsches Unternehmen mit dem Namen Konmo entgegen: Stauffenbergs Portrait soll den Einzug in die Populärkultur schaffen und so das Gefühl des Kampfgeists für eine starke, freie Heimat allgegenwärtig machen.

Bildquelle: www.konmo.de

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